INTERVIEW - «Leihmutterschaft wird angesichts von Paris Hilton oder Kim Kardashian glamourös vermittelt»

interview - «leihmutterschaft wird angesichts von paris hilton oder kim kardashian glamourös vermittelt»

Wanddekoration in einer Klinik ;mit Leihmutterschaftsprogramm in Anand. Indien erlaubt wegen der Skrupellosigkeit im einst boomenden Leihmuttergeschäft nur noch die Inanspruchnahme der altruistischen Variante dieser Dienstleistung für indische Ehepaare. Allison Joyce / AP

Birgit Kelle, Bayern hat nun als drittes Bundesland Gendersprache verboten. Sie haben 2015 in Ihrem Buch «Gender-Gaga» schon dagegen angeschrieben. Zufrieden?

Ich freue mich natürlich, dass jetzt Vernunft einkehrt.

Warum hat das so lange gedauert, so dass beispielsweise die Arbeiten von Studenten, die nicht gegendert haben, abgelehnt werden konnten? Ein Missstand, den Bayerns Verbot nun unter anderem bekämpft.

Es ist bei all diesen Debatten immer dasselbe: Viele denken lange: Das hat mit mir nichts zu tun. Erst wenn man selbst gezwungen wird, wenn es einem im Job, in der Schule, an der Uni aufgedrängt wird, realisiert die Mehrheit der Bevölkerung überhaupt, dass da ein Problem vorliegt.

Ihr neues Buch richtet sich gegen die Leihmutterschaft. Warum?

Wir haben diesen Markt sich entwickeln lassen, ohne überhaupt die Dimension und die Konsequenzen jemals richtig durchzudenken. Jetzt wird in einem globalen Geschäft mit verschiedenen Rechtssystemen alles genutzt, was irgendwie geht.

Das heisst?

In Deutschland – wie auch in der Schweiz – sind Eizellspende oder Leihmutterschaft verboten. Viele umgehen dieses Verbot, indem sie sich über Leihmütter Kinder im Ausland besorgen. Diese werden dort mit legalen Papieren versehen, um dann nach Deutschland zu kommen. Wir haben einen entgrenzten weltweiten Reproduktionstourismus.

Wie viele von Leihmüttern im Ausland ausgetragene Babys kommen nach Deutschland?

Weder auf deutscher noch auf europäischer Ebene hat man genaue Zahlen, weil die im Ausland geborenen Leihmutterkinder Geburtsurkunden haben, welche die Käufer als Eltern ausweisen. Das heisst, die Leihmutterschaft ist weder irgendwo vermerkt, noch wird sie statistisch erfasst. Die Bestellung eines Kindes findet nicht unter amtlicher Aufsicht statt wie bei einer Adoption, sondern in einem privatwirtschaftlichen Markt. Wir haben allerdings Angaben aus den Herkunftsländern: Etwa 3000 bis 3500 Babys verlassen jährlich die Ukraine. In den USA, wo Leihmutterschaft legal ist, geht man mittlerweile von zirka 10 000 Kindern im Jahr aus.

Die deutsche Regierung will nun die Eizellspende und die «altruistische» Leihmutterschaft legalisieren. Sie verweisen auf extreme Beispiele wie jenes, bei dem eine Grossmutter für ihre Tochter ein Mädchen austrägt und dieses und seine Mutter folglich Schwestern sind.

Das ist kein Extrembeispiel. Selbst Bundestagsabgeordnete, welche die Legalisierung vorantreiben, plädieren dafür, dass das möglich sein soll.

Was muss man sich unter «altruistisch» vorstellen? Hilfsbereitschaft?

Hilfsbereitschaft gibt es bei Leihmutterschaft eigentlich faktisch nicht, eine echte, sozusagen altruistische Leihmutterschaft findet statistisch wahrscheinlich eher im Promillebereich statt. Das ist nur eine Rechtfertigung für die Legalisierung.

Wie sieht die Realität aus?

«Altruistisch» heisst nur, dass die Leihmutter kein Geld für ihre Dienste nimmt. In England, wo seit über zwanzig Jahren nur die altruistische Leihmutterschaft erlaubt ist, kann die Leihmutter aber trotzdem bis zu umgerechnet gegen 30 000 Franken Aufwandsentschädigung bekommen – was dort einem durchschnittlichen Jahresgehalt im Niedriglohnbereich entspricht. Wie viel Geld zusätzlich fliesst, wissen wir nicht. Und natürlich bedeutet altruistisch nicht, dass niemand Geld verdient. Die Einzige, die zumindest theoretisch dabei nichts verdient, ist die Leihmutter. Alle anderen – die Ärzte, die Labore, die Agenturen, die ganze Infrastruktur – verdienen daran kräftig.

