Biker Flückiger über die Doping-Affäre: «Ich bin nicht mehr der gleiche wie vorher»

biker flückiger über die doping-affäre: «ich bin nicht mehr der gleiche wie vorher»

Mathias Flückiger berichtet von seinem Kampf abseits der Rennstrecke.

Olympischer Silberheld, WM-Medaillengewinner und dann zu Unrecht als Doping-Sünder an den Pranger gestellt: Nicht viele Sportler haben solche Höhen und Tiefen erlebt wie der Mountainbiker Mathias Flückiger. Nun spricht er erstmals über die schlimmste Zeit seiner Karriere, wie er diese Zeit überstanden hat und wie es weitergeht.

Der «Fall Mathias Flückiger» beschäftigt unsere Sportwelt. Offensichtlich voreilig und unter Missachtung der Reglemente ist er des Dopings bezichtigt und gesperrt worden. Inzwischen ist diese Sperre aufgehoben worden und er fährt wieder erfolgreich Rennen.

Gibt es noch Interviews mit Ihnen ohne das Thema Doping?

Mathias Flückiger:

Jein. Während der Saison schon. Da ging es ja endlich um das Wesentliche, den Sport. Uns sonst meistens um die Frage, wie ich das alles überstanden habe, und nicht um die Thematik Doping, die inzwischen allen klar ist. Interessiert haben vor allem die Umstände, die so ein Vorwurf augeslöst haben.

Wie haben Sie es überstanden?

Die ganze Geschichte ist noch nicht überstanden. Juristisch ist der Fall nach wie vor nicht abgeschlossen. Es ist ein Irrsinn, der trotz der im Dezember 2022 aufgehobenen Sperre andauert. Obwohl es bei mir nie eine positive Probe gegeben hat.

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Flückiger im Gespräch mit dem Chronisten.

Warum dann dieser Irrsinn?

Man hat irgendetwas entdeckt, aber in so geringer Menge, dass es nach den Regeln der WADA (die Welt-Doping Behörde – die Red.) kein Doping sein kann. Daraus haben die zuständigen Stellen bei uns einen Dopingfall gewoben, der ein Leben zerstören kann. Die Werte waren so tief, dass es weltweit nur drei Labors gibt, die überhaupt dazu in der Lage sind, diese Werte zu erfassen. Die Dosis hätte mindestens 13 Mal höher sein müssen, um überhaupt ein Verfahren zu rechtfertigen. Dazu kommt, dass ein Verfahren nach klar definierten Regeln ablaufen muss. Neun von zehn Regeln sind in meinem Fall nicht beachtet worden.

Also ungefähr so, wie wenn jemand noch nie Alkohol getrunken hat, in einer Polizeikontrolle mit 0,001 Promille hängen bleibt und trotzdem sein Billett vorübergehend abgeben muss?

Schwierig hier ein Vergleich zu machen. Aber ja, es hat was.

Dann ist klar, warum Sie in zweiter Instanz freigesprochen wurden und die Sperre im Dezember aufgehoben worden ist. Warum ist der Irrsinn trotzdem nicht zu Ende?

Die zweite Instanz hat mich nicht «frei» gesprochen. Sie will ja den Fall selber noch gar nicht beurteilen, sie hat mir aber recht gegeben, dass die erste Instanz, also die SSI (Swiss Sport Integrity, die Schweizer Dopingbehörde – die Red.), ihren Job gar nicht gemacht und mich ohne jegliche Fairness einfach angeklagt hat. Wie schon erwähnt, die SSI hat sich an ein Regelwerk der WADA zu halten, das zwingend vorschreibt, wie ein Fall abgearbeitet werden muss. Von den zehn Punkten dieses Regelwerkes sind höchstens ein oder zwei beachtet worden. Dieses Regelwerk wurde geschaffen, weil es schon vielen Athleten so wie mir ergangen ist: Sie wurden verdächtigt, obwohl sie sauber waren. Man hat herausgefunden, dass diese Substanz, die bei mir gefunden worden ist, durch verunreinigtes Essen oder durch von Pilz befallenem Getreide entstehen kann. Zum Teil sogar erst im Körper, in der Blase, oder noch perfider, erst im Probefläschchen.

… und diese erste Instanz hat sich nach wie vor nicht dazu aufraffen können, den Fehler einzugestehen und Sie vollumfänglich freizusprechen und den Fall damit abzuschliessen?

