Nach dem Eklat im vergangenen Jahr: Nun geht das Katz-und-Maus-Spiel mit den fahrenden Roma wieder los

nach dem eklat im vergangenen jahr: nun geht das katz-und-maus-spiel mit den fahrenden roma wieder los

Da geht es nicht weiter: Die Polizei verhindert bei Crissier die Durchfahrt von französischen Fahrenden. Laurent Gilliéron ;/ Keystone

Nichts deutet am Montagmittag noch darauf hin, dass die Spannung hier am Freitag mit Händen zu greifen war. Rund zwanzig Wohnwagen versperrten das Dorfzentrum von Morrens, die Waadtländer Behörden schickten nicht weniger als fünfzig Polizisten in die 1000-Seelen-Gemeinde zwischen Lausanne und Echallens. Als diese der Gruppe der französischen Roma unmissverständlich mitteilten, dass sie weiterziehen müssen, drohte die Situation kurz zu eskalieren. Nach stundenlangen Verhandlungen gaben die Fahrenden schliesslich nach und fuhren zu Stellplätzen in anderen Kantonen weiter.

Eine zweite, ungefähr gleich grosse Gruppe hingegen hatte sich bereits am Tag zuvor vor dem Gemeindehaus von Morrens niedergelassen. Ihr setzte die Polizei ein Ultimatum bis Montagmittag – das sie respektierte. Die Fahrenden seien bereits am Sonntagnachmittag abgereist und hätten den Platz ordentlich hinterlassen, vermeldete der Gemeinderat per Communiqué.

Das Seilziehen war damit freilich noch nicht beendet. Die Gruppe zog weiter nach Avenches, wo die Gemeinde im März einen temporären Stellplatz für rund dreissig Wohnwagen eingerichtet hatte. Doch dessen Maximalkapazität ist bereits erreicht, und die Gemeindebehörde hatte Betonblöcke aufgestellt, um zusätzliche Anfahrten zu verhindern. Also parkierten die Roma auf einem privaten Grundstück in der Nähe.

«Das geht uns völlig gegen den Strich»

Der Eigentümer ist damit einverstanden – ganz im Gegensatz zum Gemeinderat. «Das geht uns völlig gegen den Strich. Mit der Herrichtung des Stellplatzes haben wir unseren guten Willen bewiesen, aber noch mehr Personen können wir nicht tolerieren», sagt Präsident Gaëtan Aeby auf Anfrage. Sollte sich die Situation nicht innert nützlicher Frist stabilisieren, werde man auch den temporär bewilligten Platz vorzeitig auflösen, droht er.

Die Fahrenden haben nun vier Tage Zeit, um eine Genehmigung bei der Gemeinde anzufragen. Doch diese werden sie nicht erhalten, wie Aeby betont. Rechnet man ein neuerliches Ultimatum hinzu, bleibt ihnen also höchstens eine Woche, bevor sie wieder aufbrechen müssen.

Doch wohin? «Ich kann den Unmut in Avenches verstehen. Wir sind daran, eine Alternativlösung zu suchen», sagt der Waadtländer Polizeivorsteher Vassilis Venizelos. Er habe «konkrete Pisten», könne seine Strategie jetzt aber noch nicht verraten.

Keine Zunahme der Kriminalität

Die Roma, die den Winter zumeist in Südfrankreich verbringen, dürfen in der Schweiz bis zu drei Monate bewilligungsfrei arbeiten. Die Nachfrage vonseiten des lokalen Gewerbes oder privater Haushalte ist offenbar gross. Für zusätzliche Kriminalität sorgen die Fahrenden gemäss Angaben der Waadtländer Behörden nicht.

Dennoch lief die Situation vergangenes Jahr mehrfach aus dem Ruder. Mangels regulärer Stellplätze – zumindest solcher, die sich in der Nähe der Kunden der Roma befinden – belegten zeitweise über hundert Wohnwagen einen Parkplatz am Stadtrand von Lausanne. Gegen Bezahlung einer kostspieligen Miete waren die Fahrenden zuerst toleriert, letztlich mussten sie den Ort aber gerichtlich verfügt verlassen. Auch in Yverdon wurde der Rechtsweg beschritten.

Im Februar präsentierte die Waadtländer Regierung deshalb vollmundig eine «neue Strategie gegen illegale Niederlassungen von Fahrenden». Diese beruht, vereinfacht ausgedrückt, auf drei Pfeilern: der Suche nach zusätzlichen Stellplätzen, verstärkten Kontrollen und mehr Repression im Fall von Zuwiderhandlungen. Zur Umsetzung hat man eigens eine Task-Force gegründet und zwei «Delegierte für Fahrende» nominiert.

Attraktive Verdienstmöglichkeiten

Ist angesichts der aktuellen Spannungen diese Strategie, keine zwei Monate nach ihrer Einführung, bereits überholt? Nein, sagt Staatsrat Venizelos. Die behördlichen Aktionen der vergangenen Tage entsprächen der kommunizierten Vorgehensweise, auch darum sei man am Freitag mit einem verhältnismässig grossen Polizeiaufgebot eingeschritten. Die Situation sei unter Kontrolle.

Neben den rund fünfzig Wohnwagen in Avenches befinden sich gut drei Dutzend auf einem temporär tolerierten Parkplatz in Lausanne und noch ein paar mehr auf dem offiziellen Stellplatz in Rennaz. Die Waadt ist bei den Roma darum besonders beliebt, weil die Heimat verhältnismässig nah und die Verdienstmöglichkeiten am Genferseebogen attraktiv sind.

Zurzeit gibt es aufgrund des energischen Polizeieinsatzes also kein illegales Camp auf Kantonsgebiet. Doch die Situation kann sich schon in wenigen Tagen, mit dem erwartbaren Räumungsbefehl in Avenches, wieder ändern. Liegt bis dann keine längerfristig gangbare Lösung auf dem Tisch, dürfte das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Roma und den Behörden noch einige Runden andauern.

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