Russlands Griff nach Afrika – wo der Kreml überall Soldaten hinschickt

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Russische Militärpräsenz in Afrika

Seit dem Ende des Kalten Krieges ist Russland als Nachfolger der untergegangenen Supermacht Sowjetunion bestrebt, die amerikanische geopolitische Dominanz zugunsten einer sogenannten multipolaren Weltordnung abzulösen. Diese Bestrebungen erstrecken sich zunehmend auch auf den afrikanischen Kontinent. In den vergangenen Jahren hat Moskau seinen Einfluss dort deutlich ausgebaut; allerdings ist das Engagement Russlands nach wie vor gering, wenn man es in Bezug zum Einfluss Chinas und des Westens setzt.

Das gilt insbesondere für die Wirtschaft, Russlands Achillesferse in Afrika: Weniger als 1 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen des Landes fliessen dorthin. Das russische Handelsvolumen mit Afrika war 2021 mit 17,7 Milliarden US-Dollar kleiner als das türkische und lag weit hinter dem chinesischen (282 Mia. $), dem indischen (89,5 Mia. $) und dem amerikanischen (72,5 Mia. $) zurück.

Besorgniserregend ist allerdings, dass der Kreml beim Versuch, seine strategischen Ambitionen in Afrika durchzusetzen, die Demokratisierung der afrikanischen Staaten unterminiert. Das russische Regime hofiert autoritäre Regierungen und hat in den letzten Jahren mehrere Putsche unterstützt. Russische private Söldnerfirmen wie die Gruppe Wagner heizen Konflikte an und begehen Menschenrechtsverletzungen. Zudem versucht Moskau, antiwestliche Stimmungen durch Desinformationskampagnen zu schüren.

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Antifranzösische Ressentiments sind aufgrund der Kolonialzeit und der französischen Interventionen in Westafrika leicht zu schüren.

Der Angriffskrieg in der Ukraine, der Russland aussenpolitisch und wirtschaftlich zumindest teilweise isoliert hat, verschärft den geopolitischen Wettstreit zwischen Russland und dem Westen in Afrika. Dem Kreml ist es in der Tat gelungen, sich die Unterstützung mehrerer afrikanischer Staaten zu sichern, die seinen völkerrechtswidrigen Krieg nicht verurteilen. Dabei mögen antiwestliche Ressentiments, die teilweise noch in der Kolonialzeit gründen, durchaus eine Rolle gespielt haben.

Die Vorgeschichte

Der Wettlauf um Afrika, der zwischen 1880 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 zur nahezu restlosen Aufteilung des Kontinents unter den europäischen Kolonialmächten führte, fand praktisch ohne das Russische Reich statt. Dieses war zwar am Zugang zu Häfen am Indischen Ozean interessiert, konnte dies aber nicht verwirklichen. Die Sowjetunion, in der bipolaren Weltordnung nach dem Zweiten Weltkrieg die einzige Supermacht neben den USA, konnte sich daher als Macht ohne koloniale Vergangenheit in Afrika präsentieren.

Die sowjetische Aussenpolitik versuchte, die im Zuge der Entkolonialisierung neu entstandenen afrikanischen Staaten in das Ostblock-Lager zu ziehen, was ihr bei sozialistischen Ländern wie Angola, Äthiopien oder Mosambik zeitweise gelang. Auch einige blockfreie Länder sympathisierten mit der östlichen Supermacht. Die Sowjets unterstützten ihre afrikanischen Partner mit Finanzhilfe und Krediten und lieferten Waffen und Munition, vermieden aber eine direkte Beteiligung an bewaffneten Konflikten.

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Sowjetische Militärberater Ende der 70er-Jahre mit Kämpfern der namibischen Befreiungsbewegung SWAPO, die gegen die südafrikanische Besatzung kämpfte.

Moskau unterstützte in Afrika zudem kommunistische Parteien sowie den African National Congress (ANC), die wichtigste Bewegung gegen die Apartheid in Südafrika. Mit dem ANC, der Südafrika seit 1994 regiert, bestehen heute noch gute Beziehungen. Mit dem Untergang der Sowjetunion 1991 verlor deren Nachfolgestaat Russland jedoch stark an Einfluss in Afrika und zog sich strategisch weitgehend zurück. Erst während der Amtszeit von Jewgeni Primakow als Aussenminister von 1996 bis 1998 begann Russland sich wieder für Afrika zu interessieren. Schulden aus der Sowjetzeit wurden erlassen, Waffenverkäufe nahmen zu. Dennoch rückte Afrika erst nach der russischen Annexion der Krim 2014, die eine neue Eiszeit der Beziehungen zum Westen einläutete, stärker in den Fokus der russischen Aussenpolitik.

