«Ich würde Meghan nicht einmal glauben, wenn sie mir den Wetterbericht vorläse» – der Journalist Piers Morgan liebt den Skandal

«ich würde meghan nicht einmal glauben, wenn sie mir den wetterbericht vorläse» – der journalist piers morgan liebt den skandal

Als hätte er einen unterschwelligen Entlassungswunsch: So lässt sich Piers Morgan Karriere beschreiben, während der ihm mehrmals gekündigt wurde. Henry Nicholls / Reuters

Piers Morgan sieht harmlos aus und ein bisschen glatt, mit seinem freundlichen Lächeln und dem rosigen Teint. Die dezenten Anzüge und Krawatten lassen ihn korrekt wirken. Doch sein konformes Äusseres ist reine Tarnung. Der Starjournalist und Moderator, der für «The Sun», «Daily Mirror» und den amerikanischen TV-Sender CNN gearbeitet hat, ist ein vielgehasster Mann in England.

Trotzdem hören ihm Millionen Menschen zu, denn er spricht aus, was andere nicht zu sagen wagen. Dabei wechselt er immer mal wieder die Richtung, je nachdem, was die Leute gerade beschäftigt. Piers Morgan hat ein hervorragendes Gespür dafür. Das ist sein Erfolgsrezept. Auf seinem Youtube-Kanal «Uncensored» interviewt er die grossen Namen. Donald Trump, Rishi Sunak, Cristiano Ronaldo, Richard Dawkins. Rund 2,5 Millionen Abonnenten wollen ihm dabei zusehen.

Wer ihn noch nicht kannte, lernte Piers Morgan spätestens 2021 kennen. Damals war er Co-Moderator der beliebten Frühstücksshow «Good Morning, Britain» des Senders ITV. Prinz Harry und seine Frau Meghan hatten Oprah Winfrey das berühmte Interview gegeben, in dem sie dem britischen Königshaus Rassismus vorwarfen und behaupteten, die Royals hätten die suizidale Meghan in einer psychischen Krise alleingelassen. Darauf attackierte Piers Morgan die Herzogin. «Tut mir leid, aber ich glaube kein Wort von dem, was Meghan Markle gesagt hat. Ich würde ihr nicht einmal glauben, wenn sie mir den Wetterbericht vorläse», sagte Morgan in der Sendung vor 1,9 Millionen Zuschauern.

Dafür wurde er von einem Kollegen vor laufender Kamera heftig kritisiert, worauf er aus dem Studio stürmte. Wenig später wurde er von seinem Sender entlassen. Dieser erhielt eine Rekordzahl an Beschwerden. Tausende unterstützten Piers Morgan aber auch. In den britischen Medien folgten wochenlange Debatten über Meinungsfreiheit. Der Eklat schadete dem Journalisten jedenfalls nicht.

Boulevard machte ihn gross

Die Karriere des 59-Jährigen, die vom Print-Journalismus nahtlos ins TV-Entertainment überging, lässt sich entlang von Skandalen erzählen. Dramatische Entlassungen und Neuanfänge mit Paukenschlägen gehörten zu seinem Modus Vivendi, er wirkt wie ein Überlebenskünstler mit permanentem unterschwelligem Entlassungswunsch.

Nach der Zeit als Showbusiness-Redaktor bei der Boulevardzeitung «The Sun» wechselte Morgan zu Rupert Murdochs Skandalblatt «News of the World», der Sonntagsausgabe der «Sun». Mit 29 Jahren wurde er dessen jüngster Chefredaktor. Den Posten musste er 1995 räumen, weil er ein Foto der Frau des Bruders von Prinzessin Diana beim Verlassen einer Suchtklinik veröffentlichen liess, was gegen die vergleichsweise lockere Etikette der hartgesottenen britischen Boulevardpresse verstiess. «Der Junge ist zu weit gegangen», kommentierte Murdoch.

Noch im selben Jahr wechselte Morgan zur Konkurrenz «Daily Mirror», den er zehn Jahre als Chefredaktor leitete. Bis er auch dort vor die Tür gesetzt wurde: Er hatte gefälschte Bilder publiziert, auf denen britische Soldaten irakische Zivilisten in Abu Ghraib zu misshandeln scheinen. Auch in die Abhörskandale um Prominente wie Hugh Grant und Prinz Harry war er verwickelt. Morgan leugnete es bis zuletzt.

Als Boulevardjournalist liebt Morgan die Provokation, er ist aggressiv und testet die ethischen Grenzen des Journalismus aus. Er verkehrt gern mit Prominenten und knüpft Freundschaften, die ihm nützen. Seinen Hang zur Selbstbeweihräucherung zeigt er in den sozialen Netzwerken, etwa auf X, wo er über 8,7 Millionen Follower hat. Dabei pflegt er auch seine Feinde. So war er mit Meghan Markle bekannt, hatte ihr aber nie verziehen, dass sie ihn fallenliess, als sie Prinz Harry kennenlernte.

Talkmaster Larry King beerbt

Als Juror der Reality-TV-Shows «America’s Got Talent» und «Britain’s Got Talent» bewies er seine Schlagfertigkeit und seinen beissenden Witz. In seiner Talkshow «Piers Morgan’s Life Stories» entlockte er öffentlichen Figuren Geständnisse. Dann zog er in die USA und trat bei CNN die Nachfolge des Talkmasters Larry King an. Er blieb nicht lange. «Es ging nur um ihn», sagte sein Vorgänger Larry King über ihn.

