Hat dreimal ein Mann gesprochen, muss sich eine Frau äussern
Die SP Unterwallis führt eine Massnahme ein, bei der nach drei Wortmeldungen von Männern zwingend eine Frau sich äussern muss.
Mindestens jeder vierte Redebeitrag sollte von einer Frau eingebracht werden. Diese Vorgabe hat die SP Unterwallis beschlossen. Die Idee wurde von einer klaren Mehrheit unterstützt. In einer Abstimmung setzten sich 56 Mitglieder dafür ein, während nur 14 Mitglieder dagegen stimmten und sechs sich enthielten.
Das heisst, ab dem nächsten Parteitag muss nun, nachdem sich drei Männer in Folge zu einem Thema eingebracht haben, zwingend eine Person anderen Geschlechts angehört werden.
Die Massnahme soll ausgleichen
«Bei der Massnahme geht es darum, die Redezeit der verschiedenen Geschlechter zu beobachten und auszugleichen», erklärt Aude Rapin, Vizepräsidentin der SP Unterwallis, dem «Walliser Bote». In einer ersten Umfrage habe sich herausgestellt, dass an Parteitagen Männer viel mehr zu Wort kämen als ihre Genossinnen.
Es befinden sich auch viele Männer unter der Mehrheit, die für die Massnahme gestimmt haben. Einige äussern jedoch Kritik. Es sei lediglich ein «Schein-Engagement», heisst es aus dem Camp der Kritiker. Auch als «Wokeism» wird das Vorgehen bezeichnet.
Diejenigen anhören, die am wenigsten sprechen
Rapin kontert die Kritik. Geschlechterminderheiten müssten ermutigt werden, mehr zu sprechen. Es brauche «mehr Raum für die Meinungsäusserung derer, die am wenigsten sprechen», stellt Rapin fest.
Ausserdem gebe es auch Möglichkeiten für Ausnahmen. «Wenn sich nach drei Redebeiträgen von Männern erneut ein Mann melden möchte, findet eine Abstimmung statt.» Diese Umgehung der neuen Regel rechtfertigt Rapin damit, dass dies immer noch das Bewusstsein für die ungleichen Sprechzeiten fördern würde.