Das ist eigentlich so. Das war unser Vorschlag: Sagt sorry, im Rückblick sehen wir, dass wir Fehler gemacht und Mathias Flückiger fälschlicherweise des Dopings bezichtig haben, wir wollen daraus lernen und dafür sorgen, dass so etwas nie mehr vorkommen kann. Aber sie tun zumindest so, als wäre alles korrekt gelaufen. Ich verstehe es nicht, denn aus Fehlern kann man lernen und besser werden. Fehler werden halt einfach gemacht. Ich wünsche mir, dass die Beteiligten mal die Grösse haben und das so sagen können. Es wäre auch für sie ein Gewinn.

Wahrscheinlich glauben die Verantwortlichen nach wie vor, sie könnten diese Sache einfach aussitzen.

Wenn Sie das so sagen, kann ich Ihnen nicht widersprechen.

Der Grund liegt auf der Hand: Den Fehler einzugestehen, könnte juristische Folgen haben: Sie müssten für das Fehlurteil entschädigt werden. Also lieber aussitzen.

Für dieses Fehlurteil und seine Folgen entschädigt zu werden, ist natürlich schwierig. Wir sind ja nicht in den USA. Aber die entstandenen Schäden, die dieses Verfahren mit sich zieht, muss mal jemand bezahlen.

biker flückiger über die doping-affäre: «ich bin nicht mehr der gleiche wie vorher»

Zurück an der Spitze: Flückiger bei seinem Weltcupsieg im August in Andorra.

Wie viel Geld haben Sie durch dieses Fehlurteil verloren?

Es geht auch um die Rufschädigung und da ist eine Summe schwierig zu beziffern. Dazu kommt eine Unsicherheit: Ich weiss nach wie vor nicht, wie es zu dieser Verunreinigung gekommen ist.

… also wie diese Substanz in ihren Körper gelangt ist.

… richtig. Man wird es mit ziemlicher Sicherheit nie herausfinden. Es geht ja nicht um ein Medikament als Ursache, das ich nun meiden müsste. Ich schwebe irgendwie ständig in Gefahr, weil ich die Ursache nicht kenne. Möglicherweise kommt die Verunreinigung durch den Genuss von Fleisch. Ich esse deshalb seither praktisch kein Fleisch mehr. Auch weil man nie ganz sicher sein kann, woher das Fleisch stammt. Vieles deutet aber auch darauf hin, dass es von einem Pilz kommen könnte. Weizen, Mais oder Hafer können davon befallen sein. Weil dieser Pilzbefall für die Gesundheit meistens unbedenklich ist, besteht zu wenig Wissen darüber, wie dieser Pilz in Lebens- oder Futtermittel gelangen kann.​

Wenn wir auf Ihren Fall zurückblicken, dann könnte man fast zum Verschwörungstheoretiker werden und sagen: Da hat jemand versucht, Sie fertigzumachen.

Es mag sein, dass mein Fall Stoff für Verschwörungstheorien liefert. Aber ich schliesse eine Verschwörung gänzlich aus. Wenn es jemand wirklich darauf angelegt hätte, mich fertigzumachen, dann hätte man eine viel höhere Dosis eingesetzt und die Werte wären viel, viel höher, damit das Ganze tatsächlich wie Doping aussehen würde.

Es ist wahrscheinlich alles – um es populistisch zu formulieren – durch eine Verkettung von Fehlern, Fehlverhalten und Eitelkeiten zustande gekommen. Einfach dumm gelaufen und Sie sind ohne eigenes Verschulden in diese Sache geraten?

Ja, so können Sie es formulieren. Ich habe ein gutes Gewissen, aber nach wie vor ein ungutes Gefühl.

Haben Sie Sponsoren durch den Fall verloren?

Meine langjährigen Sponsoren sind mir treu geblieben. Aber weil ich in der zweiten Hälfte der Saison 2022 nicht mehr fahren konnte, habe ich Prämien und die Zahlungen meines Teams verloren. Ich konnte die WM 2022 auf einer Strecke nicht fahren, die auf mich zugeschnitten war und wo ich bereits Rennen gewonnen hatte.

Sie galten als WM-Favorit.

Das ist so. Ob ich denn tatsächlich Weltmeister geworden wäre, bleibt offen. Aber Fakt ist: Ich bin um die Chance gebracht worden, Weltmeister zu werden.

… und ein WM-Titel hätte erhebliche Auswirkungen auf ihren Marktwert gehabt. Werden Sie nach Abschluss des Verfahrens juristisch gegen die Verantwortlichen vorgehen?

