Eigentlich hat Nikki Haley schon gesiegt

Trotz Niederlagen bei den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire kämpft die republikanische Herausforderin von Donald Trump weiter. Warum?

eigentlich hat nikki haley schon gesiegt

Die republikanische Kandidatin Nikki Haley tritt an einem Wahlkampfanlass für die Vorwahlen in North Charleston, South Carolina, auf.

Es stimmt: Nikki Haley hat keine Chance, in den Vorwahlen gegen Donald Trump zu gewinnen. Zu stark ist der Rückhalt für den Ex-Präsidenten bei der republikanischen Basis. Zu asymmetrisch ist die Macht in der Partei verteilt. Das war die Lektion der Vorwahlen in Iowa und New Hampshire. Die anderen Kandidaten knickten ein und küssten eilig den Ring von «King Trump». Nur Nikki Haley steht noch aufrecht. Aber auch ihr, der letzten Kämpferin, fehlt ein Szenario, wie sie in irgendeinem Bundesstaat gegen Donald Trump siegen könnte. In South Carolina, ihrem Heimatstaat, erwartet sie Ende Februar sogar eine bittere Niederlage. Die ehemalige Gouverneurin tritt als Aussenseiterin an, als «politisch Ausgestossene», wie «Politico» schreibt. Trump führt in Umfragen mit grossem Abstand. Vielleicht kann Haley in South Carolina an Trump heranrücken, aber dann? Die USA sind gross und weit, und das trumpsche Personal ist überall. Die Trump-Leute haben den Boden gut vorbereitet, in Nevada und Kalifornien modelten sie das Wahlverfahren zugunsten des Favoriten um. In Nevada macht Haley erst gar nicht mit. Sie weiss: In der Politik gibt es Überraschungen, aber selten Wunder.

Und trotzdem kämpft sie weiter – und es scheint, mit zunehmender Lust. In der Wahlnacht in New Hampshire gestand sie die Niederlage zwar ein, doch die Verliererin gab sie nicht. Im glamourösen Abendkleid teilte sie gegen Trump aus. Sein Alter, das Chaos, sein Selbstmitleid. Im präzisen Staccato provoziert sie Donald Trump. Dieser solle sich endlich einer Debatte stellen: «Bring it on!» In South Carolina kostet sie ihre Rolle als Unterlegene aus: «Unterschätzt mich doch; das macht mir immer Spass.» Und der Choleriker Trump, wen wunderts, läuft in die Falle. Seine Siegesrede in New Hampshire geriet zum Wutanfall – seine Gegnerin, ihm weit unterlegen, traktierte er mit Beleidigungen über ihr Äusseres und ihre indischen Wurzeln. Das ist das hässliche Gesicht von Trump, er ist ein schlechter Sieger und ein brandgefährlicher Verlierer. Nikki Haley verlor die Vorwahl in New Hampshire, aber siegte im Wortgefecht nach Punkten. Sie sorgt dafür, dass die US-amerikanischen Wählerinnen und Wähler glasklar an Trumps dunkle Seiten erinnert werden. Das wird Joe Biden helfen.

Je länger Nikki Haley im Rennen bleibt, desto mehr schwächt sie Trump – nicht für die Nominierung, sondern als künftigen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Denn die Frage ist nicht, ob die Republikaner Trump nominieren, das ist so gut wie sicher. Die Frage ist, wie beschädigt er in den Wahlkampf gegen Präsident Joe Biden treten wird. Und es sieht aus, als ob Nikki Haley Trump maximalen Schaden zufügen will. Kein Wunder, schäumt Trump vor Wut und jagt die Loyalisten in der Partei auf die Republikanerin, um sie zu bewegen, sofort aus dem Rennen zu scheiden. Nicht zuletzt muss Trump möglichst schnell reinen Tisch machen, denn im März steht er in Washington D.C. und New York vor Gericht – was seine Energie im weiteren Wahljahr beträchtlich binden wird. Die unbeugsame Nikki Haley kommt für Trump mehr als ungelegen.

Da die konservative Ex-Gouverneurin und frühere UNO-Botschafterin allen Druckversuchen widersteht, versucht es Trump nun mit ihren Geldgebern. Wer Haley noch unterstütze, der könne es für immer vergessen, auf den MAGA-Zug zu springen, droht Trump. Das zeigt Wirkung: Seit letzter Woche sind gemäss US-Medienberichten einige Geldgeber abgesprungen, andere bleiben Haley aber treu. Das mächtige Netzwerk «Americans for Prosperity» des US-Milliardärs Charles Koch hat sich bisher nicht von Haley distanziert.

Nikki Haley ist – spätestens nach dem kläglichen Ausscheiden von Kandidat Ron DeSantis – zum Star der Anti-Trump-Republikaner geworden. Geadelt wird sie in der neuen Ausgabe des Podcasts «Pod Save America» von der wohl prominentesten republikanischen Gegnerin von Trump: der ehemaligen republikanischen Abgeordneten Liz Cheney. Sie, die sich dem Kampf gegen trumpschen Autoritarismus verschrieben hat, ermuntert Haley dazu, bis nach dem Super Tuesday am 5. März im Rennen zu bleiben. Dann finden multiple Vorwahlen in den ganzen USA statt. «Wir müssen konstant und Schritt für Schritt Trump herausfordern und versuchen, ihn zu besiegen. Und im Moment führt Haley den Kampf, und sie soll ihn weiterführen.» Für Nikki Haley ist es eine Investition in ihre politische Zukunft. Ob Trump dieses Jahr nochmals gewählt wird oder nicht, angesichts seines hohen Alters wird die Republikanische Partei in nicht allzu ferner Zukunft ohne ihn auskommen. Und Nikki Haley ist angetreten, um in dieser Ära nach Trump eine Führungsrolle zu spielen. Sie zielt auf 2028.

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