Neue Bildungsministerin startet mit Fauxpas

Da prallen Welten aufeinander: Amélie Oudéa-Castéra verstört mit Äusserungen über öffentliche Schulen – ihre Kinder müssen da nicht hin.

neue bildungsministerin startet mit fauxpas

Amélie Oudéa-Castéra: «Irgendwann hatten wir es satt», sagt sie über die Probleme mit der öffentlichen Schule.

Lügt die Ministerin? Amélie Oudéa-Castéra, Frankreichs neue Ministerin für Bildung, Jugend, Sport und die Olympischen Spiele von Paris im Sommer 2024, eines aufgeblähten Grossressorts also, hat sich selbst eher mittelmässig gut in ihr Amt eingeführt.

Vor ein paar Tagen, als sie ihren ersten öffentlichen Auftritt als Erziehungsministerin hatte, erzählte sie in die Kameras der herbeigeeilten Fernsehteams, sie habe ihren Erstgeborenen, Vincent, und dessen zwei Brüder aus der öffentlichen Schule genommen und in einer Privatschule eingeschrieben, weil sie und ihr Mann frustriert gewesen seien. Es sei da nämlich ein Haufen Unterrichtsstunden ausgefallen, weil die Lehrer unpässlich waren, und sie seien nicht ersetzt worden. «Irgendwann hatten wir es satt.»

Die Schulwahl ist frei

Gabriel Attal, der neue Premier, stand daneben und hörte versteinert zu. Nicht etwa, weil ihn die Schulwahl der Eltern verwundert hätte: Er selbst hat eine Pariser Privatschule absolviert, die École Alsacienne. Die Schulwahl ist schliesslich frei. Doch eine Breitseite gegen die Schule der Republik, die sich alle Franzosen leisten können, die auch alle integrieren soll, mit Werten, und die in den vergangenen Jahren einer Serie von Sparrunden unterzogen wurde, ist vielleicht kein idealer Einstieg für eine Bildungsministerin.

Die Empörung war gross, sie überschattete den Start der neuen Regierung. Und sie sollte bald noch grösser werden, als bekannt wurde, dass Vincent nur sechs Monate in der öffentlichen Primarschule Littré im 6. Arrondissement von Paris war, als Dreijähriger, im Vorkindergarten, bevor er ins vornehme, sehr katholische Collège Stanislas wechselte. Seine zwei Brüder waren gar nie in Littré. Die Zeitung «Libération» fand die mittlerweile pensionierte Lehrerin von Vincent, und die erzählte, es seien keine Klassen ausgefallen in dieser kurzen Zeit. Die Eltern hätten aber gewollt, dass ihr Kleiner eine Stufe überspringe, obschon er weder das Alter noch die Reife dafür gehabt habe. Und so hätten die Oudéa-Castéras eben ins selektive «Stan» gewechselt, wo sie darüber hinwegsahen.

Die Gewerkschaften gingen bald wieder

Nun wurde der Ruf nach einem Rücktritt laut, von links und von rechts, auch wenn sich die Ministerin verbalakrobatisch wand und so halb entschuldigte bei denen, die sich von ihren Worten brüskiert gefühlt haben könnten. Die Gewerkschaften, die für ein Kennenlernen ins Ministerium geladen wurden, blieben nur ein paar Minuten und gingen wieder. Da prallten Welten aufeinander.

Und so debattiert Frankreich mal wieder über die gesellschaftliche Blasenbildung im nationalen Schulwesen. Reiche schicken ihre Kinder eher in gebührenpflichtige Privatschulen, wo sie untereinander bleiben. In Privatschulen wohlgemerkt, die zum Teil hohe öffentliche Zuschüsse bekommen.

Das Exempel der Oudéa-Castéras wirkt wie eine Karikatur des Phänomens. Die Ministerin war als Jugendliche Tennisprofi, durchlief dann alle Eliteschmieden des Landes – auch die hohe Verwaltungsschule Ena, im selben Jahrgang wie Emmanuel Macron, Frankreichs Präsident. Ihr Mann, ein ehemaliger Grossbanker, ist jetzt Chef des Pharmakonzerns Sanofi. Elite im Quadrat. Da würden die Franzosen wenigstens etwas mehr Finesse im Auftritt erwarten, etwas mehr Klasse.

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