Gefälschte Zahlen? Chinas Wachstum befeuert Skepsis

China wächst, obwohl die Nachfrage nach seinen Waren abnimmt. Nun werden die Zweifel an den Zahlen lauter.

Die Wirtschaftsleistung Chinas ist im ersten Quartal unerwartet stark gestiegen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 5,3 Prozent zu, wie das Nationale Statistikamt in Peking am Dienstag mitteilte. Experten hatten im Voraus bloss mit rund 4,6 Prozent Wachstum gerechnet.

Die Wachstumsrate liegt damit laut AFP sogar leicht über dem Ziel der chinesischen Regierung. Sie strebt über das Jahr gesehen ein Plus von fünf Prozent an. Abgesehen von den Corona-Jahren wäre das allerdings die niedrigste Wachstumsrate seit Beginn der Statistik vor über 30 Jahren.

Ratingagentur stuft China herab

Die Ratingagentur Fitch stufte letzte Woche den Ausblick auf die Entwicklung der chinesischen Kreditwürdigkeit herab, mit Verweis auf «wachsende Risiken für Chinas öffentliche Finanzen». Sie meinte damit unter anderem die unsicheren Wirtschaftsaussichten, die schwache Nachfrage im Im- und Ausland und die Krise im chinesischen Bausektor.

Exportwirtschaft enttäuscht

Auch Chinas Exportwirtschaft entwickelte sich im März schlechter als erwartet. Am Dienstag kamen enttäuschende Zahlen aus dem Einzelhandel und der Industrie hinzu. Die Umsätze im Einzelhandel stiegen im März im Jahresvergleich nur um 3,1 Prozent, verglichen mit 5,5 Prozent in den ersten beiden Monaten 2024. Die Industrieproduktion legte um 4,5 Prozent zu, verglichen mit sieben Prozent im Januar und Februar.

Dieses Foto zeigt Mitarbeitende einer Motorenfabrik in Qingzhou in der Provinz Shandong, die am Fliessband arbeiten.

«Nicht nachhaltig oder gefälscht»

Mit Blick auf die andere Indikatoren äussern einige Beobachter Zweifel an den BIP-Angaben. «Es gibt zwei Lesarten für den vollständigen Satz von Zahlen: Chinas überraschendes reales BIP-Wachstum ist nicht nachhaltig oder Chinas überraschendes reales BIP-Wachstum ist gefälscht», sagte Derek Scissors vom American Enterprise Institute.

Braucht es ein grosses Konjunkturpaket?

Die chinesische Regierung bemüht sich seit Monaten mit gezielten Massnahmen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Viele Experten halten dies für unzureichend und sprechen sich für ein grossangelegtes Konjunkturpaket aus. Die verhältnismässig guten Wachstumszahlen für das erste Quartal dürften die Führung in Peking jedoch in ihrem bisherigen Ansatz bestärken, wie AFP schreibt.