Das heisst, die altruistische Variante ist die denkbar schlechteste für die Frauen, die sich als Leihmutter zur Verfügung stellen?

Man zieht sie auch noch über den Tisch. Aus politischer Sicht müsste man das doppelt ablehnen. Weil die, die das ganze gesundheitliche und seelische Risiko trägt, die Einzige wäre, die nichts bekommt, während alle anderen an ihrer Schwangerschaft verdienen.

Was die deutsche Regierung jetzt legalisieren will, ist also eine Mogelpackung?

Die Politik stellt diese angeblich selbstlose, nicht kommerzielle Variante in den Vordergrund, um dem Argument zu begegnen, dass hier Kinder verkauft würden – nach dem Motto: Es fliesst ja gar kein Geld, also ist es kein Menschenhandel mehr.

Ist es nicht übertrieben, von Menschenhandel oder Kolonialismus zu sprechen? Müssen Sie polemisieren, damit Sie gehört werden bei diesem Thema?

Das ist für mich keine Polemik, sondern die leider sehr ernst gemeinte Beschreibung einer Praxis, bei der man ein Kind aus dem Katalog, aus Datenbanken Eizell-Spenderin, Samenspender und Leihmutter aussucht. Dann bestellen Sie das Ganze. Sie überweisen das Geld und kriegen das fertige Kind. Mit Verlaub, das ist Menschenhandel, was übrigens Berichte der EU oder der Uno bestätigen. Ich spreche auch von Prostitution 2.0, denn es ist leider bitterernst, dass hier Frauen gerade in ärmeren Ländern oft ihre Körper verkaufen, weil sie in einer verzweifelten Lage sind.

Bei der Prostitution lautet ein feministisches Argument, dass man jeder Frau ihre Individualität zugestehen müsse, weil Opferrhetorik diese Frauen entmündige.

Einmal den nordamerikanischen Markt ausgenommen, funktioniert der gesamte sonstige Weltmarkt der Leihmutterschaft genau nach diesem Geschäftsmodell. Man nehme eine Frau in Not und mache ihr ein Angebot. Damit greifen hier ähnliche Mechanismen wie bei der Prostitution: Frauen in Notlagen, ohne Einkommen, Frauen in prekären Situationen, die in Armut mit Kleinkindern dastehen, werden ausgenutzt. Ein Honorar von 5000 Euro mag in Georgien oder in der Ukraine sehr viel Geld bedeuten. Für den Kunden aus der ganzen Welt ist es supergünstig, wenn er dort für ein Kind zwischen 35 000 und 60 000 Euro bezahlt. Dagegen bekommen sie in den USA, wo so viel Geld wie nirgendwo sonst verdient wird, mit Leihmutterschaft unter 100 000 Euro kein Kind. Die Preise gehen dort hoch bis 300 000 Euro. Also Altruismus und Hilfsbereitschaft sind da nicht erkennbar. Zudem wissen viele Frauen gar nicht, auf was für ein körperliches und auch seelisches Risiko sie sich einlassen.

Können Sie das bitte einmal schildern?

Die Gefahr einer Schwangerschaftsvergiftung ist doppelt so hoch, weil die Leihmutter einen Embryo eingesetzt bekommt, wofür zuerst eine hormonelle Überstimulation gemacht werden muss. Weil die Eizelle nicht von der Frau selbst ist, also genetisch fremd, versucht der Körper sie abzustossen, ähnlich wie Organempfänger müssen die Frauen Immunsuppressiva nehmen. Bei den ganzen Medikamenten, die eine Leihmutter nehmen muss, liegt die Erfolgsrate pro Embryo immer nur bei 25 Prozent. Oft müssen mehrere Versuche gemacht werden. Das ist eine unglaublich harte Prozedur mit starken gesundheitlichen Folgeschäden.

Birgit Kelle

Von der Autorin gerade erschienen: «Ich kauf mir ein Kind. Das unwürdige Geschäft mit der Leihmutterschaft». Finanzbuch-Verlag, München 2024. 256 S., Fr. 27.90.

Welche Probleme betreffen diese Kinder?

