So tickt Edoardo Ermotti (28): Sohn des UBS-Chefs im Interview

Edoardo Ermotti traute sich, sich in der Branche seines mächtigen Vaters Sergio Ermotti zu versuchen. Das sei Fluch und Segen, wie er im Gespräch mit 20 Minuten verriet.

Kaum das Studium abgeschlossen, will Edoardo Ermotti mit seiner eigenen Private-Equity-Firma die nächsten Ubers und Facebooks aus dem Boden stampfen. Der 28-jährige Sohn von Megabank-Boss Sergio Ermotti schätzt den Rat seines Vaters, hält aber nichts von «Vätterliwirtschaft» (sic!). 20 Minuten hat mit dem Weltenbummler und Jungunternehmer ein Interview geführt – und dabei einen bescheidenen jungen Tessiner getroffen.

Italienisch, Englisch, Französisch, Deutsch: Wie sollen wir eigentlich das Gespräch führen?

Meine Muttersprache ist Italienisch, aber ich ging in englischsprachige Schulen. Einigen wir uns doch darauf. (lacht) Hauptsache, nicht Deutsch.

Wo sind Sie zu Hause?

Zurzeit wohne ich in Zug. Aber ich reise viel. In Zug bin ich normalerweise nicht mehr als drei bis vier Tage die Woche.

Die nächste gar nicht so einfache Frage: Wo sind Sie aufgewachsen?

Also. Geboren bin ich im Tessin in der Nähe von Lugano. Danach sind wir bald wegen des Jobs meines Vaters nach New York gezogen. Davon weiss ich aber nicht mehr viel. Im Anschluss ging es für sechs Jahre nach London und von dort zurück ins Tessin, wo wir erneut rund fünf bis sechs Jahre blieben. Dann kam das Internat in Zug und von da noch einmal fünf bis sechs Jahre London fürs Studium.

«Ich hatte nach dem Studium gerade angefangen, für einen Private-Equity-Fund zu arbeiten, als die Pandemie losging.»

Dann kam Covid.

Genau. Ich hatte nach dem Studium gerade angefangen, für einen Private-Equity-Fund zu arbeiten, als die Pandemie losging. Ich verliess London in Richtung Zürich und habe da in einem Family Office gearbeitet. Diese Tätigkeit hat mich dann für ca. eineinhalb Jahre nach Miami gebracht, ehe ich nun kürzlich zurückkam.

Vielleicht etwas simpler: Sind Sie ein Fussballfan?

Ein grosser. Und das schon immer. Ich habe bis ungefähr 15 selbst gespielt und musste mich dann entscheiden, ob ich auf die Karte Fussball setzen soll. Da war ich aber nicht gut genug. (lacht) Aber ich bin bis heute ein riesiger Fan meines Clubs und verfolge dessen Spiele überall auf der Welt.

Welches Team ist das?

AC Milan.

so tickt edoardo ermotti (28): sohn des ubs-chefs im interview

Edoardo Ermotti ist grosser Fan der AC Milan. Hier sieht man ihn während des Mailänder Derbys zwischen Milan und Inter.

Nicht Lugano, wie Vater Sergio?

Natürlich unterstütze ich in der Schweiz Lugano. Aber als ich aufwuchs, war Italiens Liga so viel attraktiver. Funfact: Mein älterer Bruder Matteo ist Inter-Fan. Sie können sich die hitzigen Gespräche zu Hause vorstellen.

Ihr Bruder ist DJ. Sie hingegen selbst sind sehr nahe am Karrierepfad des Vaters. Wie ist das zustande gekommen?

Es begann eigentlich im Bachelorstudium. Da habe ich Betriebswirtschaft mit Fokus auf Finance studiert. Diese Welt hat mich immer interessiert. So war der Master in Banking & Finance eigentlich die logische Folge.

«Mir ist schon klar, mein CV sieht aus, als wäre alles von Anfang vorgegeben gewesen.»

Trotzdem sind Sie kein traditioneller Banker.

Während des Masters ist mir klar geworden, dass ich keine herkömmliche Banker-Karriere machen will. Ich wollte unternehmerischer tätig sein, mit Menschen und innovativen Technologien zu tun haben. So kam ich zu Venture Capital.

Ihre Karriere ist also organisch entstanden und nicht etwa von zu Hause aus vorgegeben worden?

Mir ist schon klar, mein CV sieht aus, als wäre alles von Anfang vorgegeben gewesen. Aber eigentlich ist meine Laufbahn ziemlich natürlich entstanden.

Und so haben Sie dann Ihre eigene Firma eröffnet?