Diese Frage kann ich nicht abschliessend beantworten. Ich habe ein Interesse daran, dass diese ganze Angelegenheit beendet und nicht noch durch juristische Auseinandersetzungen in die Länge gezogen wird. Damit ich mich nicht mehr weiter mit dieser Sache beschäftigen muss. So gesehen könnte ich mich eventuell auch mit einer Entschuldigung zufriedengeben. Aber meine Aufwendungen müssten mir natürlich erstattet werden. Es ist, wie wenn jemand eine Beule ins Auto gemacht hat, die ausgebessert werden muss. Dafür müssen die Verursacher bezahlen. Ich kann – wie schon gesagt – Ihre Frage, ob die Sache ein juristisches Nachspiel haben wird, nicht beantworten. Ich will einfach, dass es vorbei ist und mein Umfeld und ich uns nicht mehr mit dieser ganzen Angelegenheit beschäftigen müssen, die negative Energien kostet.

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Flückiger gibt sich kämpferisch.

Es geht um die Kosten für Ihre Verteidigung. Wie hoch sind die?

Etwa das Zweieinhalbfache eines durchschnittlichen Jahreseinkommens in der Schweiz – bis heute. Ich bin froh, dass ich auf mein Erspartes zurückgreifen konnte.

Und was ist mit Schmerzensgeld?

Eine lange gerichtliche Auseinandersetzung um Schmerzensgeld ist nicht in meinem Sinne. Ich will vorwärts schauen und das, was ich aus der ganzen Sache gelernt habe, mitnehmen. Ich will keine Energien mit der Vergangenheitsbewältigung verschwenden und ich will keine Rache. Aber die ganze Angelegenheit sollte dann schon durch eine unabhängige Instanz intern aufgearbeitet werden.

Sozusagen eine «PUK Flückiger».

Sie können es nennen, wie Sie wollen.

Also doch eine Retourkutsche?

Nein, ganz und gar nicht. Aber wenn diese Geschichte für mich gut ausgeht, dann geht sie für jemand anderen nicht gut aus, denn wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Nach solchen Geschehnissen muss gehandelt und darüber diskutiert werden, dass so etwas in unserem Land NIE wieder einem Sportler passieren darf. Unsere Institutionen und Reglemente sind gut, aber die Frage ist, wie alles im Einzelnen umgesetzt wird. Da muss man halt den Finger draufhalten. Ob es nun für die Betroffenen unangenehm ist oder nicht. Das, was mir passiert ist, ist unangenehmer. Viele in unserem Sport sind beunruhigt, nicht nur ich. Deshalb braucht es für die Wiederherstellung des Vertrauens eine Aufarbeitung.

Solange das nicht der Fall ist und alles beim Alten bleibt, ist eine weitere Zusammenarbeit mit der SSI eine Herausforderung. Um es salopp zu sagen: Die Rettung für die Dopingfahnder wäre ja, wenn Sie tatsächlich erwischt würden, dann könnten alle sagen: Seht ihr, der Flückiger.

Das ist definitiv so. Ich kann ja nicht auswählen, mit wem ich zusammenarbeiten will. Ich muss mit der SSI weiterhin kooperieren. Genau mit dieser Institution, die diese Misere unter anderem zu verantworten hat. Mit den gleichen Verantwortlichen, die zig Fehler im Verfahrensablauf gemacht haben. Wie soll ich da ein gutes Gefühl haben, wenn ich getestet werde? Zum einen sind es die Fehler, die gemacht worden sind, zum andern, was daraus entstanden ist. Das alles wird für die SSI vermutlich Konsequenzen haben. Das Bewusstsein, dass ich dann ja der Grund für diese Konsequenzen sein werde, macht mir sehr Angst.

Wir sind von unserer ersten Frage etwas abgekommen: Wie haben Sie das alles überstanden? Was haben Sie daraus gelernt?

Das sind gute Fragen, die ich nicht in einem Satz beantworten kann. Ein wichtiger Punkt: Ich habe eine Erfahrung machen müssen, die vielen zum Glück erspart bleibt: Die Erfahrung, wie es ist, alles verloren zu haben, in der Öffentlichkeit an den Pranger gestellt zu werden – und noch vieles mehr.

biker flückiger über die doping-affäre: «ich bin nicht mehr der gleiche wie vorher»

Flückiger machte dunkle Stunden und Tage durch.

Sie wissen nun wenigstens, was sie aushalten können …

Ja, so ist es. Ich musste erfahren, was es heisst, eine solche Krise zu überstehen. Am Anfang stand die Verzweiflung. Mein Leben schien zu Ende und ich wagte es nicht einmal mehr einzukaufen. Es ging nicht nur darum, dass meine ganze Leidenschaft, alles, wofür ich jahrelang gelebt habe, weggebrochen ist.

… man hat Ihren Lebensinhalt zerstört.