Wir wissen, dass das Kind die Stimme, den Herzschlag der Mutter schon vor der Geburt kennt. Es hört seine Umgebung möglicherweise auch schon. Es ist also bei der Geburt eine Bindung da.

Wäre das nicht eigentlich das Hauptargument gegen Leihmutterschaft, weil das Kind unmittelbar nach der Geburt von der Mutter getrennt wird, um bei dieser keine weiteren Gefühle zu evozieren?

Ja, das ist ein Trauma, und es geht nach der Geburt weiter. Das Stillen ist ja in der Regel nicht möglich, obwohl wir wissen, dass gerade die ersten Wochen Stillen sehr wichtig wären. Das Bonding findet einfach nicht statt. Das Kind wird aus seiner Perspektive völlig wildfremden Menschen übergeben. Bei Leihmutterschaft schaffen wir wissentlich und bewusst defizitäre Situationen für die Kinder.

Inwiefern würde eine Legalisierung in Deutschland die Leihmütter besser absichern und würdigere Bedingungen schaffen?

Überhaupt nicht. Denn alles, was zum Beispiel in Deutschland nicht erlaubt wäre, könnten sie einfach hinter die Grenze verlegen. Die Zeugung des Embryos können sie jetzt schon in Spanien, den Niederlanden, Georgien oder in der Ukraine machen. Man nennt das eine hybride Leihmutterschaft, wenn man die Gesetzgebung jener Länder nutzt und das Genmaterial oder die Schwangere zum Befruchten quer um die Welt fliegt. Das ist alles auf einem globalen Markt nicht einzuschränken.

Sie führen in Ihrem Buch sehr viele Beispiele auf – vom behinderten Zwilling, der von den Besteller-Eltern nicht abgeholt wird, über einen Japaner, der sich zehn Kinder bestellt, und die Frau, die sich mit dem Samen des verstorbenen Sohnes befruchten lässt, bis hin zum Pädophilen, der sich ein Kind kauft, um es zu missbrauchen. Warum findet man bei Ihnen keine Geschichten von glücklichen Familien?

Die positiven Beispiele überwiegen bereits jetzt in der Öffentlichkeit. Medial wird Leihmutterschaft in den Geschichten von Paris Hilton oder Kim Kardashian glamourös vermittelt und nicht hinterfragt. Deswegen muss man eben gerade auch die Kollateralschäden aufzeigen, die mit einer Legalisierung einhergehen.

Was würde also eine Legalisierung in Deutschland ändern?

Wenn Sie die altruistische Variante einmal legalisiert haben, werden Sie die feministische Debatte draufbekommen: Warum sollten denn die Frauen nicht entlohnt werden dafür, schliesslich sei das ja nichts Unanständiges, ganz abgesehen vom zeitlichen Einsatz und vom körperlichen Risiko. Zudem wird der Embryonenschutz, den man in Deutschland noch aufrechtzuerhalten versucht, abgeschafft. Geschlechterselektion, Behinderungen ausschliessen, all das findet jetzt schon weltweit statt und rückt dann näher. Jene Politiker, die altruistische Leihmutterschaft in Deutschland erlauben wollen, argumentieren, dass all diese Dinge nicht stattfinden werden. Das ist gelogen.

Worin liegt der Sinn, etwas auf enger Basis zu legalisieren, was ohnehin bereits jeder im Ausland beanspruchen kann?

Es ist zum Teil auch einfach eine Lobbyarbeit für die LGBT-Rechte, weil natürlich ein grosser Anteil der Kunden schwule Männer sind, die selber kein Kind austragen können, während lesbische Paare das mit einer Samenspende können. Schwule Paare sind eine relevante Kundengruppe, welche auch für eine Legalisierung kämpfen.

Das heisst, hier setzt sich die Identitätspolitik fort.

Es ist die logische Folge: Zuerst wurde die Ehe für alle legalisiert, jetzt geht es weiter nach dem Motto: Wenn wir heiraten können, dann wollen wir jetzt auch Kinder. Man versucht ja sowieso, die Biologie ständig für nichtig zu erklären: Jeder darf eine Frau sein, also darf auch jeder eine Mutter sein. Also darf jeder Eltern sein. Es ist egal, wer ein Kind grosszieht, Hauptsache, es wird geliebt. Diese Argumentationslinie finden wir ja bei allen Debatten zur sogenannten Vielfalt der Familienform. Gleichzeitig darf man nicht verkennen, dass Frauen den Kinderwunsch so lange aufschieben, bis die biologische Uhr eben abgelaufen ist. Aber genaue Statistiken über die Zusammensetzung der Kundschaft kann Ihnen niemand geben, weil das ein diskretes Geschäft ist.

