Eigentlich haben Hunde ein wärmendes Fell. Dennoch sieht man viele Vierbeiner, die beim Gassigehen einen Mantel tragen. Die Basler Tierärztin Gabrielle Brunner sagt, ob Winterkleider für Hunde mehr sind als ein Trend.
Sind Winterjacken für Hunde übertrieben oder notwendig?
Farbig, mit Fellkragen, gemustert oder gefüttert: Hundejacken gibt es in den verschiedensten Ausführungen. Manche belächeln einen Vierbeiner, der mit Daunenmantel durch die Stadt spaziert. Aber gerade in den Bergen, wenn man selbst warm eingepackt ist, stellt sich die Frage, ob Hunde ebenfalls einen Schutz brauchen. Tierärztin und Hundebesitzerin Gabrielle Brunner (50) aus Basel kennt die Antwort.
Oft heisst es, dass die Tiere aufgrund des Fells keine Jacke brauchen. Das sei nicht ganz korrekt, sagt Brunner. «Die Kälte kann manchen Hunden genauso zusetzen wie uns Menschen.» Wenn ein Hund dauernd friere, könne sein Immunsystem schwächer werden, was ihn unter anderem anfälliger mache für Infektionen wie eine Blasen- oder Lungenentzündung.
Wann Winterjacken sinnvoll sind
Ob ein Hund im Winter eine Jacke braucht beim Spazieren, hängt gemäss Brunner von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa der Beschaffenheit des Fells. «Hunde mit kurzen Haaren, die keine Unterwolle haben, frieren schnell.» Dazu gehören Dackel, Windhunde, Dalmatiner und English Pointer. Labradore, Huskys oder Schäferhunde, die ein dickes Fell mit viel Unterwolle haben, sind hingegen gut isoliert.
Ausserdem kommt es darauf an, in welcher Umgebung der Vierbeiner lebt. Die Expertin sagt: «Ein Hofhund, der ständig draussen ist und sich viel bewegt, baut mehr Unterwolle auf als ein Hund, der in der Stadt lebt und sich meist in einer beheizten Wohnung aufhält.» Auch das Alter spiele eine Rolle. «Sehr junge Hunde kühlen rasch ab, weil ihr Fell noch sehr dünn ist.» Alte Hunde seien wiederum anfällig für Kälte, weil die Durchblutung weniger gut funktioniere, das Immunsystem weniger stark sei und die Muskelmasse abnehme.
Ein weiterer Aspekt sind die Wetterverhältnisse. Gemäss Brunner können Hunde trockene Kälte besser wegstecken als feuchte. «Manchmal sind null Grad weniger schlimm als fünf Grad in Kombination mit Wind.» Ausserdem sei entscheidend, ob ein Hund kürzlich einen Infekt hatte oder an einer chronischen Erkrankung der Nieren oder Gelenke leide. Hunde mit Arthrose hätten bei Kälte stärkere Schmerzen. Es kann also sein, dass ein Hund nur in bestimmten Lebensphasen eine Jacke benötigt im Winter.
Der Ohren-Test
Brunner sagt: «Ob ein Hund friert, lässt sich am ehesten an seinen Ohren erkennen.» Diese sind – neben den Pfoten und dem Schwanz – die ersten Körperteile, die abkühlen. Du kannst also von Hand nachfühlen, ob es deinem Tier zu kalt ist.
Zum Schutz vor Kälte und Regen empfiehlt die Expertin ein Zwiebelschalen-Prinzip. «Ich ziehe meinen Hunden drei Schichten an.» Die unterste Schicht sei eine Art Thermomantel, die zweite sei ein dünner, eng anliegender Pullover und die dritte Schicht bestehe entweder aus einem Regenmantel oder einer dickeren Jacke, die wärmt und wasserdicht sei.
«Ich finde dieses Prinzip ideal, weil man eine Schicht reduzieren kann, sobald der Hund nach etwa 15 Minuten warmgelaufen ist», sagt Brunner. Für Hundebesitzer, denen drei Schichten zu kompliziert sind, gibt es auch Jacken, die wärmen und gleichzeitig vor Regen schützen.
Kriterien beim Kauf
Bei der Wahl der Jacke empfiehlt die Expertin, darauf zu achten, dass sie sich problemlos an- und ausziehen lässt. «Am besten sind Modelle, die man bei den Vorderbeinen wie einen Latz überstreifen und zuknöpfen kann.» Ausserdem sollte eine Jacke gut sitzen und keinen Körperteil einschnüren. Brunner sagt: «Es lohnt sich, die Jacke im Inneren nach abstehenden Nylonfäden oder harten, schürenden Kanten abzutasten.»
Bei einem kleinen Hund, wie einem Dackel, komme noch ein weiterer Aspekt hinzu. «Da sie sehr kurze Beine haben, ist es hier besonders wichtig, dass die Jacke den Bauch vor der abstrahlenden Kälte des Bodens schützt.»
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