Indirekte Militärpräsenz

Die militärische Präsenz Russlands in afrikanischen Staaten war bis Anfang 2024 – damals landeten 100 russische Soldaten in Ouagadougou, der Hauptstadt des westafrikanischen Staats Burkina Faso – nicht offiziell, sondern bestand aus Söldnergruppen (PMCs, Private Military Companies). Ursprünglich entstanden diese aus ehemaligen sowjetischen Militärs, die ihre Dienste unabhängig afrikanischen Regierungen anboten. Mittlerweile sind sie mit der russischen Diplomatie verflochten und können als Instrument der russischen Aussenpolitik betrachtet werden.

Im Gegensatz zu regulären Truppen bieten diese Gruppen, die in Russland technisch illegal sind, dem Kreml die Möglichkeit, jede Verbindung zu ihren Aktivitäten zu dementieren. Zudem tauchen ihre Gefallenen nicht in staatlichen Statistiken auf. Sie sind jedoch vom russischen Staat abhängig und ihre Aktivitäten, die vom Kreml abgesegnet werden müssen, dienen eindeutig russischen Interessen.

Die bekannteste der russischen Söldnergruppen ist die Gruppe Wagner, die aus früher aufgestellten Einheiten entstand, die 2013 in Syrien und ab 2014 auf der Krim eingesetzt wurden. Die Söldnergruppe, die im Angriffskrieg gegen die Ukraine an mehreren Brennpunkten wie Bachmut die Hauptlast der Kampfhandlungen trug, wurde nach dem Tod ihres Chefs Jewgeni Prigoschin im August 2023 unter die Kontrolle des russischen Militärgeheimdienstes (GRU) gestellt. Sie ist aber nach wie vor in verschiedenen afrikanischen Staaten aktiv. Erstmals trat die Söldnergruppe in Afrika 2017 im Sudan in Erscheinung. Im Jahr darauf war sie auch in der Zentralafrikanischen Republik präsent, 2019 dann in Libyen und Mosambik und ab 2020 schliesslich in Mali.

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Prigoschin starb bei einem ungeklärten Flugzeugabsturz zwei Monate nach seiner Rebellion gegen Putin und die russische Militärspitze.

Die Gruppe Wagner unterstützt afrikanische Regierungen – oft Juntas, die durch einen Putsch an die Macht gelangt und mit gegnerischen Rebellen konfrontiert sind – militärisch; zum einen durch direkte Beteiligung an Kampfhandlungen, zum andern durch Ausbildung einheimischer Truppen und politische Beratung. Neben diesen Aktivitäten, die unter der Bezeichnung «Terrorbekämpfung» firmieren, bewachen die Söldner auch lukrative Bergwerke und Raffinerien, was ihnen Zugang zu Rohstoffen wie Gold, Diamanten oder Öl verschafft.

Das Afrika-Korps

Die oben erwähnte Entsendung regulärer Truppen nach Burkina Faso Anfang Jahr ist ein Indiz dafür, dass Moskau sich von der bisherigen Strategie der inoffiziellen Söldnergruppen verabschiedet und jetzt offen mit regulären russischen Einheiten operiert. Die Gruppe Wagner wurde – kein Scherz – in «Afrika-Korps» (Африканский Корпус) umbenannt und fungiert nun als Expeditionskorps des Militärgeheimdienstes (GRU). Die verschiedenen Wagner-Einheiten in Afrika werden sukzessive dieser neuen Struktur eingegliedert, zudem werden Soldaten aus den Einsatzländern rekrutiert.

Für Moskau hat die Übernahme der bisher zumindest offiziell privaten Truppen freilich den Nachteil, dass von diesen Einheiten begangene Kriegsverbrechen künftig auch offiziell dem Kreml angelastet werden. Ursprünglich sollte sich die Truppenstärke des Afrika-Korps auf 40’000 Mann belaufen, doch dieses Ziel wurde auf 20’000 Mann bis Ende 2023 reduziert – erreicht wurde es jedoch nicht. Gleichwohl illustrieren diese Zahlen die russischen Ambitionen in Afrika: Gemäss Schätzungen hat die Gruppe Wagner in Afrika nie die Marke von 10’000 Mann überschritten.

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Werbe-Affiche des Afrika-Korps auf Telegram.