Ja, so können wir es sagen. Aber es ging um viel mehr: Die ganze Sache ist ja von der Öffentlichkeit nicht als Schicksalsschlag wahrgenommen worden. Sondern als gerechte Strafe für eine Verfehlung meinerseits: der Depp hat alle beschissen.

…statt Mitleid oder Mitgefühl nur Verachtung. Die verlorene Ehre des Mättu Flückiger.

Ja, so war es. Man hätte mir nichts Schlimmeres antun können. Es hat mich tief getroffen, zu erfahren, wie schnell und wie gnadenlos man in der Öffentlichkeit verurteilt wird. Und wie eine Beschuldigung erhoben wird, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen und Folgen für die betreffende Person.

Aber zumindest die Verantwortlichen, die diese Sache losgetreten haben, hätten wissen müssen, welche Folgen die voreilige Doping-Behauptung haben wird.

Das ist so. Alle wussten, dass durch den vorschnellen Schritt an die Öffentlichkeit eine Krisensituation ausgelöst wird. Eigentlich gehört zu gutem Krisenmanagement, dass man eine Sache erst einmal überschläft und dann eine so schwerwiegende Entscheidung trifft. Wäre das so gehandhabt worden, wäre das alles nicht passiert. Die betreffenden Personen sagen, die ganze Sache sei auch für sie schwierig gewesen.

Zynismus pur.

Das haben Sie gesagt.

Sie haben einmal gesagt, Sie hätten im ersten Moment beinahe Suizid-Gedanken gehabt.

Zumindest sah ich keine Zukunft für mich. Ich war extrem am Limit. Ich habe ein sehr gutes Umfeld und bin gut vernetzt. Wäre das nicht der Fall, wäre ich vielleicht nicht mehr hier. Ich bin ehrlich, ich kann einfach nicht aufs Maul hocken. Das ist manchmal nicht einfach für die Beteiligten, aber alle wissen, woran man bei mir ist, und das hat mir geholfen. Die, die mich kennen, haben mir immer geglaubt.

Sie sagten, Sie hätten sich nicht einmal mehr getraut, einzukaufen zu gehen. Wann wagten Sie sich wieder in die Öffentlichkeit?

Zwei Wochen lang habe ich mich nicht mehr unter die Leute gewagt.

Wo haben Sie sich aufgehalten?

Zuerst an einem sicheren Ort und dann bei meiner Freundin. Nach und nach habe ich mich wieder hervorgewagt. Ich ging dorthin, wo ich mich schon immer wohl gefühlt habe: In den Wald und habe Bike-Trails gepflegt. Aber wenn ich mit meiner Freundin im Auto unterwegs war, habe ich, wenn wir irgendwo angehalten haben, die Kapuze über den Kopf gezogen, damit mich niemand erkennt.

Und wie lange dauerte es, bis Sie sich wieder an die Öffentlichkeit wagten?

Sechs oder sieben Wochen lang trainierte ich nicht mehr und anfänglich habe ich mir fürs Training den Dress meines Bruders ausgeliehen, um nicht erkannt zu werden. Ich wusste ja nicht einmal, ob es überhaupt weitergehen, ob ich je wieder Rennen fahren würde. Aber dann ist mir klargeworden, dass es weitergehen wird, dass es eine Chance gibt, und ich habe mir gesagt: Fertig mit dem Versteckspiel. Ich habe ja schlussendlich alles richtig gemacht. Vorerst habe ich geschwiegen und mich nicht öffentlich erklärt. Aus Prinzip auch. Weil ich ja nichts Verbotenes getan hatte und es nichts zu rechtfertigen gab. Ich habe die Kraft gefunden, zu sagen: Warum mich verstecken? Ich laufe nicht davon. Sonst müsste ich bis an mein Lebensende dieser Situation davonlaufen und auf meine Leidenschaft verzichten. Das würde ich mir nie verzeihen. Meine Rückkehr lässt sich in drei Phasen unterteilen. Wahrscheinlich ist das bei jeder Krise ähnlich.

biker flückiger über die doping-affäre: «ich bin nicht mehr der gleiche wie vorher»

Dauerrivalen: Flückiger und Weltmeister Nino Schurter.

Können Sie uns diese Phasen erklären?

Am Anfang steht eine tiefe Traurigkeit. Alles, wofür man jahrelang gelebt hat, scheint für immer verloren. Dann folgen Trotz und Wut und daraus die Motivation: Ich zeige es allen. Das hat mir Energie gegeben und mich durch den letzten Winter und im Frühjahr durch die ersten Rennen getragen. Physisch war ich bereits im Frühjahr wieder in bester Verfassung und mit meinem harten Grind war ich dazu in der Lage, in die Top Ten zu fahren. Aber die Leidenschaft war noch nicht da, um Rennen gewinnen zu können. Ich spürte, dass irgendetwas fehlt und dass ich so nicht mehr lange durchhalten würde. Ich musste wieder lernen, in allem einen Sinn zu sehen und mich auch an kleinen Dingen zu freuen. Während der Sommerpause sind die Leidenschaft und die Freude zurückgekehrt und es ist, als habe sich ein Knoten gelöst.

