Ob er nochmals in den Profifussball zurückkehrt, ist ungewiss: Paul Pogba. ; Giuseppe Maffia / Imago
Die Mühlen der Sportjustiz mahlen langsam, aber sie mahlen unaufhörlich. Mehr als sechs Monate nachdem im Körper des Juventus-Spielers Paul Pogba ein künstliches Testosteronpräparat festgestellt worden war, hat Italiens Antidopingbehörde das Urteil bekanntgegeben: vier Jahre Sperre.
Damit folgten die Richter dem Antrag der Anklage. Für Pogba, der im März 31 Jahre alt wird, dürfte das gleichbedeutend mit dem Karriereende sein. Der Franzose kann zwar noch vor dem Internationalen Sportgerichtshof (TAS) in Lausanne Widerspruch einlegen. Doch die Faktenlage ist ungünstig für ihn. Zumal Pogba auf einen Vergleich verzichtet hatte, der möglicherweise eine geringere Sperre nach sich gezogen hätte. Nun steht der Weltmeister von 2018 vor einem riesigen Scherbenhaufen.
Vor zwei Wochen noch hatte Pogba Zeichen der Hoffnung aussenden lassen. Seine Agentin Rafaela Pimenta lobte in Interviews den Trainingsfleiss ihres Schützlings trotz der Sperre. «Er könnte morgen auf den Platz kommen, er ist bereit für alles, körperlich wie mental», sagte sie. Sein Motto sei: Schläge einstecken, sie verdauen, wieder aufstehen und seinen Weg fortsetzen.
Schon die Rückkehr zu Juventus ist Pogba missraten
Nach dem Urteil wird Pogba sich einen neuen Weg suchen müssen. Eine Fortsetzung der Karriere im bezahlten Fussball scheint unwahrscheinlich. Zumal bereits sein Comeback bei Juventus missraten ist. In Turin wurde er als Hoffnungsträger gefeiert. Immerhin vier Meistertitel hatte er in seiner ersten Zeit mit den Bianconeri errungen. Damals war er ein defensivstarker Mittelfeldakteur mit gutem Auge für die Nebenleute. Sein Verkauf an Manchester United spülte 105 Millionen Euro in die Juventus-Kasse; 27 Millionen davon mussten freilich an den cleveren Manager Mino Raiola weitergegeben werden. Doch Pogba war der Goldjunge, der noch beim Weggang Profit generierte.
Seine Rückkehr nach Italien im Sommer 2022 war allerdings von Verletzungsproblemen geprägt. Erst verzichtete er gegen den Rat der Juventus-Ärzte auf eine Meniskusoperation, weil er seinen Einsatz bei der WM für Frankreich nicht gefährden wollte. Dann schlug die konservative Therapie nicht an; Pogba musste doch noch operiert werden. An einen Einsatz an der WM in Katar war nicht zu denken. In der Saison 2022/23 kam er auf magere sechs Einsätze in der Serie A und einen in der Champions League. Zudem belastete ihn der skurrile Erpressungsversuch durch seinen Bruder Mathias.
Zu allem Überfluss kam Pogba in dem Match, nach dem er zur verhängnisvollen Dopingkontrolle musste, gar nicht zum Einsatz. Er sass am 20. August 2023 gegen Udinese nur auf der Bank. Das unerlaubte Testosteronpräparat hatte er aber im Körper. Im Laufe des Gerichtsverfahrens gab er zu, von einem befreundeten Arzt in Miami ein Nahrungsergänzungsmittel erhalten und eingenommen zu haben. Das Präparat enthielt das Nebennierensteroid DHEA (Dehydroepiandrosteron). Es gilt als Wundermittel gegen Alterungsprozesse.
Niedrige DHEA-Spiegel im Körper wurden in verschiedenen Studien auch mit Erkrankungen wie Osteoporose, Brustkrebs, Diabetes, Depressionen und Müdigkeitssyndrom festgestellt, was eine Verabreichung des Medikaments als vielversprechend erscheinen lässt. Allerdings zeigen Studien widersprüchliche Ergebnisse. Eine ganze Reihe von Nebenwirkungen führte dazu, dass DHEA-Präparate in vielen europäischen Ländern nur mit einem Rezept erhältlich sind. In den USA ist das Präparat als Nahrungsergänzungsmittel aber frei verkäuflich.
Auf der Dopingliste der Welt-Antidoping-Agentur (Wada) steht es selbstverständlich – wegen seiner vermuteten leistungssteigernden Effekte. Und im Laufe der Anhörungen und des Austauschens der Schriftsätze konnten Pogba und seine Anwälte dem Gericht offenbar auch keine Argumente für eine verminderte Schuld plausibel machen. Entsprechend wurde das volle Strafmass gegen Pogba verhängt.
Juventus muss nun eine neue Nummer 10 finden
Für den Athleten ist das Urteil eine Katastrophe. Für seinen Arbeitgeber könnte es allerdings sogar positive Folgen haben. Denn mit einem Pogba in der Form seiner frühen Jahre hatte ohnehin niemand mehr gerechnet bei Juventus.
Jetzt spekuliert die «Gazzetta dello Sport» über die Summen, die der Verein nun einsparen könnte. Statt 12 Millionen Euro brutto Jahresgehalt überwies Juventus gemäss der italienischen Sportzeitung schon während der Zeit der Suspendierung nur das Minimalsalär von 2000 Euro pro Monat an den Mittelfeldspieler.
Angesichts der Sperre von vier Jahren ist eine Auflösung des ebenfalls für vier Jahre gültigen Vertrags wahrscheinlich. Bis zu 33 Millionen Euro könnte der Verein somit anderweitig verwenden, kalkulierte die «Gazzetta dello Sport». Das führt zur kuriosen Pointe, dass der einstige Goldjunge sogar noch im schlimmsten Moment seiner Karriere jenem Klub hilft, dem er den Durchbruch in die Weltspitze verdankte. Denn er verhilft Juventus damit zu mehr finanziellem Spielraum. Und auch die Rückennummer 10 wird damit wieder frei. Juventus muss nun nur noch einen Spieler finden, dem das Trikot auch angemessen ist – und der für den Klub bezahlbar ist.
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