Dem Edelweiss Village, lange von Auswanderern aus dem Berner Oberland bewohnt, drohte das Ende. Jetzt soll es zur Feriendestination umgebaut werden.
Das Chalet der Familie Feuz vor und nach der Renovierung. Es ist Teil der Schweizer Kolonie, die zu einer Feriendestination entwickelt werden soll.
1899 kamen mit Eduard Feuz und Christian Häsler die ersten Bergführer aus dem Berner Oberland nach Kanada. Die Canadian Pacific Railway hatte sie gerufen: Die Eisenbahngesellschaft wollte den Tourismus in den Rocky Mountains ankurbeln. Und die erfahrenen Guides aus den Schweizer Alpen sollten dafür sorgen, dass es bei den Touren auf Berge und Gletscher keine Opfer zu beklagen gab.
Die sechs Häuser an einem bewaldeten Hang bei Golden in British Columbia wurden zwischen 1910 und 1912 gebaut – von der Canadian Pacific Railway. Das Swiss Edelweiss Village diente den Bergführern und ihren Familien lange als Zuhause.
In den letzten Jahren waren die pittoresken Chalets jedoch immer stärker vom Verfall bedroht. Nun zeichnet sich eine Lösung ab. Die kanadische Immobiliengesellschaft Montayne hat das Grundstück gekauft und mit der Sanierung der Häuser begonnen.
Eduard Feuz und Christian Häsler posieren in voller Ausrüstung kurz nach ihrer Ankunft 1899.
«Damit ist das Village gerettet, nachdem lange nicht klar gewesen ist, wie es mit dem Dorf weitergehen soll», sagt Ilona Spaar. Sie ist Präsidentin der Swiss Edelweiss Village Foundation, die das Kulturerbe für die Nachwelt erhalten will. Spaar hat die Stiftung zusammen mit Johann Roduit ins Leben gerufen. Ãœber die Bemühungen der Stiftung hat diese Redaktion bereits 2022 berichtet.
Neues Leben einhauchen
In einer gemeinsamen Erklärung heisst es, man schätze die Zusammenarbeit mit dem neuen Eigentümer sehr. Montayne anerkenne die bedeutende Geschichte des Ortes und die wichtige Rolle, welche die Schweizer bei der Entwicklung der lokalen Bergkultur gespielt hätten.
In der Mitteilung wird Davin MacIntosh, ein Gründungspartner von Montayne, zitiert: «Unser aktueller Fokus liegt darauf, dem Schweizer Dorf wieder Leben einzuhauchen und die Chalets zu restaurieren, um weiteren Verfall zu verhindern.» Erste Häuser wurden einer Aussenrenovierung unterzogen. Es sei darauf geachtet worden, so viel wie möglich vom ursprünglichen Gebäudedesign zu erhalten und wiederherzustellen.
Auch dieses Haus wurde aufgefrischt. Es war das Zuhause der Familie Häsler.
Das Gelände wurde ausserdem gereinigt und von Schutt befreit. Weiter wurden Brandschutzmassnahmen umgesetzt und Tests durchgeführt, um die Stabilität des Bodens zu untersuchen.
Übernachten im Kulturerbe
Montayne plant, inspiriert von der Schweizer Stiftung Vacances au cœur du patrimoine, die Chalets zu vermieten, um die Kosten der Renovierung zu decken. So könnten der Tourismus und die Erhaltung historischer Denkmäler kombiniert werden.
«Das Dorf könnte ein beliebtes Ferienziel für Schweizer und Schweizerinnen werden, die in die kanadisch-schweizerische Geschichte in den Rocky Mountains eintauchen wollen», sagt Spaar. Man sei offen für eine touristische Entwicklung. Die Schweiz-Kanadierin und Historikerin hat die Geschichte der Bergpioniere aus dem Berner Oberland erforscht.
Das Edelweiss Village liegt etwas vom Zentrum von Golden entfernt an einem bewaldeten Hang.
Momentan werden die Chalets innen renoviert, wobei die Struktur der Räume belassen wird. Ebenfalls sollen die ursprünglichen Holzböden, die in den 1970er-Jahren teilweise mit Laminat bedeckt wurden, erhalten bleiben.
Ein wichtiges Ziel bleibt die Schaffung eines Museums. Die Immobilienfirma Montayne als Eigentümerin des Areals hat die Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert. Die Stiftung hat von den früheren Besitzern originale Artefakte und Möbel aus den Häusern erhalten. In den nächsten Monaten soll ein digitaler Katalog erstellt werden.
Zahlreiche Erstbesteigungen
Was war das Motiv der Canadian Pacific Railway für den Bau der sechs Häuser in Golden vor über 110 Jahren? Die Eisenbahngesellschaft wollte dafür sorgen, dass die «Mountain Guides» mit ihren Familien in Kanada dauerhaft ansässig wurden. Die Bergführer wiederum wollten Frauen und Kinder nicht für so lange Zeit in der Heimat zurücklassen. In den ersten Jahren reisten die Berner Oberländer jeweils für die Sommersaison an. Die transkontinentale Strecke von Montreal bis zum Pazifik war 1886 eröffnet worden.
Historisches Bild der für die Berner Bergführer gebauten Chalets.
Den Auswanderern gelangen Hunderte von Erstbesteigungen, zahlreiche Gipfel wurden nach ihnen benannt. In einem «Bund»-Artikel von 1922 hiess es, das Gebiet sei «ein wahres Dorado für Bergsteiger, wo tausend jungfräuliche Gipfel zu haben sind». In der goldenen Ära, zwischen 1899 und 1954, arbeiteten etwa 35 Schweizer Führer, die meisten davon aus dem Berner Oberland, in den Rockies. In diesem Jahr kann Golden das 125-Jahr-Jubiläum der Schweizer Bergführer feiern.
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