Ex-Spieler befragen Ottmar Hitzfeld zum 75. Geburtstag: «Es gab für mich keinen Ersatz für Siege»

Im grossen Interview seiner Ex-Spieler zum Geburtstag sagt Ottmar Hitzfeld, warum er einst Giovane Elber drastisch büsste, er ein Angebot von Real Madrid ausschlug und auf welche zwei Aktionen in seiner Karriere er nicht stolz ist.

ex-spieler befragen ottmar hitzfeld zum 75. geburtstag: «es gab für mich keinen ersatz für siege»

«Es gab für mich keinen Ersatz für Siege»

Stéphane Chapuisat (54): Ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag. Wie viele Stunden hast Du in der Nacht nach dem Champions-League-Sieg 1997 in München gegen Juventus geschlafen und wie lange den Sieg in den Tagen danach gefeiert?

Hitzfeld: Vielen Dank für die guten Wünsche. Nach diesem historischen Sieg in München habe ich keine Minute geschlafen. Selbst als ich nach den Feierlichkeiten auf dem Platz und der Medienarbeit im Hotelzimmer war, konnte ich kein Auge zu tun. Zu viel Adrenalin. Und in den Tagen danach ging es so weiter. Ich glaube, wir waren alle wie in Trance und feierten schier endlos. Der Konvoi durch Dortmund mit über 100’000 Menschen in gelb-schwarz – das ist unvergesslich.

Alex Frei (45): Wie hast Du es über die Jahre geschafft, nie die Fassung zu verlieren?

Danke für die Frage und das damit verbundene Kompliment. Ich verdiene dies jedoch nicht vollumfänglich, denn auf zwei Aktionen kann ich nicht wirklich stolz sein. An der WM 2010 in Südafrika wurde im zweiten Gruppenspiel Valon Behrami früh vom Platz gestellt, für eine relative Bagatelle, provoziert von Schlitzohr Vidal. Dazu zeigte der Schiedsrichter noch neunmal gelb und ich sagte hinterher an der Pressekonferenz, dass solche Leute besser beim Strandfussball als an WM-Endrunden pfeifen sollten. Und 2012 zeigte ich einem spanischen Schiedsrichter den Stinkefinger. Ich war sowas von stinkesauer, weil der Norwegens Spielern zu viel durchgehen liess, insbesondere auch eine klare Behinderung an unserem Torhüter Benaglio, was ihnen den Ausgleich zum 1:1 ermöglichte. Wie gesagt: Keine feinen Gesten von mir, denn als Trainer steht man im Fokus und hat Vorbildfunktion. Aber in solchen Situationen will man einfach voll für die eigene Mannschaft da sein. Das soll jedoch eher Erklärung als Entschuldigung sein.

Wie konntest Du abschalten oder einen Ausgleich finden zum Fussball?

Offen gestanden: Das konnte ich ganz schlecht. Ich war mit meiner Frau im Theater, ich las zu Hause abends in der Stube auch Bücher, ich liebe ja Krimis, aber ich ertappte mich sehr, sehr häufig dabei, dass ich den Fall im Buch gedanklich verlassen hatte und überlegte, welche Taktik und Aufstellung für das kommende Spiel die beste sei.

Steve von Bergen (40): Herzliche Gratulation zum Geburtstag! Wie wurde der legendäre beige Mantel zum Glücksbringer und trägst Du ihn heute noch?

Danke für die Gratulationen. Den Trenchcoat trug ich im Mai 1997 beim Champions-League-Final mit Borussia Dortmund gegen Juventus Turin. Wir siegten 3:1, holten den Titel, aber mit dem beigen Mantel hatte das niemand in Verbindung gebracht. Als ich ihn später für Spiele mit der Schweizer Nati wieder aus dem Keller holte, schrieb der «Blick» die Glücksbringer-Geschichte. Mit doppeltem Happy End übrigens. Ich konnte damit eine Rekrutierungskampagne der Basler Polizei unterstützen und ihn später für einen guten Zweck versteigern.