Zwischen meiner Arbeitserfahrung im Private-Equity-Bereich in London und der Gründung meiner Firma wurde ich zum Business Angel. Heisst: Ich habe eigenes Geld in europäische und US-amerikanische Start-ups im Software-Bereich investiert und diese gleichzeitig zu mehr Erfolg beraten.

Und davon wollten Sie mehr.

Davon wollte ich mehr – und mehr Personen dazu ermöglichen, dasselbe zu tun. Genau das tue ich nun mit meinem Unternehmen 14PeaksCapital, mit dem wir Mitte 2022 loslegten. Auch hier: Hätten Sie mir vor zwei Jahren gesagt, ich würde das tun, hätte ich wohl gelacht.

Wie stark redet der Vater beim Unternehmen mit? Ein Grossteil des investierten Kapitals wird ja ursprünglich über ihn bei Ihnen gelandet sein.

Natürlich ist er interessiert und er fragt nach, wie es vorwärtsgeht. Allerdings ist Venture Capital nicht seine Welt, er hat einen anderen Background. Wir besprechen also weniger Dinge auf dem Mikrolevel. Aber er berät mich dabei, wie man ein Unternehmen führt. Da hat er eine riesige Erfahrung, von der ich profitieren kann.

«Gewisse Menschen werden immer versuchen, uns etwas anzuhängen.»

Wenn Sie Rat brauchen, müssen Sie Sergios Assistenten um einen Termin anfragen?

(lacht) Nein, ich darf ihm schon direkt schreiben. Normalerweise antwortet er schnell.

Wie oft sehen Sie Ihre Eltern?

Wenn ich in der Schweiz bin, sehen wir uns praktisch jedes Wochenende.

Mit einem Vater, der in der eigenen Business-Sphäre eine so lange und erfolgreiche Karriere hat, sind Verknüpfungen, zumindest indirekte, fast nicht zu vermeiden. Heisst: Auch Vorwürfe etwa von Interessenkonflikten kommen immer wieder auf. Wie reagieren Sie auf solche?

Ich reagiere grundsätzlich nicht. Ich habe ein reines Gewissen. Die Leute, die wissen müssen, dass wir unabhängige Leben und Karrieren führen, die wissen es. Gewisse Menschen werden immer versuchen, uns etwas anzuhängen. Ich versuche einfach, den Lärm auszublenden.

Ist dieser Lärm lauter geworden, seit Ihr Vater die Schweizer Mega-Bank aus UBS und CS führt?

Das war schon so, als er erstmals die UBS führte. Das spürt man schon. Spannend ist, dass zwischendurch das Leben ziemlich normal geworden war.

so tickt edoardo ermotti (28): sohn des ubs-chefs im interview

Vater Sergio Ermotti ist CEO der Schweizer Mega-Bank.

Mit der Maldini-Dynastie kennt ausgerechnet die AC Milan eine Ausnahme, Paolo war besser als Vater Cesare. Normalerweise sind die Söhne berühmter Väter aber wesentlich weniger erfolgreich als diese. Löst das bei Ihnen nicht einen riesigen Druck aus?

Nicht wirklich. Ich bin auf meiner eigenen Reise und hüte mich vor unnötigen Vergleichen. Wenn man die Dinge richtig tut, wird man automatisch erfolgreich. Wie man dabei Erfolg misst, hängt von einem selbst ab. Ich empfinde mein Schaffen als erfolgreich, wenn ich meine eigenen Ziele erreiche. Natürlich haben Leute wegen meiner Herkunft unnötig höhere Erwartungen an mich. Aber das lasse ich nicht an mich ran.

Was macht Edoardo Ermotti, wenn er nicht arbeitet?

Ich reise gern. Und ich mache viel Sport. Ob Surfen oder Wintersport: Am liebsten auf einem Board. Manchmal mache ich aber auch am liebsten einfach nichts und schaue, was der Tag so bringt.

Was gönnen Sie sich, wenn Sie sich etwas Gutes tun möchten? Was bedeutet Luxus für Sie?

Wenn ich reise, besuche ich gern tolle Ort und bleibe dann auch gern in tollen Unterkünften. Grundsätzlich bin ich aber alles andere als materialistisch. Ich gönne mir nicht regelmässig irgendwelchen Luxus.

Was ist der wertvollste Gegenstand, den Sie besitzen?

(lacht) Das verrate ich nicht.

28 Jahre alt, eine eigene Firma, viel unterwegs: Hat Edoardo Ermotti auch Familienpläne?

Ja, die gibt es durchaus. Ich schreibe mir den richtigen Zeitpunkt aber nicht in die Agenda. Ich bin überzeugt, dass man sich irgendwann für eine neue Lebensphase bereit fühlt.

Aber die Partnerin wäre schon da?

(lacht) Ja, ich habe eine langjährige Freundin.

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