Liegt darin nicht ein Widerspruch, wenn einerseits in Deutschland nach dem von der «Ampel» angestrebten Selbstbestimmungsgesetz 14-Jährige ihr Geschlecht ohne Einbezug der Eltern selber bestimmen dürfen sollen und andrerseits Eltern dank Leihmutterschaft möglicherweise irgendwann Geschlechterselektion betreiben können?

Das zeigt, dass die Biologie eben doch relevant ist. Jeder Reproduktionsmediziner kann das Geschlecht eines Kindes übrigens sehr genau bestimmen. Das ist alles eine verlogene Debatte.

Was ist mit dem Paar, das genetisch bedingt Gefahr läuft, ein todkrankes Kind zu bekommen? Würden Sie diesem nicht eine Leihmutterschaft ermöglichen wollen?

Nein, wirklich nicht, so tragisch es ist. Wir müssen als Gesellschaft wieder lernen zu akzeptieren, dass wir manche Dinge, die wir nicht haben können, dann auch nicht erzwingen. Kinder werden hier zu Verbrauchsmaterial, zu Wegwerfmaterial. Es werden Kinder abgetrieben, weil sie das falsche Geschlecht haben, weil man sie für krank erklärt. Es lagern mittlerweile Tausende überzähliger Embryos in Kühlschränken und werden dann der Wissenschaft übergeben. Das wird alles auch in Deutschland passieren, wenn wir anfangen, es im kleinen Rahmen zu legalisieren.

Woher kommt es, dass die Ampelregierung derzeit so viele Gesetze neu auflegt? Neben dem Selbstbestimmungsgesetz sollen altruistische Leihmutterschaft und Eizellspende legalisiert werden. Und bei der Abtreibung soll die Strafbarkeit wegfallen, Stichwort Paragraf 218.

Die Ampelregierung hat sich Sozialpolitik und Gesellschaftspolitik auf die Fahnen geschrieben. Wir haben in gewisser Weise eine Kulturrevolution, die gerade durchgedrückt wird. Bei diesen Themen herrschte bei den drei Ampelparteien Grüne, SPD und FDP schon immer ein relativ breiter Konsens. Jetzt wollen sie diese Lieblingsprojekte auf Biegen und Brechen durch den Bundestag bekommen.

Was ist mit dem Demokratiefördergesetz, einem Lieblingsprojekt von Familienministerin Paus und Innenministerin Faeser?

Dieses Demokratiefördergesetz zählt genauso zur ideologischen Politik der Ampelregierung, weil es dauerhaft staatliche Alimentierung ermöglichen soll für jene, die für Vielfalt, Antidiskriminierung oder auch im Sinne der LGBT-Lobby arbeiten.

Der Kampf «gegen Diskriminierung» beziehungsweise «gegen rechts» bringt Dinge hervor wie das Berliner Register, wo man «Vorfälle unter der Strafbarkeitsgrenze» melden kann. In einer Schule in Mecklenburg-Vorpommern wurde eine 16-Jährige wegen politischer Aussagen von der Polizei aus dem Unterricht geholt. Wohin entwickelt sich die deutsche Gesellschaft?

Was der herrschenden Ideologie zuwiderläuft, wird zunehmend als demokratiefeindlich gebrandmarkt. Es ist absolut erschreckend, zumal vieles davon auch unter den Augen der Christlichdemokraten funktioniert. Die ersten Meldestellen für angebliche Hassdelikte «unterhalb der Strafbarkeitsgrenze» sind eingerichtet worden in Nordrhein-Westfalen, wo Schwarz-Grün unter dem CDU-Ministerpräsidenten Wüst regiert. «Unterhalb der Strafbarkeitsgrenze» heisst normalerweise «legal». Wir führen jetzt also Meldestellen, wo man legale Meinungsäusserungen seiner Mitbürger melden soll. Nicht zufällig erinnert vieles an die DDR.

Es wird schon länger darüber debattiert, dass man in Deutschland nicht mehr sagen darf, was man denkt, wobei es beim Thema bis anhin eher um soziale Ausgrenzung missliebiger Meinungen ging. Nun wird das Ganze staatlich erfasst und also offiziell relevant?