Johan Djourou (36): Wir starteten 2008 in die WM-Qualifikation mit einem 2:2 in Israel und einem 1:2 gegen Luxemburg. Beim ersten Teamzusammenzug danach sprach Roger Federer zur Mannschaft und trug zur doch noch erfolgreichen WM-Qualifikation bei. Wie kamen Sie auf diese super Idee?

Ich wusste, ich musste im Zusammenzug vor den Spielen gegen Lettland und in Griechenland etwas Besonderes machen. Die Spieler kamen ja alle von ihren Klubs und die Niederlage mit der Nationalmannschaft gegen Luxemburg war ziemlich weit weg. Ich wollte den unbedingten Fokus auf die Besonderheit der Situation legen, in der wir uns befanden. Und alles dafür tun, dass wir sechs Punkte holen konnten. Die Idee mit Roger entstand, als ich realisierte, dass er morgens jeweils seinen Sparringpartner abholte, der im gleichen Hotel wie wir logierte. Roger war sofort bereit für den Besuch bei uns und holte die Spieler mit seinen Ausführungen ab, in denen er etwa erklärte, wie viel Aufwand er in der Hitze von Dubai im Training betrieb oder wie sehr er auf dem Platz exponiert sei und schwierige Situationen zu meistern habe. Ein absolut grossartiger Sportler und vor allem auch Mensch!

Michel Pont (69): Lieber Ottmar, nachdem Du die Generation Xhaka, Shaqiri, Rodriguez etc. 2011 lancierst hast und wegen unserer Leistung im WM-Achtelfinal gegen Argentinien in Brasilien habe ich davon geträumt, in Frankreich 2016 Europameister zu werden. Denkst Du, wir hätten dieses Ziel erreicht, wenn wir weitergemacht hätten?

Lieber Michel, ich weiss natürlich, wie gerne du in Frankreich diese EURO bestritten und möglichst erfolgreich gestaltet hättest. Welche Bedeutung diese Endrunde für die Romandie hatte, wurde mir bei einem Besuch in der Sendung «Sport Dimanche» von RTS schon früh bewusst. Ich wurde vom Sportchef mit den Worten empfangen: «Monsieur Hitzfeld, vous avez une mission». Und die Mission war natürlich: Frankreich an der EURO in Frankreich schlagen… Aber für mich wurde im Oktober 2013 auf dem Flug zum WM-Ausscheidungsspiel Albanien – Schweiz klar: Nach der Endrunde 2014 in Brasilien ist Schluss. Und ich glaube, wir dürfen sehr stolz sein, dass wir das Team unseren Nachfolgern in sehr guter Verfassung übergeben konnten. Das war und ist auch dein Verdienst – und das des gesamten grossartigen Staffs.

Mit einigem Abstand und der Erfahrung Deiner immensen Karriere – hättest Du irgendetwas anders gemacht?

Mensch, Michel, du stellst Fragen, wie ich sie nur von Journalisten kenne (lacht)! Die Antwort lautet: Nein. Natürlich war auch ich im Nachhinein oft klüger. Aber in den Augenblicken, in denen ich als Klub- oder Nationaltrainer Entscheidungen zu treffen hatte, waren diese bestmöglich abgewogen.

Peter Gilliéron (70): Lieber Ottmar, wie viele andere habe ich immer Deine Ruhe auch in schwierigen Situationen bewundert; war das nur gespielt und hat es im Innern doch gebrodelt?

Es ist ja kein Geheimnis, dass Vorgesetzte oder im Fussball eben Trainer besonders in schwierigen Situationen gefordert sind. Da hilft ein kühler Kopf in der Regel mehr als heisses Blut. Natürlich hat es in mir oft gebrodelt, ich hatte mich ja auch nicht immer zu 100 Prozent im Griff, aber zumeist blieb ich ruhig und faktenbezogen. Mein Mediensprecher bei der Nationalmannschaft sagte mir einmal, ich komme ihm vor wie ein Simultanschachspieler, weil ich in den Halbzeitpausen der Spiele jeweils von Spieler zu Spieler ging und allen auf Basis ihrer Leistungen der ersten Spielhälfte kurze und klare Anweisungen für die zweite gab. Und ja, ich bin schon klar der Meinung, dass kein Argument besser wird, wenn es schreiend statt ruhig und sachlich vorgetragen wird.

