Beim Phänomen Shrinkflation handelt es sich nicht um eine offensichtliche Preiserhöhung, der Preis eines Produktes wird nicht angehoben. Shrinkflation passiert dann, wenn Konsumentinnen und Konsumenten für denselben Preis weniger eines Produktes erhalten.
«Im strafrechtlichen Sinne ist es kein Betrug, es ist jedoch eine hinterlistige Täuschung», sagt Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) in der SRF-Sendung «Kassensturz». Der «Kassensturz» zeigte gemeinsam mit RTS auf, wie dreist Grossverteiler wie Migros oder Coop vorgehen.
Shrinkflation
Bei Shrinkflation handelt es sich um ein Kofferwort aus dem englischen Begriff «shrink» (schrumpfen) und Inflation. Die Inflation wird verborgen, indem Verbraucher für denselben Preis weniger Menge erhalten. Im deutschsprachigen Raum wird auch der Begriff Schrumpflation verwendet. |
Eines der Beispiele bezog sich auf den bekannten Kiri-Frischkäse. Die Analyse zeigte, dass die Menge einer Packung von 160 auf 144 Gramm geschrumpft ist. Dies bei gleichbleibendem Preis. Unter dem Strich eine Verteuerung von 11 Prozent.
Wurde teurer: der Kiri-Frischkäse.
Ebenfalls 11 Prozent beträgt der Preisaufschlag bei einer Margarine von Becel. Der Inhalt einer Packung wurde bei gleichem Preis um 25 Prozent reduziert. Ein weiterer Fall: Seit eine Tampax-Packung nur noch 20 statt 22 Tampons beinhaltet, müssen die Konsumentinnen 10 Prozent mehr bezahlen.
«Die Leute ärgern sich, weil Detailhändler jeweils sehr aufwändig Preissenkungen bekannt geben, Preiserhöhungen hingegen werden jeweils sehr gut kaschiert, so dass man es kaum merkt», so Stalder von der SKS.
Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz.
Auch bei den Rohstoffen wird teilweise gespart. Cookies von Milka wurden früher beispielsweise mit Sonnenblumenöl produziert, neu wird das günstigere Palmöl verwendet. «Das ist üblich», so Stalder.
Im «Kassensturz» wird erwähnt, dass in Frankreich gewisse Detailhändler bei entsprechenden Produkten Warnhinweise anbringen würden, mit der Information, man sei daran, die Preise neu zu verhandeln. In der Schweiz ist dieses Vorgehen nicht zu beobachten. Stalder erklärt dies unter anderem mit der viel höheren Teuerung in den umliegenden Ländern, welche die Detailhändler gezwungen habe, etwas zu unternehmen. Die Shrinkflation in der Schweiz sei deutlich kleiner.
Interessant ist das Beispiel eines Bordelaise-Fischfilets von Manor. Für den gleichen Preis gibt es neu nur noch 380 statt 400 Gramm Fisch. Der Detailhändler begründet dies mit einem verbesserten Rezept und auch einer verbesserten Packung, neu sei der Fisch nicht mehr in einer Alu-, sondern einer Kartonschale.
Das verteuerte Fischfilet.
«Relativ gut kaschiert»
Bei Migros und Coop, die den Bordelaise-Fisch ebenfalls anbieten, sei der Preis nach der Mengenreduktion nach unten angepasst worden. Dies zeigt: Günstigere Preise sind möglich. Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz sagt dazu im Hinblick auf weitere Produkte: «Die grossen Detailhändler sind mächtiger, als sie es vorgeben. Sie könnten bessere Preise aushandeln. Das wäre überfällig, gerade um die Hochpreisinsel Schweiz zu bekämpfen.»
Ein offensichtliches Beispiel für Shrinkflation, das zum Schuss in den Ofen wurde, ist dasjenige von Coca-Cola. Vor einigen Jahren waren in einer Cola-Flasche statt 500 Millilitern plötzlich nur noch 450 Milliliter, der Preis blieb gleich. Als die Kritik zu gross wurde, krebste Coca-Cola zurück und erhöhte die Menge wieder auf die üblichen 500 Milliliter.
Hat es mit der Shrinkflation übertrieben: Coca-Cola.
Während sich die Regierung Frankreichs bemüht, der Shrinkflation entgegenzuwirken, schauen Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz in die Röhre. Die Stiftung für Konsumentenschutz sei angewiesen, dass entsprechende Produkte gemeldet werden. «In der Schweiz sind von Shrinkflation betroffene Produkte relativ gut kaschiert.» (rst)
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