Aber ganz ist ja die ganze Sache nicht abgeschlossen. Auch wenn es nur eine Formsache scheint: Der finale Freispruch steht noch aus.

Solange die Angelegenheit nicht ganz abgeschlossen ist, trage ich weiterhin einen Rucksack mit mir herum. Aber ich habe gelernt, mit diesem Rucksack zu leben und mich auf den Augenblick, die Gegenwart zu konzentrieren und nicht ständig dem Erfolg hinterherzurennen.

Ist der Mathias Flückiger nach allem, was passiert ist, womöglich besser als der frühere Mathias Flückiger?

Ich bin nicht mehr der gleiche wie vorher. Zu wissen, was ich alles auszuhalten vermag, gibt mir innere Ruhe, Selbstvertrauen und Gelassenheit. Nach der Verletzung im Sommer (Bänderriss am Daumen – die Red.) ist die Welt für mich nicht mehr zusammengebrochen.

Ihr Fall ist zwar noch nicht abgeschlossen und der finale Freispruch steht noch aus. Aber die Sperre ist aufgehoben worden, Sie durften diese Saison wieder Rennen fahren und einer Fortsetzung ihrer Karriere steht nichts mehr im Wege. Ihr nächstes grosses Ziel dürften die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Paris sein?

Das ist so.

Die Schweiz hat für die Rennen bei den Olympischen Spiele zwei Plätze. Eigentlich müssten die zwei Fahrer für Paris nominiert werden, die nächste Saison bis zu den Olympischen Spielen die besten Resultate herausgefahren haben. Aber zwingend ist das nicht und bei der Nominierung für Paris haben auch Leute mitzureden, die für Ihren Fall Verantwortung tragen. Könnte es sein, dass Sie zwar sportlich mindestens die Nummer zwei sein werden, aber womöglich die sportliche Nummer drei nominiert wird?

Nein, das kann ich mir nach allem, was passiert ist, nicht vorstellen. So ein Schritt würde niemand verstehen und käme in der Öffentlichkeit nicht gut an.

Der Dopingfall Mathias Flückiger

Am 18. August 2022 erhielten Mathias Flückiger und Swiss Cycling (der Radsport-Verband) Bescheid über eine positive Dopingprobe mit der anabolen Substanz Zeranol anlässlich seines Schweizer Meistertitels am 5. Juni 2022 in Leysin. Mathias Flückiger wurde daraufhin einen Tag vor dem geplanten Start zur Europa-Meisterschaft in München provisorisch gesperrt.

Von Beginn weg lief in diesem Fall einiges schief. Weder hätte diese Sperre öffentlich kommuniziert werden dürfen, noch hätte die nationale Antidoping-Agentur Swiss Sport Integrity (SSI) gegenüber Fahrer und Radverband von einer positiven Probe sprechen dürfen. Die entdeckte Kleinstmenge der Substanz Zeranol von 0,3 Nanogramm pro Milliliter liegt nämlich um ein Vielfaches unterhalb eines Schwellenwertes, ab dem ein Test automatisch positiv gewertet wird. Im Fall des Olympiazweiten lautet der korrekte Begriff ein «atypischer Befund» und erfordert vertiefte Abklärungen. Zudem hätte vor diesen Abklärungen gemäss den Verfahrensrichtlinien der Sportler zwingend angehört werden müssen. Was nicht geschah.

Die Disziplinarkammer des Schweizer Sports hat am 18. Dezember 2022 aufgrund dieser Ungereimtheiten die provisorische Sperre aufgehoben und die Dopingbehörde angewiesen, das Verfahren den Regeln entsprechend durchzuführen. Noch immer ist der Fall nicht abgeschlossen. Der Entscheid, ob der nächste Schritt ein Freispruch und damit der Abschluss des Falles oder ob das Verfahren weitergezogen wird, ist noch nicht gefallen.

Mehrere Antidoping-Experten halten Mathias Flückiger insbesondere auch deshalb für unschuldig, weil eine unangekündigte Trainingskontrolle bei ihm sechs Tage vor der SM einen negativen Befund ergab. Dies sei ein starkes Indiz dafür, dass Zeranol mittels Lebensmittel-Kontamination in den Körper des Mountainbikers gelangte.

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