Admir Mehmedi (32): Was ging Ihnen durch den Kopf als Dzemaili den Pfosten gegen Argentinien traf und der Nachschuss nicht drin war?

Hitzfeld: Ich war wie gelähmt, konnte es gar nicht fassen. Aber so brutal kann Fussball sein. Was untrennbar mit dieser Szene verbunden bleibt, ist der Stolz auf die Mannschaft. Sie hatte heroisch gekämpft, unsere Taktik mit enorm viel Aufwand bei grosser Hitze in Sao Paolo umgesetzt, und sie kam selbst nach dem 0:1 in der 116. Minute nochmals zu grossen Möglichkeiten. Dieses Aufbäumen, dieser Erfolgshunger – das hat mir enorm imponiert.

Valon Behrami (38): Für mich warst du fussballerisch top und menschlich der beste Trainer meiner Laufbahn. Wie wichtig waren dir persönliche Verbindungen zu den Spielern im Vergleich zu den technischen-taktischen Aspekten?

Danke für dieses schöne Kompliment, Valon, das freut mich sehr. Ja, für mich war immer der Mensch das Wichtigste. Es ging um Tore, Taktik, Technik, Druck, Siegen oder Verlieren. Es hiess auch oft, Spieler würden viel Geld verdienen und müssten mit all diesen Facetten umgehen können. Aber für mich war jeder Fussballer, ob im Klub oder in der Nationalmannschaft immer zuerst Mensch. Und darum unterhielt ich mit all meinen Spielern Beziehungen, Verbindungen, Kontakte. Ich wollte wissen, wie es ihnen geht, im Klub wie privat, damit ich sie möglichst effizient unterstützen konnte in ihren Karrieren.

Blerim Dzemaili (37): Ich weiss, ich hätte Ihre Karriere verlängern können, wenn ich im WM-Achtelfinal 2014 gegen Argentinien meine grosse Kopfballchance genutzt hätte. Wie oft haben Sie diese Szene im TV noch angeschaut und was ging Ihnen durch den Kopf?

Naja, ich musste realistischerweise davon ausgehen, dass meine Trainerlaufbahn mit einer Niederlage an dieser WM 2014 in Brasilien zu Ende gehen würde. Dass wir gegen den nachmaligen Finalisten nur ganz knapp verloren, spricht ganz stark für die Schweiz und ihre Leistung an jenem 1. Juli in Sao Paolo. Die Szene mit deiner Kopfballchance habe ich mir gar nicht mehr oft anschauen müssen, sie hatte sich schon im Stadion für immer in meinem Kopf ihren Platz gesichert. Was für mich noch heute zählt, ist die Tatsache, dass wir uns diese Chance überhaupt erarbeitet haben; dass wir diese grosse Mannschaft so kurz vor der Viertelfinalqualifikation nochmals in derartige Schwierigkeiten bringen konnten.

Dein letztes Spiel an der Seitenlinie war der Achtelfinal gegen Argentinien im Juli 2014. Ich nehme an, dass es seitdem an Anfragen für ein Comeback nicht gemangelt hat. Hast Du nie gezögert und Dir doch einmal überlegt, zurückzukehren?In der Tat gab es Anfragen, sportlich sehr attraktive und finanziell unfassbar attraktive. Aber mein Entscheid war ein wohl gereifter. Darum gab es für mich kein Zurück auf die Trainerbank.

Gelson Fernandes (37): Du hast immer gesagt, Du wolltest nach der Karriere Zeit haben für Deine Familie. Wie geht’s Deinen Grosskindern?

