FBI jagt Schweizer Staatsbürger – jetzt spricht Vladislav Osipov

Vladislav Osipov wird von den USA beschuldigt, bei der Umgehung von US-Sanktionen gegen den russischen Oligarchen Viktor Vekselberg geholfen zu haben.

Vladislav Osipov steht im Zentrum eines internationalen Rechtsstreits. Der schweizerisch-russische Doppelbürger wird vom FBI beschuldigt, bei der Umgehung von US-Sanktionen gegen den russischen Oligarchen Viktor Vekselberg geholfen zu haben. Auf ihn ist ein Kopfgeld von bis zu einer Million Dollar ausgesetzt. Diese Anschuldigungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf Osipovs Leben und Karriere, wie er in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagt.

Im Februar 2024 erliess das FBI einen internationalen Fahndungsbefehl gegen Osipov. Ihm wird vorgeworfen, ein komplexes Netzwerk von Briefkastenfirmen aufgebaut zu haben, um die wahre Eigentümerschaft der millionenschweren Luxusjacht Tango zu verschleiern. Die US-Behörden behaupten, Osipov sei flüchtig – das weist Osipov entschieden zurück.

«Die Vorwürfe sind unbegründet»

Im Interview mit der «NZZ am Sonntag» erklärt er, dass er nicht untergetaucht sei, sondern wie gewohnt in Herrliberg ZH lebe, wo er seit über einem Jahrzehnt mit seiner Familie wohnt. «Die Vorwürfe der US-Behörden sind unbegründet und haben mein Leben und das meiner Familie nachhaltig verändert», so Osipov. Er berichtete, wie die Anschuldigungen dazu geführt haben, dass er seine geschäftlichen Aktivitäten nahezu einstellen musste und seine Bankbeziehungen gekündigt wurden.

Osipovs rechtliche Vertreter in den USA weisen darauf hin, dass die Anklagen und der Status als flüchtig nach der sogenannten «Fugitive-Disentitlement-Doktrin» es schwierig machen, seine Anträge gerichtlich prüfen zu lassen. Trotz dieser Herausforderungen beteilige sich Osipov aktiv an dem Verfahren, um seine Unschuld zu beweisen und die Vorwürfe zu entkräften.

«Ich war als Projektmanager tätig»

Die Verbindung zu Viktor Vekselberg, einem der reichsten Russen, der bereits 2018 auf die US-Sanktionsliste gesetzt wurde, ist besonders problematisch für Osipov. Seit 2015 betreut seine Firma die privaten Aktivitäten Vekselbergs in Europa. Doch Osipov betont, dass seine Dienstleistungen immer legal waren und auf sorgfältigen rechtlichen Bewertungen basierten. Er habe sich nie um das Vermögen von Vekselberg  oder dessen Entwicklung gekümmert. Er sei für ihn als Projektmanager tätig gewesen.

Das Leben des Schweizer Bürgers steht still, während er auf eine Entscheidung im amerikanischen Rechtssystem wartet. Er könne das Land nicht verlassen und befürchtet, dass er im Notfall nicht zu seinen Eltern in Russland reisen könne.

Er hat vier Optionen

Der Fall hat auch in der Schweiz für Aufsehen gesorgt, vor allem weil die übliche Praxis bei der Anklage eines Schweizer Bürgers durch ausländische Staatsanwälte darin besteht, ein formelles Rechtshilfegesuch an die Schweiz zu stellen – ein Schritt, der in diesem Fall ausbleibt.

Der Schweizer Anwalt David Zollinger von der Kanzlei Capt Zollinger erläutert die vier Möglichkeiten seines Mandanten Vladislav Osipov angesichts der aktuellen juristischen Lage in den USA. Erstens könnte ein US-Gericht überzeugt werden, die Anklage fallenzulassen, da keine Gesetze verletzt wurden. Zweitens besteht die Option eines «Deferred Prosecution Agreement» mit dem US-Justizdepartement, was das Verfahren unter Auflagen und einer Probezeit einstellen würde. Drittens könnte Osipov in die USA reisen, um sich dort dem Prozess zu stellen und auf «nicht schuldig» zu plädieren. Viertens bleibt ihm die Möglichkeit, ausschliesslich in der Schweiz zu bleiben, da das Risiko einer Festnahme und Auslieferung bei Auslandsreisen besteht. Die Schweiz selbst liefert ihre Staatsbürger nicht aus.