Chatbots liefern Texte per Knopfdruck. Um zu verhindern, dass Schüler ihre Maturaarbeit komplett durch KI schreiben lassen, hat die Regierung die Maturitätsprüfungsverordnung angepasst.
Weil Chat-GPT und Co. auch bei der Maturaarbeit benutzt werden können, hat die Basler Regierung die Maturitätsprüfungsverordnung angepasst.
Künstliche Intelligenz, beispielsweise Chat-GPT, hat die Art, wie in Basel-Stadt das Gymnasium abgeschlossen wird, verändert. Das betrifft vor allem die Maturaarbeit: «Wir wollen verhindern, dass jemand ein halbes Jahr nichts tut, und dann mit KI auf Knopfdruck eine Arbeit schreibt», sagt Judith Hindermann, Leiterin Mittelschulen. Erste Betrugsfälle habe es an Basler Schulen bereits gegeben.
Der mündliche Teil der Maturaarbeit dauert deshalb neu etwas länger. «Er ist nicht mehr nur eine Präsentation der Arbeit. In einem Fachgespräch wird den Schülerinnen und Schülern auf den Zahn gefühlt, um sicherzustellen, dass sie sich vertieft mit dem Stoff auseinandergesetzt haben», sagt Hindermann.
Dieser mündliche Teil der Prüfung wird stärker gewichtet und macht neu nicht mehr ein Drittel, sondern die Hälfte der Note aus. Zudem wird der Entstehungsprozess der Arbeiten intensiver begleitet, und die Schüler müssen eine Eigenständigkeitserklärung beilegen.
Die Arbeiten werden wie bisher mit dem Hilfsmittel «Copy Stop» daraufhin überprüft, ob der Text oder Teile davon eine Kopie sind. Zusätzliche KI-Hilfsmittel, die die Arbeit künstlicher Intelligenz entlarvten, setze man im Moment nicht ein, sagt Hindermann: «Die beste Kontrolle sind Lehrpersonen, die ihre Schüler und deren Grenzen kennen. KI schreibt besser als 90 Prozent der Bevölkerung. Wenn Schüler plötzlich viel schönere Sätze hervorbringen, sollten die Lehrpersonen hellhörig werden.»
KI ist nicht verboten
Das heisst jedoch nicht, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Maturaarbeit verboten ist. Es muss jedoch klar angegeben werden, wenn KI als Quelle genutzt wurde. «Solche KI-Tools werden im Alltag genutzt. Und wir wollen in Basel möglichst nahe an der Realität bleiben.» Die Folge ist, dass die Frage- und die Aufgabenstellungen aller Arbeiten, die Schülerinnen zu Hause erledigen, angepasst werden müssen, damit KI-Hilfsmittel nicht die gesamte Arbeit übernehmen können. «Möglich ist beispielsweise ein persönlicher Bezug oder eine lokale Fragestellung.»
Die Leiterin der Basler Mittelschulen betont, dass der Fokus weniger auf dem Betrügen liegt, sondern darauf, was man den Schülern vermittelt will und wie dies sinnvoll geschehen kann. Welche Rolle spielen beispielsweise Rechtschreibung und Grammatik? Muss man noch Karten lesen lernen? Muss ich eine Fremdsprache lernen? «Wir sind im Rahmen des Projekts »Lernen und Prüfen in einer Kultur der Digitalität« daran, den Unterricht und Prüfungsformate zu überdenken», sagt Judith Hindermann.
Zurzeit läuft in Basel ein Pilotprojekt, bei dem die schriftlichen Maturaprüfungen am Computer absolviert werden. Auch dort schützen sich die Schulen gegen den unerlaubten Einsatz von künstlicher Intelligenz. «Die Prüfungen finden vor Ort statt und werden wie immer beaufsichtigt», sagt Hindermann. Zudem wird ein Alarm ausgelöst, wenn ein Schüler versucht, die geschützte Prüfungsumgebung auf seinem Computer zu verlassen, um beispielsweise Chat-GPT oder Copilot zu starten.
Kritik an der neuen Benotung
Im Vorfeld waren nicht alle Lehrer glücklich mit der neuen Bewertung der Maturaarbeit. Bemängelt wurde, dass Produkte und Kunstwerke nun ebenfalls geringer gewichtet werden, dass introvertierte, schüchterne Maturanden oder solche, die eine schlechte Tagesform haben, benachteiligt sind und dass die Schüler stärker einer subjektiven Notengebung ausgesetzt werden.
Was Kunstwerke anbelangt, haben Schulen laut Hindermann die Autonomie, das Produkt stärker zu gewichten. Die weiteren Kritikpunkte flossen nicht in die angepasste Notengebung ein. «Man kann das mit der normalen Maturaprüfung vergleichen. Um Willkür zu verhindern, gibt es zusätzlich zur Lehrperson einen Experten. Wer ein klinisches Problem hat, beispielsweise Autismus, erhält einen Nachteilsausgleich. Und wenn jemand nicht gut vortragen kann, ist das einfach die Realität.» Die Chance, dass man deswegen durch die Matura falle, sei jedoch sehr gering.
Die angepasste Maturitätsprüfungsverordnung tritt am 12. August 2024 in Kraft und gilt ab Schuljahr 2025/26 für die Prüfungen.
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