Das habe ich wunderbar umsetzen können. Ich bin mit meiner Frau oft bei der Familie meines Sohns in München und bei den drei Grosskindern. Über Weihnachten und Neujahr haben wir uns alle in Engelberg gesehen. Wunderschön. Die zwei Jungs und Carlotta halten Oma und Opa schön auf Trab … (schmunzelt).

Wie hast Du es geschafft, uns mit derartiger Leidenschaft, Leadership und Konzentration auf den WM-Achtelfinal 2014 gegen Argentinien einzustimmen und uns dann zu coachen und anzuleiten, nachdem Dein Bruder in der Nacht vor dem Vortag des Spiels gestorben war?

Ich wollte das ja erst vor der Mannschaft geheim halten, aber eine Zeitung machte just am Spieltag publik, dass mein 81-jähriger Bruder Winfried seiner schweren Krankheit erlegen war. Mein Mediensprecher informierte mich umgehend, und wir beschlossen, dass ich am Morgen des Spieltags im Frühstücksraum von Tisch zu Tisch gehen würde. Ich gab jedem Spieler die Hand und spürte die Anteilnahme von allen. Es war auch für sie und den Staff eine schwierige Situation. Aber danach konnten wir uns sehr gut auf das Spiel vorbereiten und unsere Taktik hervorragend umsetzen. Leider mussten wir in der Verlängerung das 0:1 hinnehmen und schieden aus. Aber ich weiss noch, wie nach dem Treffer von Di Maria gefühlt alle argentinischen Spieler, Betreuer, Physios und Ärzte von der Bank aufs Feld stürmten und jubelten – so erleichtert war diese grosse Fussball-Nation über ein 1:0 gegen die Schweiz…

Rolf Fringer (66): Hast Du zu Beginn Deiner Trainerkarriere Träume oder Visionen gehabt, einmal ein grosser und erfolgreicher Trainer zu werden? Oder ist das für Dich eher unerwartet gekommen?

Ich nahm immer Schritt für Schritt, wollte nie zwei Schritte auf einmal machen oder zum zweiten ansetzen, bevor der erste getan war. Das hätte nur Stolpern oder den sprichwörtlichen Fall auf die Nase zur Folge gehabt. Wie so oft im Leben war auch in diesem Zusammenhang der erste Schritt der schwierigste. Ich wollte nach Abschluss meiner Spielerkarriere ja Mathe-Lehrer werden. Ich hatte die Diplome gemacht, aber eben fünf Jahre vorher. Und da erfuhr ich, ich müsse nochmals eine Art Eignungstest absolvieren. Da war ich richtig sauer und entschied: Jetzt gebe ich mir erst die Chance als Fussballtrainer. Und so begann ich beim Sportclub Zug und lernte dort auch dank Präsident Werner Hofstetter sehr, sehr viel über das Trainergeschäft. Die eine oder andere Lektion hast du als Spieler damals ja live mitbekommen (schmunzelt).

Marcel Koller (63): Fehlt Dir der Fussball nicht mehr? Oder die damit verbundenen Emotionen?

Ganz ehrlich, lieber Marcel, mir fiel der Abschied vom Fussball leichter, als ich erwartet hatte. Ich wusste, was ich wollte respektive nicht mehr wollte, aber ich wusste nicht genau, ob dann nicht doch etwas fehlen könnte. Und es fehlte mir nichts. Ich blieb ja noch mit dem Fussball verbunden, als ich TV-Experte bei Sky war, doch ich spürte auch da, dass dieses Kapitel nicht unendlich lang werden würde. Ich hatte Fussball sehr intensiv gelebt und konnte wohl auch deshalb gut abschliessen.

Was machst Du am liebsten in der Zeit nach dem Fussball?

Ich verbringe sehr viel Zeit mit der Familie, oft bei den Grosskindern in München. Aber am meisten geniesse ich Tag für Tag, dass ich zwar nicht nur machen kann, was ich will, aber dass ich nichts mehr machen muss, was ich nicht will.

Urs Meier (52): Was hast Du unmittelbar nach meinem Eigentor in Genua gegen Sampdoria gedacht?

