Ugrinic spielt sich ins unerwünschte Rampenlicht

ugrinic spielt sich ins unerwünschte rampenlicht

Ugrinic spielt sich ins unerwünschte Rampenlicht

Die Karriere von YB-Mittelfeldspieler Filip Ugrinic hing an einem seidenen Faden. Am Dienstag trifft der schweizerisch-serbische Doppelbürger wieder auf seine alte Liebe Roter Stern Belgrad.

Fünf Tage vor dem wegweisenden Rückspiel der Champions League gegen Roter Stern Belgrad sitzt Ugrinic mit drei Journalisten am Tisch. Er ist überrascht, ob des Interesses, was viel über seine Persönlichkeit aussagt. Dabei spielt er bislang bei den Young Boys eine überzeugende Saison und debütierte er am vorletzten Samstag gegen Kosovo (1:1) im Schweizer Nationalteam. Drei Tage später kam er in Rumänien (0:1) zu einem weiteren Kurzeinsatz. “Interviews sind nicht mein Ding, ich muss meistens dazu überredet werden”, sagt Ugrinic, der einzig auf dem Platz gerne im Rampenlicht steht.

Der 24-jährige Mittelfeldspieler besitzt auch den serbischen Pass, ein weiterer Punkt, der ihn vor dem Showdown gegen Roter Stern Belgrad zu einem interessanten Gesprächspartner macht. Der serbische Verband warb ebenfalls um ihn, das Gefühl und die grösseren Bemühungen gaben aber den Ausschlag zu Gunsten der Schweiz. “Gibt es als Doppelbürger überhaupt den richtigen Entscheid”, fragt Ugrinic in die Runde. “Darum war es kein Entscheid gegen Serbien, sondern einer für die Schweiz.”

Zu seiner Premiere in der Nationalmannschaft sagt er: “Es war speziell – wie ein Debüt im Profifussball. Es machte Spass, mit diesen Spielern auf dem Platz stehen und diese Erfahrungen sammeln zu dürfen. Aber klar hätte ich mir ein anderes Debüt gewünscht. Es war eine komische Stimmung nach der Partie.”

Apropos Doppelbürger. Was ist bei ihm typisch schweizerisch und was typisch serbisch? Zu ersteren Eigenschaften, er ist in der Schweiz aufgewachsen, zählt er Pünktlichkeit und Ordnung. Er gibt zu, einen “Putz-Tick” zu haben. Wegen seines Ordnungsfimmels wird er von Teamkollegen hie und da aufgezogen. Typisch serbisch sei vielleicht, dass er manchmal zu hitzig sei, etwas, das er während den Spielen in den Griff bekommen müsse.

Schwierige Zeiten

Dass er einmal ein Nationaltrikot bei den Grossen tragen würde, war für Ugrinic vor noch nicht allzu langer Zeit unvorstellbar. Zwar debütierte er am 15. Oktober 2016 im Alter von 17 Jahren für Luzern in der Super League. In der Folge ging es aber alles andere als steil bergauf. Im zweiten Teil der Saison 2017/18 kam er bloss noch viermal in der höchsten Liga zum Einsatz, einmal von Beginn weg.

In der darauffolgenden Spielzeit war Ugrinic am Anfang gesetzt, nach dem 10. November wurde er dann aber bloss noch zweimal kurz eingewechselt. Der im Februar 2019 neu geholte Trainer Thomas Häberli zählte nicht auf ihn, im Dezember war Ugrinic verletzt gewesen. In der Saison 2019/20 wurde er an den niederländischen Verein FC Emmen ausgeliehen, doch konnte er sich auch dort nicht durchsetzen.

“In dieser Zeit habe ich die grösste Entwicklung als Mensch gemacht”, blickt Ugrinic zurück. Nach der Rückkehr zu Luzern erhielt er vom damaligen Trainer Fabio Celestini, der heute beim FC Basel tätig ist, die Möglichkeit, sich neu zu beweisen. Diese wollte er unbedingt nutzen: “Ich hatte das Gefühl, ihm (Celestini) etwas zu schulden. Die Verbindung zu ihm ist speziell.” Ohne diese Chance wäre Ugrinic wohl in der Challenge League gelandet, “und dann weiss ich nicht, wie es herausgekommen wäre”.

Ein Sieg ist Pflicht

Die Geschichte von Ugrinic zeigt, wie schnell es insbesondere im Fussball in beide Richtungen gehen kann. Im Sommer 2022 wechselte er zu den Young Boys, mit denen er gleich das Double gewann und sich Ende August für die Champions League qualifizierte. In dieser geht es am Dienstag nun sozusagen um alles. Bezwingen die Berner Roter Stern nach dem 2:2 in Belgrad, geht es für sie in der Europa League weiter. Verlieren sie, beenden sie auch die dritte Gruppenphase in der Königsklasse auf dem vierten und letzten Platz. Bei einem Unentschieden fällt die Entscheidung am letzten Spieltag.

Ugrinics Familie stammt zwar nicht aus Belgrad, sondern von einem etwa zwei Stunden entfernten Dorf, jedoch schlug das Herz für Roter Stern. Als Kind hatte Filip Ugrinic ein Trikot des serbischen Rekordmeisters und war er “irgendwo durch” Fan dieser Mannschaft. Partien ging er allerdings nie schauen. Noch spezieller machte für ihn das Hinspiel, dass viele aus der Verwandtschaft ihn zum ersten Mal live sahen. Aus Respekt jubelte er nicht gross, nachdem er das 1:1 erzielte hatte.

Wichtiges Puzzleteil bei den Bernern

Am Dienstag ist es für Ugrinic abermals eine spezielle Begegnung, allerdings nicht, weil Roter Stern der Gegner ist, sondern wegen der Ausgangslage. Er ist überzeugt, mit einer konstanten Leistung als Sieger vom Platz zu gehen, denn es sei aufgrund der Euphorie im Stadion nicht einfach, “gegen uns im Wankdorf anzutreten”.

Dass Ugrinic spielt, dürfte so gut wie sicher sein. Er ist mit seiner Präsenz und seiner Zweikampfstärke ein wichtiges Puzzleteil im Team der Berner. Zudem ist er beidfüssig. Mit dem rechten Fuss fühlt er sich bei langen Bällen wohler, links schiesst er besser.

Mit der Zukunft beschäftigt sich Ugrinic nicht gross. Klar würde er gerne mal in einer der Top-5-Ligen auflaufen, er kann sich jedoch gut vorstellen, noch lange für YB zu spielen. Schliesslich weiss er, woher er kommt. So oder so dürfte er noch einige Male auch neben dem Feld im Rampenlicht stehen.

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