Der Böögg am 15. April in Zürich. Er wird dieses Jahr am 22. Juni in Heiden im Gastkanton Appenzell Ausserrhoden verbrannt. Dominic Nahr / NZZ
Eine Woche nach dem geschichtsträchtigen Sechseläuten in der Stadt Zürich steht fest: Der Böögg wird in diesem Jahr am 22. Juni in der Ostschweizer Gemeinde Heiden verbrannt. Das teilte der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden am Montag mit.
Am diesjährigen Sechseläuten vom 15. April konnte der Scheiterhaufen mit dem Böögg an der Spitze nicht angezündet werden. Der Wind war schlicht zu stark. Die Verantwortlichen entschieden deshalb, die Reitergruppen der Zünfte um den intakten und mit über 100 Böllern voll bepackten Schneemann galoppieren zu lassen – ein ungewohntes Bild. Später am Abend wurde der Böögg dann wieder abgebaut.
Der Böögg musste am Abend des Sechseläutens wieder abgebaut werden. Dominic Nahr / NZZ
Besonders gross war die Enttäuschung beim Gastkanton Ausserrhoden. Dieser war schon mehrmals ans Sechseläuten eingeladen worden, mit der Teilnahme geklappt hatte es aber erst dieses Jahr. Und ausgerechnet dann musste das Highlight des Frühlingsfests abgesagt werden. Für das Organisationskomitee des Gastkantons war deshalb schnell klar: Sie wollen den Böögg nach Ausserrhoden holen.
Den neuen Standort hat der Gastkanton bestimmt. Zahlreiche Gemeinden hätten den Böögg gerne beherbergt, sagt der Ausserrhoder Regierungsrat Dölf Biasotto.
Für den Standort Heiden sprechen aus Sicht der Veranstalter mehrere Gründe. Es handle sich um eine regionale Zentrumsgemeinde, die gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen sei und über die notwendige Infrastruktur verfüge. Beispielsweise habe die Gemeinde das grösste Kontingent an Hotelzimmern in Appenzell Ausserrhoden.
Auf der Streuli-Wiese in unmittelbarer Nähe zum Dunantplatz könne der notwendige Sicherheitsabstand bei einer Verbrennung des Bööggs sichergestellt werden. Heiden hat gemäss der Appenzeller Regierung zudem bereits Erfahrung mit Grossanlässen, beispielsweise mit der Tour de Suisse oder dem «Donnschtig-Jass», und bietet daher Platz für mehrere tausend Besucher. Das Verkehrskonzept sei somit bereits erprobt, sagt Biasotto. Das sei besonders wichtig, damit möglichst viele Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Heiden reisen könnten.
Im Dorf leben rund 4000 Personen. Von der Stadt Zürich aus ist es mit dem Auto in etwa eineinviertel Stunden erreichbar, mit dem öV dauert es rund eindreiviertel Stunden.
Kein zweites Sechseläuten
Ausschlaggebend für den Entscheid, den Böögg erst am 22. Juni – also fast zwei Monate nach dem Sechseläuten – zu verbrennen, ist die aufwendige Planung. Im Vergleich zum Sechseläutenplatz bestehe der Boden auf der Streuli-Wiese nicht aus Steinplatten und die Statik des Feuers müsse deshalb sorgfältig berechnet werden, sagt Biasotto. Zudem werde es einen kleineren Scheiterhaufen geben.
Auch Victor Rosser, Mediensprecher des Zentralkomitees der Zürcher Zünfte (ZZZ), sagt: «In kürzerer Zeit wäre das kaum möglich gewesen.» Dennoch steht für Rosser fest: «Der 22. Juni ist kein zweites Sechseläuten, sondern eine würdige und schöne Böögg-Verbrennung.» Ohne Umzug oder Umritt.
Allgemein sollen keine Tiere zum Einsatz kommen, sagt der Regierungsrat Dölf Biasotto. «Es soll ein freundschaftlicher Austausch stattfinden, ergänzt mit intelligenten, kreativen und witzigen Reden. Ein Begegnungsfest für möglichst viele Menschen.» Das spiegele den Hauptgedanken des Zunftwesens und der Art der Ausserrhoder wider.
Und etwas bleibt ebenfalls: der Blick auf den See, nur dieses Mal auf den Bodensee. Der ist laut Biasotto «mindestens genauso schön wie der Zürichsee».
Das genaue Rahmenprogramm ist noch in Klärung. Ebenfalls noch offen ist die Kostenfrage. Dazu sagt Rosser: «Das ZZZ hat kein Budget. Das ist jetzt Sache des Gastkantons.» Das Ausserrhoder Organisationskomitee wird beim Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden bis Mitte Mai ein Detailkonzept mit einem Budget vorlegen.
Schon einmal ging der Böögg Zürich fremd
Es ist nicht das erste Mal, dass die Böögg-Verbrennung in Zürich abgesagt werden musste. Während der Pandemie konnte das Sechseläuten nicht durchgeführt werden. Ein Jahr später ging der Böögg in der Schöllenenschlucht im Kanton Uri in Flammen auf. Der dreieinhalb Meter grosse Wattemann, damals ausnahmsweise mit einem Dreizack statt einem Besen, wurde auf der alten Teufelsbrücke verbrannt. Er verlor nach 12 Minuten und 57 Sekunden seinen Kopf.
Und vor über hundert Jahren, im Jahr 1923, mussten die Organisatoren schon einmal vor dem Wetter kapitulieren: Damals regnete es so stark, dass der Böögg nicht brennen konnte.
Und was, wenn das Wetter wieder nicht mitspielt? «Dann wäre das der freiheitlichste Böögg aller Zeiten», sagt Biasotto, «so wie wir Ausserrhoder und Ausserrhoderinnen.»
Für eine Wetterprognose ist es natürlich noch zu früh. Zumindest Schnee sollte es am 22. Juni in Heiden nicht mehr geben: Das Dorf liegt auf knapp 800 Metern über Meer. Aber man weiss ja nie.
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