Ja, das hat jetzt eine neue Qualität. Wir haben eine Innenministerin, die mit dem «starken Staat» droht, und einen Verfassungsschutzpräsidenten, der neue Tatbestände wie die «Delegitimierung des Staates» erfindet. Mit Verlaub: In einer Demokratie darf ich den Staat kritisieren. Ich darf die Regierung kritisieren. Das macht die Demokratie aus, dass ich dafür eben nicht verhaftet werde. Neuerdings wird es mir aber als Demokratiefeindlichkeit ausgelegt, wo ich eigentlich genaugenommen die Demokratie nutze.

Einerseits legalisiert man hier Vorgänge, die ausgerechnet Staaten wie Indien oder Thailand, wo Leihmutterschaft einst boomte, bereits wieder rigoros eingeschränkt haben. Andrerseits verbietet man den Leuten, zu sagen, was sie denken.

Wir erleben in der Tat eine politische Schizophrenie. Eine Linke versucht nahezu radikal, die Menschen – über Fleischverbote, Autofahrverbote, Heizungsreglementierung bis zum zwangsweisen Veggie-Day – bis ins Privatleben hinein zu lenken. Wir legalisieren aber das Kiffen. Während man die Frage, ob jemand Auto fährt und noch Diesel tankt, inzwischen zu einem moralischen Problem erhoben hat, blendet man die Moral bei bioethischen Fragen – Wo beginnt das Menschsein? Dürfen wir Menschen künstlich erzeugen, egal wie, egal, was es kostet? Dürfen wir mit dem Erbgut des Menschen machen, was wir wollen? Dürfen wir Kindern neue Eltern zuteilen? – komischerweise aus der Debatte aus.

Wie gross, glauben Sie, ist die Chance, dass das Leihmutterschaftsgesetz durchkommt?

Ich halte diese Legalisierung für wahrscheinlicher als das Selbstbestimmungsgesetz. Weil es geräuscharmer daherkommt. Beim Selbstbestimmungsgesetz können die Leute die schwerwiegenden Folgen gerade für Frauen und Mädchen gut abschätzen. Die Dramatik beim Thema Leihmutterschaft ist der breiten Bevölkerung überhaupt nicht klar. Da wird das eher nach dem Motto abgehandelt, es gehe bei der altruistischen Variante nicht um Geld, sondern um Familie und Kinderglück.

Was würde sich im gesellschaftlichen Verständnis von Familie verändern?

Ich sehe das auf ein gestörtes Eltern-Kind-Verhältnis hinauslaufen. Wir haben jetzt schon Zehntausende von Kindern, die mit dieser Methode auf die Welt gebracht wurden. Wir haben Geschwisterkinder, die beobachten, dass ihre Mütter Kinder austragen, die sie anschliessend gegen Geld weggeben. Wir haben Kinder, die irgendwann als Erwachsene realisieren, dass ihre Mutter sie verkauft hat. Wir erziehen Müttern ihren Mutterinstinkt systematisch ab. Man muss seine eigenen Muttergefühle abspalten, damit man es übers Herz bringt, ein Wesen, das man neun Monate gespürt hat, einfach zu übergeben. Das heisst, wir ziehen Kinder gross, die nicht mehr sicher sein können über die hundertprozentige Solidarität ihrer Eltern – da reden wir von Urvertrauen. Wir wissen nicht, was das langfristig mit der Psyche von Kindern und mit derjenigen von Frauen macht. Ich wurde letzthin von einem TV-Moderator gefragt, warum das alles so schlimm sei, das sei doch, wie eine Putzfrau zu engagieren. Was ist das überhaupt für ein Frauenbild?

Dass man die Eizelle von einer Frau nimmt, aber eine andere Frau die Leihmutterschaft übernimmt, wäre ja oft nicht notwendig. Warum macht man das?

Das ist inzwischen Standard, um genetische Verwandtschaft zwischen der Leihmutter und dem ausgetragenen Kind zu vermeiden und damit den juristischen Anspruch der Leihmutter auf das Kind zu verringern. Ich halte das im Übrigen auch für eine Selbstrechtfertigungsstrategie, mit der man sich das moralisch zurechtlegt. Ich glaube allerdings, dass viele von denen, die auf diese Weise ein Kind kaufen, insgeheim schon wissen, dass sie Grenzen überschritten haben.

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