Der Mercifair-Weltladen in Basel zieht die Reissleine. Die Inhaberinnen sind über 70 Jahre alt – und einer jüngeren Nachfolge wollen sie die aktuelle Situation nicht zumuten.
Der Pionier unter den Fairtrade-Läden: Das Mercifair-Lädeli an der Missionsstrasse in Basel.
Angemessene Löhne, gute Arbeitsbedingungen: Produkte aus dem fairen Handel gibt es heute in jedem Coop oder Migros zu kaufen. Vor 50 Jahren war die Situation noch eine andere – die Fairtrade-Bewegung steckte gerade einmal in den Kinderschuhen. An vorderster Front: der Laden der Mission 21, die Kalebasse. Er war einer der ersten Läden des Landes, der sich voll und ganz auf Fairtrade-Produkte fokussierte.
Ursprünglich vom evangelischen Pfarrer Hans Knöpfli gegründet, zielte der Laden darauf ab, Handwerkern in der Dritten Welt ein Einkommen zu ermöglichen, indem ihre Ware in der Schweiz verkauft wurde. Aus dem Missionsladen entstand im Lauf der Zeit der Mercifair-Weltladen von Salome Dolder und Christine Jetzeler. Den findet man heute an der Missionsstrasse 21.
Doch die Tage des geschichtsträchtigen Shops sind gezählt. Kurz vor Ostern ist Schluss. Nach rund 50 Jahren wird der Laden aufgelöst.
«Den Entscheid haben wir im Grund schon vor zwei Jahren gefällt», erklärt Salome Dolder auf Anfrage. Damals habe man den Mietvertrag für den Verkaufsraum nicht mehr verlängert. «Wir beide sind über 70 Jahre alt – und inzwischen auch einfach ziemlich erschöpft.»
«Einige benehmen sich wie im Selbstbedienungsladen»
Die zwei Frauen arbeiten noch immer 100 Prozent. Unterstützt werden sie von sieben Freiwilligen. «Dass wir ehrenamtliche Unterstützung haben, ist der einzige Grund, wieso wir so lange überlebt haben», sagt Dolder. Jüngere Leute, die unentgeltlich arbeiten wollen, finde man heutzutage allerdings kaum mehr.
Doch wieso gleich das Geschäft aufgeben? Hätte sich nicht ein Nachfolger finden lassen? Salome Dolder wiegelt ab. «Wir möchten die aktuelle Situation niemand Jüngerem zumuten», sagt sie. Der Mietzins sei hoch, und in den vergangenen Jahren habe sich vieles verändert – zum Schlechteren.
Christine Jetzeler (links) und Salome Dolder wollen sich altersbedingt aus dem geschichtsträchtigen Laden zurückziehen.
«Viele sind es nicht mehr gewöhnt, vor Ort in einem Laden einzukaufen.» Das äussere sich logischerweise in weniger Kundschaft – und falls jemand Neues spontan doch den Shop betrete, sei das Verhalten oft ein anderes: «Einige benehmen sich wie in einem Selbstbedienungsladen oder sind mit ihrem Handy am Ohr völlig abgekapselt.» Wieder andere würden auch einfach online einkaufen.
Eines steht fest: Um das Geschäft weiter profitabel zu halten, hätten sie noch mehr Geld investieren müssen, ist Salome Dolder überzeugt.
Viele Reaktionen von Kunden
Trotz einiger negativer Veränderungen hat dem Laden stets eine Stammkundschaft die Treue gehalten. Als die beiden Ladeninhaberinnen vor einigen Wochen erstmals ein Schild aufhängten, auf dem die Geschäftsauflösung angekündigt wurde, erhielten sie daraus viele Reaktionen: «Viele unserer alten Kunden waren natürlich enttäuscht – gleichzeitig konnten sie den Entschluss nachvollziehen», sagt Dolder. «Einige sagten auch, dass das Mercifair ihr Laden gewesen sei, oder ihr Ort, um schöne Sachen zu finden.»
Dolder verbindet immer noch ein positives Grundgefühl mit dem Geschäft, auch wenn die Lage am Ende nicht mehr ganz so rosig gewesen ist. «Es war eine gute Zeit bei Mercifair – wir hatten ein tolles Team.» Und auch das Ziel des Ladens sei inzwischen erfüllt: «Inzwischen gibt es bei den Grossverteilern ganz viele Fairtrade-Produkte. Das Werk ist also vollendet.»
Sie selbst schmiede für die Zeit nach ihrer längst überfälligen Pensionierung noch keine grossen Pläne, sagt Dolder. «Ich werde es aber geniessen, einfach Zeit für mich zu haben und nichts machen zu müssen.»
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