Hauptsächliches Operationsgebiet des Afrika-Korps dürfte die Sahelzone in Westafrika mit angrenzenden Staaten sein. Im Fokus steht dabei neben Burkina Faso, Mali und Niger nun auch der Tschad, wo es bisher keine russische Militärpräsenz gibt. Bereits im vergangenen September unterzeichneten Mali, Niger und Burkina Faso einen Verteidigungspakt mit Russland. Die Region, die seit Langem unter gewalttätigem Extremismus, zivilen Unruhen und schlechter Regierungsführung leidet, ist notorisch instabil. In nur drei Jahren ereigneten sich dort acht Staatsstreiche.

Der Kreml dürfte versuchen, diese Länder zusammen mit der Zentralafrikanischen Republik, Libyen und dem Sudan durch militärische, wirtschaftliche und diplomatische Unterstützung enger an sich zu binden. Sollte dies gelingen, würde hier ein geopolitischer Block von Staaten entstehen, der sich vom Mittelmeer und Roten Meer bis nach Westafrika hinzieht.

Wirtschaftliche und militärische Präsenz von Gruppe Wagner und Afrika-Korps

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Präsenz der Gruppe Wagner in Afrika

Burkina Faso

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Burkina Faso

Der westafrikanische Staat – der wie alle anderen Staaten auf dieser Liste ausser Libyen zu den 20 ärmsten Ländern der Welt gehört – hat mit ähnlichen Problemen wie die benachbarten Staaten Mali und Niger zu kämpfen: hohes Bevölkerungswachstum, schwächelnde Wirtschaft, Dürren – und dschihadistische Terrorgruppen, die mit dem «Islamischen Staat» oder der Al-Kaida verbunden sind. Im September 2022 putschte sich der junge Hauptmann Ibrahim Traoré an die Macht.

Die regierende Junta distanzierte sich nach dem Vorbild Malis von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, deren Truppen die Dschihadisten im Sahel mit nur bescheidenem Erfolg bekämpften. Anfang 2023 wurden die französischen Truppen des Landes verwiesen. Übergangspräsident Traoré wahrte zu Beginn noch Distanz zu Moskau, aber mit der Übernahme der Wagner-Söldner in das offiziell vom Kreml kontrollierte Afrika-Korps änderte sich dies. Die 100 Soldaten des Afrika-Korps sind als Leibwächter des Präsidenten abbestellt, weitere 200 sollen folgen.

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Anhänger von Präsident Traoré mit einer russischen Flagge in Ouagadougou.

Derzeit kämpften keine Russen gegen Dschihadisten, sagte Traoré, der dies aber für die Zukunft nicht ausschloss. Zu einem Kampfeinsatz des Afrika-Korps könnte es allerdings schnell kommen – die Junta ist schwach, sie besitzt nicht die geschlossene Unterstützung der Armee, aus deren Reihen es bereits wieder Putschversuche gegeben haben soll. Die Armee erweist sich überdies als unfähig, die dschihadistischen Gruppen zurückzudrängen. Damit erscheinen die russischen Truppen, die offiziell als Ausbilder gelten, als stabilisierender Faktor.

Mali

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Mali

Auch Mali ist politisch instabil. 2012 kehrten nach dem Sturz des libyschen Diktators Gaddafi separatistische Tuareg-Milizen der libyschen Armee ins Land zurück. In ihrem Gefolge sickerten dschihadistische Gruppen ein, die mittlerweile nicht nur die Binnenstaaten in der Sahelzone bedrohen, sondern auch die an der Küste gelegenen Länder, etwa die Elfenbeinküste.

Die Dschihadisten kontrollieren trotz der Stationierung französischer Truppen und der UN-Stabilisierungsmission Minusma grosse Teile Malis. Das Land hat seit 2012 drei Militärputsche erlebt. Nach dem letzten Putsch im Mai 2021 gelangte eine Junta an die Macht, die die Zusammenarbeit mit Frankreich im Kampf gegen die Dschihadisten beendete; auch die UN-Mission musste ihre Arbeit Ende 2023 beenden. Die Sicherheitslage hat sich seither noch verschlechtert.

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Drei russische Wagner-Söldner (r.) im Norden Malis.

Auch die schätzungsweise 1000 bis 1500 Wagner-Söldner, die von der Militärjunta bereits Ende 2021 ins Land geholt wurden und nun ins Afrika-Korps eingegliedert werden, konnten das Blatt nicht wenden. Sie gingen zudem ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung vor; Menschenrechtsorganisationen werfen ihnen sogar systematische Tötungen vor. Die malische Armee, die Seite an Seite mit den russischen Söldnern kämpft, verliert immer mehr an Boden. Dies setzt die Junta unter Druck, und auch die Glaubwürdigkeit der russischen Söldner als effiziente Kampftruppe ist angeschlagen.

