Mit dem Passepartout ins Hotelzimmer

Im Februar 2023 stahl der Angestellte eines Kleinbasler Hotels mehrere Tausend Franken. Er war teilweise geständig. Das führte zu einer Milderung der Strafe.

mit dem passepartout ins hotelzimmer

Türöffnung mittels Badge.

Es soll Hotelgäste geben, die das Gefühl haben, im Zimmerpreis sei alles inbegriffen, was nicht niet- und nagelfest ist. Angefangen von der portionierten Seife bis hin zum Flachbildfernseher. Andere Hotelgäste verlassen ihr Zimmer am fremden Ort nur mit grössten Bedenken. Ist es sicher, den Pass oder den Laptop im Zimmer zu lassen? Immerhin taucht ja irgendwann im Verlauf des Tages das Reinigungspersonal auf und nestelt vielleicht in den persönlichen Sachen.

Wie sich zeigt, ist diese Sorge auch in der Schweiz nicht ganz unbegründet. Nur musste sich am Freitag vor dem Basler Strafgericht nicht ein Putzmann oder eine Putzfrau den Prozess machen lassen, sondern ein Réceptionist. In drei Fällen soll er sich im Februar letzten Jahres mit dem speziellen Badge während der Abwesenheit der Gäste Zutritt zu Zimmern verschafft haben. Dort verwendete er einen Notschlüssel, um die Tresore zu öffnen.

Der Griff in die Kasse

So stahl er gemäss Anklageschrift rund 8900 Franken. Weil es sich nicht nur um Franken handelte, sondern auch um Euros, Dollars und Pfund, ist die Deliktsumme hier gerundet. Zusätzlich wird dem Mann zur Last gelegt, er habe Anfang Januar 2023 in die Kasse an der Réception gegriffen und die Buchhaltung entsprechend manipuliert. 134 Franken habe er für sich abgezweigt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann gewerbsmässigen Diebstahl, Urkundenfälschung und mehrfachen Hausfriedensbruch vor. Sie forderte zehn Monate Freiheitsentzug bedingt bei einer Probezeit von zwei Jahren und einen Landesverweis von fünf Jahren.

Der letzte Punkt ist es, der dem 25-jährigen Portugiesen sichtlich am meisten zu schaffen macht. Der junge Mann lebt mit seiner Partnerin und der kleinen Tochter im nahen Elsass. Seit dem Alter von 18 Jahren arbeite er in der Schweiz, gibt er dem Gericht Auskunft. Zurzeit hat er wieder eine Stelle in einem Hotel im Kanton Baselland. Würde ihm die Einreise in die Schweiz verboten, würde es «sehr, sehr weh tun», sagt er. «Ich führe ein stabiles Leben mit einem Schweizer Lohn.» Müsse er in Frankreich einer Arbeit nachgehen, mache das beim Einkommen «einen riesigen Unterschied».

In Leipzig Deutsch gelernt

Seine ehemalige Vorgesetzte im Appartementhotel beschreibt ihn als «sehr aufgestellt, sehr freundlich, spricht mehrere Sprachen, ist nie negativ aufgefallen». Tatsächlich beherrscht der junge Mann neben der Muttersprache Portugiesisch unter anderem auch Deutsch und Englisch. Der Prozess kann ohne Übersetzung stattfinden. Deutsch spreche er so gut, erklärt er in der Pause der BaZ, weil er als Zweijähriger mit seinen Eltern nach Leipzig gekommen sei. Seine Ausbildung zum Elektriker machte er in Frankreich.

Er hinterlässt vor Gericht einen etwas zwiespältigen Eindruck. Unumwunden gibt er gleich zu Beginn zwei der Diebstähle in den Zimmern zu. Streitet aber den dritten solchen Vorfall ab. Und auch aus der Kasse an der Réception habe er sich nicht unrechtmässig bedient. Er zeigt Reue und sagt, «ich bin traurig wegen dieser Situation, möchte das alles so schnell wie möglich hinter mich bringen».

Sein Verteidiger macht geltend, der Griff in die Kasse habe sich einen Monat vor den anderen Taten zugetragen, und man habe ja im Hotel keine Massnahmen gegen ihn ergriffen. Für den Anwalt ein Indiz dafür, dass die Beweislage sehr dünn war. Und für den bestrittenen dritten Fall stellte er die These auf, die drei Bestohlenen seien Kollegen gewesen. Der dritte dieser drei Männer habe die Gelegenheit ergriffen, einen Diebstahl anzuzeigen, der zwar ins Muster gepasst habe, aber erfunden gewesen sei.

Gerichtspräsidentin Dorrit Schleiminger folgt dieser Argumentation nicht. Sie spricht den Mann in allen Punkten schuldig, reduziert aber die von der Staatsanwaltschaft geforderte Strafe um einen Monat und verzichtet auf den Landesverweis.

Bleibt die Frage: Wie kommt es, dass Gäste in einem Hotel mehrere Tausend Franken Bargeld mehrheitlich in fremden Währungen im Safe ihres Zimmers verwahren? Das war kein Thema und bleibt unbeantwortet.

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