Das darf doch gar nicht wahr sein! Mich hat schier der Schlag getroffen in diesem Moment. Heute darf ich Augen zwinkernd sagen: Du warst ja nie der feine Techniker und von dir ging für den Gegner auch selten die ganz grosse Torgefahr aus, aber wir du diesen Flugkopfball reingemacht hast, war erste Sahne. Du siehst mir nach, wenn ich noch immer nicht ausblenden kann, dass du diesen fantastischen Treffer gegen und nicht für uns erzielt hast, oder?

Spielst Du immer noch (Fussball)-Tennis?

Ich treibe noch Sport, aber vor allem Golf. Mit dem Fussball habe ich auch in dieser Beziehung bestens abschliessen können.

Gökhan Inler (39): Ich war nach dem Rücktritt von Alex Frei Ihr Captain in der Schweizer Nati. Sie kamen extra nach Italien, um mir dies und Ihre Ansprüche mitzuteilen. Wie hat sich – zusammen mit dem Fussball – die Rolle des Mannschaftskapitäns in den letzten Jahren entwickelt?

Als Kapitän warst du zu unserer Zeit in der Nationalmannschaft mein verlängerter Arm auf dem Spielfeld. Diese Rolle hat ein Kapitän noch heute, selbst wenn Trainer oft auch andere Spieler direkt instruieren und dazu auch mal an die Seitenlinie beordern. Was an Bedeutung gewonnen hat, ist die Rolle neben dem Platz. Der Kapitän ist eine wichtige Ansprechperson für alle Spieler, insbesondere auch in Situationen, in denen es Probleme zu bewältigen gibt. Aber: Nicht alle Kapitäne schaffen diese Rolle, ohne dass ihre Leistungen darunter leiden. Darum müssen Trainer sehr wohl überlegen, wem sie diese Aufgaben anvertrauen.

Beni Huggel (46): Was würdest Du an der schweizerischen Trainerausbildung im Bereich Leadership ändern? Du warst ja in diesem Bereich einer der Besten!

Ich war ja ab und an geladen zu Trainerlehrgängen und kann nur sagen, dass die Trainerausbildung des Schweizerischen Fussballverbands absolut herausragend ist. Ob unter Yves Débonnaire oder Reto Gertschen: Wer beim SFV die UEFA-Pro-Lizenz erwirbt, hat eine der besten Trainerausbildungen der Welt hinter sich. Die Verantwortlichen wissen am besten, was die Trainer im modernen Fussball benötigen. Und sie vermitteln diese Informationen auch mithilfe von Fachleuten, die enger mit dem Fussball verbunden sind als ich. Ich hoffe, du gehörst auch zu diesen.

Haris Seferovic (31): Ich war als Kind ein grosser Fan von Bayern München und Giovane Elber. Was hat er besonders gut gemacht?

Giovane Elber war nicht umsonst einer der weltbesten Stürmer seiner Zeit – und während einer langen Zeit. Natürlich war er sehr talentiert, aber er war auch ein fokussierter Arbeiter, der an seinen Qualitäten arbeitete und diese im Spiel und für die Mannschaft sehr gut abrufen konnte. Wenn er auf dem Platz stand, war er immer voll bei der Sache. 1000 Prozent. Mindestens. Und er konnte nicht verlieren. Kein Spiel, keinen Ball, er wollte immer gewinnen, immer das Maximum. Er dachte nicht 24 Stunden pro Tag an Fussball, aber wenn er da war, war er richtig da.

Giovane Elber (51): Trainer, Sie haben mich bei Bayern München mit einer hohen Busse belegt, weil ich einmal zu spät vom Urlaub zurückgekehrt war. Ich fand eine Sanktion okay, aber die Busse viel zu hoch. Was denken Sie heute darüber?