Niger

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Niger

Niger galt lange Zeit als einigermassen stabil und als solider Verbündeter Frankreichs, doch Ende Juli putschte sich die Präsidentengarde an die Macht. Auch hier folgte die Ausweisung der französischen Soldaten und die Annäherung an Russland, vorerst mit einem Abkommen über militärische Zusammenarbeit. Zudem verliess Niger wie die beiden anderen von Putschisten regierten Staaten Burkina Faso und Mali Anfang Jahr die westafrikanische Wirtschafts- und Verteidigungsgemeinschaft Ecowas. Im März beendete der Sahel-Staat dann die militärische Zusammenarbeit mit den USA im Anti-Terror-Kampf.

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Russische Soldaten sprechen nach ihrer Ankunft in Niger in Niamey mit den Medien.

Mitte April trafen nun die ersten russischen Soldaten in der Hauptstadt Niamey ein – was vom Staatsfernsehen übertragen wurde. Gegen die Präsenz von etwa 1000 US-Soldaten, die noch im Land stationiert sind, protestierte dagegen eine wütende Menschenmenge. Russland ist es mit der Entsendung von 100 Ausbildern und eines Luftabwehrsystems gelungen, seine Militärpräsenz auch auf Niger auszudehnen – auch dank einer Desinformationskampagne, die dem Westen Neokolonialismus unterstellt und die nach Ansicht von Beobachtern bereits den Militärputsch beeinflusst hatte.

Anti-französisches Video der Gruppe Wagner: russische Helfer im Kampf gegen französische Zombies.

Tschad

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Tschad

Tschad, rund 31 Mal so gross wie die Schweiz, ist eines der letzten Länder in der Sahelzone, in dem es noch keine russische Militärpräsenz gibt. Und Tschad ist einer der letzten Verbündeten des Westens in der Region. Besonders die einstige Kolonialmacht Frankreich, nach wie vor der wichtigste Handelspartner des zentralafrikanischen Staates, ist im Tschad stark verankert – wenn sie auch unbeliebt ist. 1000 französische Soldaten sind hier stationiert, die der autoritären Regierung unter dem Übergangspräsidenten Mahamat Déby im Kampf gegen Rebellen beistehen. Auch die USA pflegen mit dem Déby-Clan eine langjährige militärische Zusammenarbeit.

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Präsident Déby zu Besuch bei Putin im Kreml.

Bisher hat die russische Charme-Offensive, die im Januar in einem pompösen Staatsbesuch von Déby in Moskau gipfelte, wenig Früchte getragen: Tschad hat bisher bei den UN-Resolutionen zum Ukraine-Krieg konsequent gegen Russland gestimmt. Allerdings galt auch Niger bis zum Putsch im vergangenen Sommer als zuverlässiger Verbündeter des Westens. Zudem reagiert das Regime von Déby, der als Präsident seinen 2021 getöteten Vater beerbte und derzeit versucht, seine Amtszeit zu verlängern, mit blutiger Gewalt auf die zivile Opposition. Frankreich, das Déby stützt, wird dadurch noch unpopulärer.

Zentralafrikanische Republik

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Zentralafrikanische Republik

Die Zentralafrikanische Republik gehört ebenfalls zu den ärmsten Ländern der Welt. Seit 2012 wütet ein Bürgerkrieg in wechselnder Intensität zwischen Regierungstruppen und verschiedenen Rebellengruppen im zentralafrikanischen Binnenland; erst seit 2021 hat sich die Lage etwas stabilisiert. Den Truppen der Regierung gelang es, den westlichen Landesteil wieder unter Kontrolle zu bringen, wobei sie massgeblich von Wagner-Söldnern unterstützt wurden. Diese sind seit 2018 im Land – demselben Jahr, in dem die Zentralafrikanische Republik ein Verteidigungsbündnis mit Russland abschloss.

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Wagner-Söldner fungieren als Leibwächter des Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, Faustin-Archange Touadéra.

Die Söldnertruppe umfasst mehr als 1000 Mann und hat in den Jahren ihrer Präsenz ein undurchsichtiges Geflecht von Firmen aufgebaut, die den wirtschaftlichen Aktivitäten der Gruppe Wagner dienen. Sie ist so stark in den Handel mit Gold, Diamanten, Holzkonzessionen und sogar Alkohol und Kaffee involviert, dass manche Beobachter von einer regelrechten «state capture» sprachen – die Gruppe Wagner habe den Staat faktisch gekapert. Das Wagner-Firmengeflecht ist wohl auch der Grund dafür, dass die Integration der Gruppe in das Afrika-Korps in der Zentralafrikanischen Republik zögerlich verläuft; nach wie vor hat hier Wagner-Statthalter Witali Perfilew das Sagen.

