Die Reha Rheinfelden hat den medizinischen Bereich des Parkresorts gekauft und katapultiert sich so in die Kategorie der grössten Reha an einem Standort.
Leo Bonati: Die Reha Rheinfelden hat den medizinischen Bereich des Parkresorts übernommen.
Zurückhaltend wirkt er, angenehm im Umgang, ein Arzt, dem die Patienten vertrauen. Der Neurologe Leo Bonati hat tatsächlich noch eine Abteilung, die er selber betreut – neben all dem Rummel, der momentan um ihn herum läuft. Denn der Mann, der vor zwei Jahren nach Rheinfelden kam und jetzt die Reha schweizweit zu der grössten an einem Standort gemacht hat, arbeitet zurzeit auf Hochtouren.
Anfang April liess die Geschäftsleitung die Bombe platzen: Die Reha Rheinfelden übernimmt vom nahe gelegenen Parkresort den medizinischen Bereich. Damit hat sie rund 240 Betten und 720 Angestellte.
So sitzen wir mit Leo Bonati im Büro, innen schlicht, aussen Weite und Bäume. Aufgewachsen ist der mittlerweile 50-jährige Professor in Aarau mit zwei Brüdern, die Eltern waren beide Lehrer. Ende des Gymnasiums beschloss der junge Bonati, Medizin zu studieren: «Die Mischung von wissenschaftlichem Ansatz mit Menschenkontakt hat mich gereizt», sagt er. In Basel besuchte er die Uni, nach einem Abstecher in die innere Medizin absolvierte er am Universitätsspital Basel die Facharztausbildung zum Neurologen, bevor er mit seiner Frau, ebenfalls Neurologin, einen zweijährigen Forschungsaufenthalt am Queen Square Institute of Neurology in London machte. Mittlerweile gilt der Titularprofessor als international renommierter Schlaganfall-Spezialist.
Gibt es mehr Schlaganfälle heutzutage als früher, Herr Bonati? «Ja», sagt er, und dies lasse sich leicht erklären: «Die Menschen werden immer älter.» Doch es gebe auch mehr Behandlungsmöglichkeiten. Und die Sterblichkeit gehe dank Erfolgen in der Akutbehandlung zurück. Ebenso bedrohlich sei jedoch für die Betroffenen etwas anderes: Viele Schlaganfallpatienten sind danach behindert. «Davor fürchten sich viele mehr als vor dem Sterben.» Und hier hakt die Spezialisierung der Reha Rheinfelden ein. Schwerpunkte liegen im Bereich der Neurologie, des Bewegungsapparats und der Geriatrie. Rund 2500 Patientinnen und Patienten pro Jahr werden von Spitälern und niedergelassenen Ärzten jedes Jahr an die Reha Rheinfelden überwiesen.
Wie es angefangen hat
Es geschah an einem Tag im noch jungen Jahr 2021, dass Leo Bonati, Vater von zwei Teenagern, wohnhaft in Basel, von der Pensionierung Thierry Ettlins hörte, dem Mann, der damals als medizinischer Leiter der Reha Rheinfelden vorstand. Und als die Stelle ausgeschrieben wurde, bewarb er sich. Zu dieser Zeit leitete er das Stroke-Center des Universitätsspitals Basel. Neben der Rehabilitationsmedizin habe ihn gereizt, auch strategische und unternehmerische Herausforderungen anzupacken, sagt er.
Im Mai 2021 wählte ihn der Stiftungsrat der Reha Rheinfelden zum Chefarzt und medizinischen Direktor. Angekommen in der Reha, gelegen am Rande eines Wäldchens, wälzte er mit dem administrativen Direktor Matthias Mühlheim Gedanken zur Erweiterung. Denn stets ist alles belegt – ja es gibt sogar eine Warteliste. Auf rund 300 laufende Anfragen kommen 204 Betten.
Die zwei sprachen mit den Verantwortlichen der nahe gelegenen Klinik Salina. So erfuhren sie, dass das gesamte Parkresort zu verkaufen sei. Im Laufe der Verhandlungen zeigte sich die Leitung bereit, den Wellnessbereich sole uno und die Bäder in Baden-Baden zu behalten und nur den medizinischen Bereich zu verkaufen: die Salina Medizin AG mit der Rehaklinik, dem Fachärztehaus und drei ambulanten Aussenstandorten, das Park-Hotel am Rhein, die Altersresidenzen und die Restaurants.
«Wir konnten im Gespräch darlegen, dass sich so eine sehr gute Kooperation für die Zukunft ergeben kann», sagt Bonati und in seiner Stimme schwingt ein Anflug von Stolz mit. Ãœber den Kaufpreis lassen sich die Verantwortlichen nichts entlocken.
Neubau zurückgestellt
Was bedeutet dies für die Kundschaft? Nur Gutes, sagt Bonati. 204 Betten hat die Reha, rund 40 die Salina-Klinik, je nachdem, ob man das eine oder andere Zimmer des Parkhotels zuzieht. Durch die kombinierten Angebote könne man den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten noch besser gerecht werden. Die orthopädische Rehabilitation in der Klinik Salina werde durch die Schwerpunkte der Reha Rheinfelden ideal ergänzt. «Wir können jetzt Synergien realisieren und wollen die Angebote gemeinsam weiterentwickeln.» Dabei wolle man auch neue Felder wie Prävention und Gesundheit im Alter erschliessen. In der Forschung und Entwicklung will Bonati die Kooperation mit der Universität Basel ausbauen.
Dass sich dies alles nicht von heute auf morgen umsetzen lässt, weiss er. «Jetzt geht es erst einmal darum, alle neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen zu lernen.» Dann müsse man die zwei Unternehmen sachte zusammenbringen. «Wir müssen uns Zeit nehmen, damit die Integration gut gelingt.»
Zurückgestellt wird vorläufig der vom Parkresort auf dem Parkplatz des Park-Hotels geplante Neubau, welcher bis 30 zusätzliche Patientenzimmer und ebenso viele Residenzen bringen soll. Doch etwas ist für Leo Bonati sicher: «Einen Stellenabbau wird es nicht geben.» Im Gegenteil. Die Arbeit mit Patienten sei personalintensiv und der Mensch die kostbarste Ressource.
Hinter seiner Sanftheit schimmert eine Entschlossenheit durch, sodass man diesem smarten Mediziner durchaus zutraut, all dies zu verwirklichen: Herr über 240 Betten und 720 Angestellte zu sein, sie gut zu behandeln und Forschung weiterzubetreiben.
Dann kommt der Fotograf und Leo Bonati wird zum Star vor der Linse – ein Star wider Willen, doch er meistert auch diese Aufgabe mit sanfter Entschlossenheit.
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