Dank dir erlebte ich beim FC Bayern, was ich sonst nur aus den Medien kannte: Brasilianische Fussballer kehren zu spät aus dem Sommerurlaub zurück, weil es unvorhersehbare Verspätungen im Flugverkehr gegeben hatte. (schmunzelt) Nein, im Ernst, ich wollte eine drastische Massnahme ergreifen, damit allen klar wurde: So etwas wird nicht toleriert, von niemandem. Das war weniger eine Strafe gegen dich als vielmehr ein Zeichen für die Mannschaft. Und dieses Zeichen wurde sehr gut aufgenommen. Von allen.

Stefan Effenberg (55): Was hat Dich in Deinem Leben am glücklichsten gemacht?

Seit einigen Jahren macht mich die Zeit, die meine Frau und ich mit den Enkelkindern und der Familie verbringen können, am glücklichsten. Während meiner Trainerlaufbahn waren es – so banal das jetzt klingen mag – Erfolge. Es gab für mich keinen Ersatz für Siege.

Thomas Helmer (58): Warum hast Du mich 1999 im Champions-League-Final, als Lothar Matthäus vom Feld musste, nicht eingewechselt und dafür Thorsten Fink gebracht, obwohl bei Manchester United vier Stürmer auf dem Platz standen?

Eine sehr berechtigte Frage, die ich mir natürlich auch gestellt hatte. Damals in Barcelona und danach. Die am Ende entscheidende Überlegung war: Hätte ich dich und damit einen Defensivspieler gebracht, wäre das ein Signal gewesen, den Ansturm von Manchester United zuzulassen und so gut wie möglich abzuwehren. Ich wollte aber wieder ins Spiel kommen, proaktiv dagegen halten.

Was war der schönste Moment in Deiner Trainer-Karriere?

Den schlimmsten Moment könnte ich jetzt grad leichter nennen, lieber Thomas, aber noch ernsthafter: Ich könnte und möchte kein einzelnes Spiel oder einen einzelnen Erfolg nennen.

Thorsten Fink (56): 2001, als wir die Champions League gewannen, war ich nicht im Kader. Warum? Weil Du abergläubisch bist?

Nein, natürlich nicht. Mit Aberglauben hatte das nichts zu tun. Es gab zwar Medien, die meinten, das sei eine Massnahme, weil du 1999 am ersten Tor von Manchester nicht unbeteiligt gewesen seist. Die blendeten zwei Jahre und x Spiele dazwischen einfach aus, eigentlich unglaublich. Aber leider war es so, dass ich vor derart grossen Spielen immer auch ganz schwierige Personalentscheidungen treffen musste. Auch 1997 vor dem Endspiel mit Dortmund gegen Juventus Turin, als Matthias Sammer just aufs Endspiel wieder fit war und ich Wolfgang Feiersinger draussen liess, obwohl er Sammer als Libero hervorragend vertreten hatte während dessen Verletzung.

Ciriaco Sforza (53): Du hättest vom FC Bayern München direkt zu Real Madrid wechseln können. Warum hast Du diese Option nicht gezogen?

Es stimmt, das Angebot war da und es war sehr reizvoll. Aber ich erkannte auch, dass ich die spanische Sprache würde erlernen müssen, um meine Ideen richtig platzieren zu können. Dazu fehlte schlicht die Zeit. Und mir wurde klar: Bevor ich ausreichend spanisch sprechen würde, wäre ich entlassen.

Mario Basler (55): Siehst du das wie Otto Rehhagel, dass ich einer Deiner besten Spieler war, die Du jemals trainiert hast? Oder war ich einer der Spieler, die Dich am meisten grauen Haare gekostet haben?

Naja, im Fussball habe ich die Erfahrung gemacht, dass das eine das andere nicht ausschliessen muss. Oft genug waren jene Spieler, die…sagen wir…etwas mehr Aufmerksamkeit erforderten als andere, jene, die in den schwierigen Phasen von Partien die entscheidenden Akzente setzten. Im Fussball gibt es immer wieder Spieler, die das 3:0 und 4:0 erzielen können, aber jene, die das 1:0 erzielen oder dich mit einer besonderen Aktion wieder ins Spiel bringen, sind etwas weniger häufig. Von daher lauten meine Antworten auf deine Fragen: ja und ja.

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