Trotz der zunehmenden Fokussierung auf die Sahelländer erwägt Moskau die Einrichtung einer offiziellen Militärbasis mit 10’000 Mann Besatzung in Berengo im Süden des Landes. Die Zentralafrikanische Republik liegt strategisch günstig und der Stützpunkt könnte als Dreh- und Angelpunkt für Einsätze in anderen zentralafrikanischen Ländern dienen.

Sudan

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Sudan

Im Sudan tobt seit einem Jahr ein blutiger Bürgerkrieg, in dem sich die Truppen von Militärchef Abdel Fattah Al Burhan und dem Chef der paramilitärischen Miliz Rapid Support Forces (RSF) Mohammed Hamdan Daglo – genannt Hemeti – bekämpfen. Der Bürgerkrieg hat die weltweit grösste Vertreibungskrise ausgelöst, zudem droht eine Hungerkrise gigantischen Ausmasses. Russland, das mit Söldnern der Wagner Gruppe schon seit 2017 im Sudan militärisch präsent ist, hat sich auf die Seite Daglos gestellt. Die Söldnergruppe, die auch in den Schmuggel von sudanesischem Gold verwickelt ist, beliefert den Milizchef mit Waffen. Der Kreml unterhält allerdings auch Kontakte zu Burhan.

Die Gruppe Wagner im Sudan, die bisher noch nicht in das Afrika-Korps integriert wurde, stellt mit 200 Kämpfern eine eher kleine Truppe dar. Nach Ansicht von Experten verfolgt Russland im Sudan daher eher kommerzielle Interessen. Moskau verfolgt allerdings das Ziel, einen Marinestützpunkt in Bur Sudan (Port Sudan) am Roten Meer – einem der wichtigsten Seewege der Welt – einzurichten.

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Ein russisches Kriegsschiff im Hafen von Bur Sudan.

Diese Bemühungen reichen zurück in die Zeit des langjährigen Machthabers Umar al-Bashir, der aber 2019 gestürzt wurde. Mit der Übergangsregierung schloss der Kreml ein Abkommen, laut dem der zukünftige Stützpunkt ein Marinelogistikzentrum und eine Reparaturwerft mit bis zu 300 Mitarbeitern und vier Marineschiffen, darunter nuklearbetriebene Schiffe, beherbergen sollte. 2021 stoppte der Sudan das Projekt, zum Teil aufgrund des Drucks der USA.

Libyen

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Libyen

Libyen ist strategisch günstig am Mittelmeer gelegen und verfügt neben enormen Goldschätzen über die grössten Ölreserven Afrikas. Nach dem Sturz des Diktators Gaddafi versank das Land in Chaos, von 2014 bis 2020 tobte ein offener Bürgerkrieg. Derzeit kämpfen die international anerkannte Regierung, die von türkischen Milizen unterstützt wird, und der Milizenführer Khalifa Haftar, an dessen Seite die Gruppe Wagner kämpft, um die Macht. Die russischen Söldner befinden sich auf mehreren Basen im Zentrum und im Süden des Landes.

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Haftar 2016 bei einem Besuch in Moskau.

Die Gruppe Wagner ist seit 2018 in Libyen aktiv, wobei Moskau dies nie offiziell zugegeben hat. Im Konflikt, der derzeit nicht offen ausgetragen wird, dient sie Haftar, der den Osten und Süden Libyens kontrolliert, als wirksame Abschreckung gegen die Regierungskräfte, die den Westen unter Kontrolle haben. Das Abschreckungspotenzial der Söldnergruppe, die auch hier in das Afrika-Korps übernommen werden, ist erheblich; sie verfügt selbst über Kampfflugzeuge.

Nach Einschätzung von Beobachtern bestehen die Ziele der Gruppe Wagner in Libyen darin, durch die Unterstützung Haftars Zugang zu den Ölquellen zu erhalten und zugleich den Zugang zur Sahelzone und zum Sudan über den libyschen Brückenkopf zu sichern. Im Gegenzug für die Unterstützung Haftars können sie Libyen als Durchgangsstation für den Transit von Waffen nutzen – angeblich aber auch für Drogen. Zudem haben sie direkten Zugang zu drei libyschen Luftstützpunkten, über die auch Gold nach Russland gelangt.

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