In seinem Film über Enkeltrickbetrüger platzierte Schild wiederholt das Logo einer Firma, die alkoholhaltige Getränke vertreibt – und an der er selbst beteiligt ist.
Gut sichtbar: Cedric Schild mit Logo seiner Vilter-Firma auf dem Käppi und auf dem Schlüsselanhänger.
Im Februar landete der Schweizer Ausnahmekomiker Cedric Schild seinen bisher grössten Coup: In einem 80-minütigen Film überführte er echte Enkeltrickbetrüger, indem er die Geldboten der Kriminellen mit verstellter Stimme zu einem verabredeten Ort bestellte, wo sie von der Polizei verhaftet wurden. Im letzten Jahr kam es in der Schweiz zu 29 Festnahmen. Gemäss dem Enkeltrickbetrüger-Film gehen davon fünf auf das Konto von Schilds Team.
Nun erhebt das Onlinemagazin «Republik» Vorwürfe gegen Schild: Im Enkeltrickbetrüger-Film zahlreichen Einstellungen sei der Schriftzug von Vilter zu sehen. Die Firma vertreibt kohlsäurehaltige Getränke, die mit Geschmackstoffen und Alkohol versetzt sind.
Das Logo sei im Enkeltrickbetrüger-Flm schlichtweg überall zu sehen, auf Schilds Käppi, auf einem Band eines Schlüsselanhängers, den er um seinen Hals trägt, auf dem offiziellen Pressefoto, seinem Laptop und im Büro, in dem Schild die Gespräche mit den Betrügern führt.
Es gebe Einstellungen, in denen der Vilter-Schriftzug elf Mal gleichzeitig zu sehen sei, schreibt die «Republik». In einer Einstellung trinke Schild zudem ein Vilter-Produkt und platziere es darauf gut sichtbar vor der Kamera. «Alles weist somit darauf hin, dass es sich um Schleichwerbung handelt», urteilt Ursina Wey, Geschäftsführerin des Schweizer Presserates, im «Republik»-Artikel.
Cedric Schild ist Teilhaber an Vilter
Die Doku ist ein Projekt des Magazons «Izzy», einer jungen Marke des Medienhauses Ringier, bei dem Cedric Schild Teilzeit angestellt ist. Finanziert werden die Projekte von «Izzy» in der Regel mit Werbung. Cedric Schild hatte damit nie ein Problem: «Roger Federer macht das auch», sagte er vor drei Jahren in einem Gespräch mit der SonntagsZeitung; bei «Izzy» würden sie aber schon darauf achten, für wen sie werben.
Tatsächlich ist auch der Film «Die Enkeltrick Betrüger» gesponsert: von Pro Senectute. Aber im Unterschied zu früheren Projekten steht der Film hinter einer Paywall – sowohl beim «Blick», als auch auf einer eigenen Website, wo er gegen eine Gebühr gestreamt werden kann. Anders als bei anderen «Izzy»-Projekten ist die Platzierung des Vilter-Logos auch nicht als Werbung deklariert. Und im Unterschied zu anderen Produkten – etwa den Samsung-Handys, für die der Komiker wirbt und die im Enkeltrickbetrüger-Film ebenfalls omnipräsent sind, ist Schild an der Firma Vilter beteiligt, wie er vor bald zwei Jahren in einem Instagram-Video publik gemacht hat. Ebenfalls an Vilter beteiligt ist Florian Scholl, der bei «Izzy» fürs Marketing zuständig ist.
Das Team von «Izzy» erklärt gegenüber der «Republik», bei der Platzierung des Vilter-Logos und der Flasche handle es sich «nicht um Werbung, da weder Geld noch andere Gegenleistungen» geflossen seien. Nach Recherchen der «Republik» ist Schilds Geschäftspartner Florian Scholl Gründer einer Firma, die Content Experience Testing anbiete: Gemäss ihrer Website will die Firma «messen und optimieren, was bei Zielgruppen wirklich ankommt. (…) Bewusst und unterbewusst.»
Zielgruppe sind auch Kinder und Jugendliche
Auf Anfrage der «Republik» antwortete Cedric Schild: «Ich trinke in ‹Die Enkeltrick-Betrüger› nicht nur Alkohol, am Anfang und am Ende des Films rauche ich sogar auch je eine Zigarette. In Telefonaten mit den Enkeltrickbetrügern nutzen diese zudem Schimpfwörter wie ‹Hurensohn› oder ‹Bastard›.»
Die Zielgruppe von Cedric Schilds Projekten war bisher immer klar: grundsätzlich alle, also auch Kinder und Jugendliche. Ihm gehe es darum, komplexe Sachverhalte so darzustellen, dass auch ein Sechsklässler sie verstehen kann, wenn er sich in der 10-Uhr-Pause mit einem Kollegen ein «Izzy»-Video anschauen, erklärte Schild gegenüber der SonntagsZeitung. 700’000 Follower hat das «Izzy»-Magazin zurzeit, «oft» seien das Kinder und Jugendliche, erklärte Florian Scholl im Februar gegenüber der NZZ.
Wer im Online-Shop von Vilter die dort angebotenen Getränke bestellt, bestätigt gemäss den Allgemeinen Geschäftsbedingungen «16 respektive 18 Jahre oder älter zu sein». Das Geburtsdatum muss nach Republik-Recherchen bei einer Bestellung aber nicht angegeben werden: Das verstosse gegen die gesetzlichen Vorgaben, erklärt das Blaue Kreuz auf Anfrage des Onlinemagazins. Schilds Getränkefirma hingegen will jede Kundenbeziehung manuell vor dem Versand der Vilter-Produkte prüfen. «Bei Zweifeln an der Volljährigkeit einer Person wird ein Altersnachweis angefordert», erklärt Vilter gegenüber der Republik.
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