So wie König Charles leiden in Sachsen viele Männer unter einer vergrößerten Prostata. Der Urologe Christian Thomas aus Dresden erklärt, warum das oft harmlos ist und wie Prostatakrebs erkannt wird.
Beschwerden beim Urinieren können ihre Ursache in der Prostata haben. © dpa-tmn
Zwischen 50 und 60 Jahren geht es meist los: Die Prostata vergrößert sich und drückt auf Blase und Harnröhre. Bis zu 45 Prozent der Männer in diesem Alter kennen das Problem mit der Vorsteherdrüse. Bei den Über-70-Jährigen haben sogar mehr als 70 Prozent Schwierigkeiten, schätzt die Prostatahilfe Deutschland.
Rund 70 Prozent der Betroffenen nehmen Medikamente, die die Prostata- und Blasenmuskulatur entspannen und dadurch das Wasserlassen erleichtern. Auch der britische König Charles gehört zu den Patienten. Wie der Buckingham Palast bekannt gab, ließ er sich in einem operativen Eingriff die Prostata verkleinern. Dass beim Monarchen im Rahmen dieser Operation auch Krebs entdeckt wurde, habe jedoch nicht unbedingt mit der Vergrößerung der Vorsteherdrüse zu tun, sagt Professor Dr. Christian Thomas, Leiter des Prostatakarzinomzentrums der Uniklinik Dresden.
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Prof. Dr. Christian Thomas ist Direktor der Klinik für Urologie am Uniklinikum Dresden und Leiter des Prostatakarzinomzentrums. © kairospress
Herr Professor Thomas, was unterscheidet denn eine Prostatavergrößerung von Prostatakrebs?
Zuerst einmal ist eine Vergrößerung in den allermeisten Fällen gutartig. Sie trifft mindestens jeden vierten Mann irgendwann. Je älter ein Mann wird, desto stärker wachsen die Prostatazellen – besonders jene im vorderen und zentralen Bereich der Drüse. Das engt die Harnröhre ein, die von der Prostata umschlossen wird und drückt nach oben auf die Blase. Es kann zu Problemen beim Wasserlassen kommen. All das hat nur selten mit Krebs zu tun. Der ist bösartig und bildet sich in der Regel im hinteren Bereich der Prostata, weshalb man ihn ab einer gewissen Größe auch über den After ertasten kann. Eines hat der Prostatakrebs allerdings mit der gutartigen Vergrößerung gemeinsam: Es sind vor allem Männer ab der Lebensmitte aufwärts betroffen.
Macht sich der Krebs durch dieselben Beschwerden wie eine Prostatavergrößerung bemerkbar?
Nur wenn der Krebs schon fortgeschritten ist. Das ist ja das Tückische, dass Prostatakrebs anfangs fast nie spürbar ist. Es schmerzt nichts, es drückt nichts auf die Blase, auch der Sex funktioniert noch gut. Ich rate daher jedem Mann ab Mitte 40, die Prostatakrebsvorsorge wahrzunehmen. Je eher Krebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen oder zumindest die Möglichkeiten, auch langfristig mit dem Krebs zu leben.
Mit Früherkennungsuntersuchung meinen Sie den unbeliebten rektalen „Fingertest“, den gesetzliche Krankenkassen als jährliche Leistung anbieten?
Ja, doch diese rektale Tastuntersuchung allein reicht als Prostatakrebsvorsorge oder besser gesagt -erkennung leider nicht aus. Die meisten Tumore sind anfangs gar nicht tastbar. Dann ist aber auch die Gefahr erhöht, dass der Krebs schon fortgeschritten ist. Auch Tumore auf der dem Darm abgewandten Seite lassen sich kaum ertasten, auch wenn diese seltener sind.
Viele Männer zahlen im Rahmen der Vorsorge zwischen 25 und 35 Euro, um den Wert des prostataspezifischen Antigens, kurz PSA, in ihrem Blut bestimmen zu lassen. Ist das sinnvoll?
Auch der einzelne PSA-Wert ist nicht unbedingt aussagekräftig. Er ist kein sicherer Tumorhinweis. Dazu muss man wissen, dass dieser Wert initial nur zur Nachsorge nach Totaloperationen genutzt wurde, um sicherzugehen, dass auch wirklich die gesamte Prostata entfernt wurde. In diesem Fall ist der Wert null. Wer in einem einzelnen PSA-Wert einen verlässlichen Krebswarner sieht, liegt falsch. Ein erhöhter Wert zeigt lediglich, dass die Prostata aktiv ist. Die Gründe hierfür können aber vielfältig sein und schließen neben Krebs auch sexuelle Aktivität, Radfahren und Prostataentzündungen mit ein.
Was sollten Männer stattdessen tun?
Man muss den PSA-Wert regelmäßig kontrollieren und seinen Verlauf beobachten. Die Häufigkeit hängt vom PSA-Wert ab. Liegt der Wert unter einem Nanogramm pro Milliliter, reicht eine Kontrolle alle vier Jahre aus. Bei Werten zwischen einem und zwei Nanogramm pro Milliliter sollte man alle zwei Jahre gucken lassen. Ab Werten über zwei sollte man mindestens einmal pro Jahr den Wert kontrollieren.
Manche Urologen bieten auch Ultraschall zur Vorsorge an.
Der kann zwar die gutartige Vergrößerung einer Prostata gut darstellen und ergänzend bei einem Krebsverdacht helfen, aber die Aussagekraft als Krebs-Früherkenner ist nicht sehr groß. Letztlich kann nur die Analyse des mittels Biopsie entnommenen Gewebes abklären, ob in der Prostata ein Krebs wächst.
Angenommen, der Krebsverdacht bestätigt sich, was jährlich bei rund 3.000 Sachsen der Fall ist. Wird dann gleich operiert?
Nein. Etwa ein Drittel der entdeckten Tumore sind Niedrigrisiko-Kandidaten, womit eine Streuung eher unwahrscheinlich ist. Da muss man nicht gleich therapieren, so unglaublich das klingt. Der Krebs ist zwar da, aber er tut in den meisten Fällen nichts weiter, wächst wenn überhaupt nur langsam. Wir überwachen diese Patienten, biopsieren nach rund anderthalb Jahren noch einmal, um zu sehen, wie sich die Zellen verhalten, ob sie mehr entarten und stärker unkontrolliert wachsen. Erst, wenn diese Gefahr gegeben ist, empfehlen wir, mittels OP oder Bestrahlung einzugreifen. Für Ersteres haben wir am Uniklinikum dafür seit letztem Herbst einen weiteren OP-Roboter, der eine sehr schonende, genaue Operation möglich macht. Wir waren die erste urologische Klinik in Deutschland, die mit dem neuen System operiert hat.
Auch eine gutartige Vergrößerung der Prostata wird operiert. Bei König Charles wurde in diesem Zuge Krebs entdeckt, allerdings nicht an der Prostata, hieß es. Ohne zu spekulieren: Welche Krebsarten könnte man denn bei so einer OP überhaupt noch entdecken?
Die Frage ist, ob ein Krebs zufällig während der Prostata-OP oder im Rahmen der OP-Vorbereitung diagnostiziert wird. Während des operativen Eingriffs können etwa Blasenkarzinome eine Zufallsdiagnose darstellen. Im Rahmen der OP-Vorbereitung kommen eine Vielzahl von Krebserkrankungen in Betracht. So können auch Veränderungen des Blutbildes auf Lymphome oder Leukämien hinweisen. Jedoch sollte man sich mit solchen Spekulationen zurückhalten.
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