Piers Morgan sei die wichtigste Person in jedem Raum, den er betrete, schrieb der «Guardian» einmal: «wenn man das versteht, kommt man gut mit ihm klar». Darin gleicht er Donald Trump, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband, bis es im Interview zum Eklat kam.

Zwar sind Morgans Absichten leicht durchschaubar, wenn er wieder etwas sagt, was sich nicht gehört. Aber seine Äusserungen haben grossen Unterhaltungswert. Seine Ausstrahlung beruht auf seiner scheinbar schamlosen Offenheit. Das machen auch seine «unzensurierten» Interviews so sehenswert, ob er Werner Herzog, Noam Chomsky, Andrew Tate oder Kanye «Ye» West gegenübersitzt.

«Ich bin ein verärgerter Liberaler»

Grossbritannien ist das Land des bissigen Humors. Hier sind «controversialists», Quertreiber, gern gesehen. Journalisten und Autoren wie Julie Burchill, Jeremy Clarkson und AA Gill oder Comedians wie John Cleese und Ricky Gervais wurden berühmt damit, lautstark in andere Geistesrichtungen als die meisten zu marschieren. Das macht sie untereinander nicht zwangsläufig zu Freunden. John Cleese nannte Piers Morgan «einen verlogenen, unethischen, drittklassigen Opportunisten». Der «Top Gear»-Moderator Jeremy Clarkson verpasste Morgan einst ein paar Faustschläge. Ihn nervte die Angeberei.

Manchmal erhält Piers Morgan aber auch Zuspruch von unerwarteter Seite. So geschehen während des Lockdowns 2020, als Morgan Premierminister Boris Johnsons chaotischer Covid-Politik Versagen vorwarf. Widersacher wie der frühere «Guardian»-Herausgeber Alan Rusbridger applaudierten Morgan plötzlich. Für ihn sei das eine seltsame Erfahrung gewesen, sagte dieser viel später in einem Interview mit der «Times» und kam zu dem Schluss: «Es tat ihnen weh.»

Inzwischen hat Morgan eine neue Nische für seinen Widerspruchsgeist gefunden. Mit seinem Kampf gegen die politisch Korrekten und die Woke-Generation verschafft er sich vor allem auf X Gehör. Diese Leute würden sich liberal geben, dabei seien sie «die Antithese des Liberalismus» und damit den Faschisten, die sie hassen, ähnlich, sagt Piers Morgan. Und weiter: Man könne ihn für einen Rechten halten, aber er sei nicht rechts. «Ich bin bloss ein sehr verärgerter Liberaler.» Die politische Haltung ist bei ihm eine Stimmung.

News Related

OTHER NEWS

Live-Panne bei „The Masked Singer“: Kandidat versehentlich enttarnt

Der Kiwi ist ein Teilnehmer von „The Masked Singer“ – doch bei seiner Performance am 26. November 2023 ging etwas schief. Die Maske verrutschte und der Promi darunter wurde enttarnt. ... Read more »

Fünf Tote nach Unwetter in Region Odessa - Die Nacht im Überblick

Infolge eines schweren Unwetters sind in der südukrainischen Region Odessa mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Weitere 19 Anwohner seien durch den Sturm verletzt worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr ... Read more »

Die Verkäuferin, die den Dieb in die Flucht trieb

Ein Räuber versuchte sein Glück in einer Bäckerei, nicht ahnend, dass er leer ausgehen würde. Die Verkäuferin trieb den Täter nämlich mit einem lauten Schrei in die Flucht. Nun hat die ... Read more »

In Beaver Creek begann die «Odi-Mania»: Odermatt hat sogar King Roger den Rang abgelaufen

Vier Jahre nach seinem ersten grossen Triumph in Beaver Creek hat Marco Odermatt als Skirennfahrer alles gewonnen. Und gemäss einer Studie hat der Buochser im letzten Frühling sogar «King» Roger ... Read more »

Die Katze von Taylor Swift ist das drittreichste Haustier der Welt mit einem Vermögen von 474 Millionen R$.

Veröffentlichung Olivia Benson, die Katze von Taylor Swift, hat nicht nur das Herz der Sängerin erobert, sondern zeichnet sich auch als eines der reichsten Haustiere der Welt aus, mit einem ... Read more »

Kurz zuvor sagte er noch «Ja, ich will»: Bräutigam erschiesst an Hochzeit Braut und drei Gäste

Bei einer Hochzeit in Thailand werden die Braut und drei Gäste erschossen. Der Täter: Bräutigam Chatorung S. Er richtete sich nach dem Blutbad selbst. Bräutigam erschiesst an Hochzeit Braut und ... Read more »

Bundesratswahl am 13. Dezember: FDP fürchtet Geheimplan gegen Cassis

Die FDP befürchtet bei den Bundesratswahlen ein politisches Manöver gegen ihren Magistraten Ignazio Cassis. Dabei würde der Partei ein Bundesratssitz weggenommen und dafür der Kanzlerposten zugeschanzt. FDP fürchtet Geheimplan gegen ... Read more »
Top List in the World