FTX-Gründer Sam Bankman-Fried muss 25 Jahre ins Gefängnis. Ironischerweise hat sein Fall den Bitcoin gross gemacht

ftx-gründer sam bankman-fried muss 25 jahre ins gefängnis. ironischerweise hat sein fall den bitcoin gross gemacht

Mit der Verkündigung des Strafmasses ist der tiefe Fall des ehemaligen Krypto-Königs Sam Bankman-Fried ;zu Ende. Andrew Kelly / Reuters

Die Party ist für Sam Bankman-Fried endgültig vorbei. Ein New Yorker Gericht verurteilte den ehemaligen Chef der bankrottgegangenen Krypto-Plattform FTX am Donnerstag zu 25 Jahren Gefängnis. Richter Lewis Kaplan blieb mit dem Strafmass zwischen den Vorstellungen der Ankläger und der Verteidigung. Die Staatsanwaltschaft hatte 40 bis 50 Jahre Haft beantragt, Bankman-Frieds Anwälte hatten rund sechs Jahre Haft vorgeschlagen. Hätte Kaplan die vorgesehenen Strafen bei allen Anklagepunkten ausgeschöpft, wären es mehr als 100 Jahre Gefängnis geworden.

Im November hatte das Gericht Bankman-Fried des mehrfachen Betrugs und der Geldwäsche schuldig gesprochen. Anwälte des 32-Jährigen prüfen bereits seit der Verurteilung im November eine Berufung.

Bankman-Fried war der Chef einer der weltgrössten Handelsplattformen für Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether. Sie musste im November 2022 Insolvenz anmelden, nachdem ein Loch von 8 Milliarden Dollar in der Bilanz der Firma gefunden worden war. Kundengelder wurden für spekulative Handelsaktivitäten missbraucht und gingen teilweise verloren.

Die Strafe ist härter ausgefallen, als von den Anwälten Bankman-Frieds beantragt. Sie hatten sich für maximal sechseinhalb Jahre ausgesprochen. Ein Argument der Verteidiger, um das Strafmass zu mildern, war, dass die mehr als 100 000 geprellten FTX-Kunden im Rahmen des Konkursverfahrens vollständig entschädigt werden würden.

Von Hybris und Arroganz geleitet

Zudem stellten die Anwälte ihren Mandanten in einer Gerichtseingabe als «selbstlosen», «altruistischen» jungen Mann dar, der «sein Leben der Philanthropie gewidmet» habe. Die von Bewährungshelfern empfohlene Haftstrafe von 100 Jahren bezeichneten sie als «grotesk» und «barbarisch». Bankman-Fried, der an einer Autismus-Variante leide, wäre im Gefängnis besonders gefährdet, so die Anwälte.

Die Staatsanwaltschaft forderte derweil eine Gefängnisstrafe von 40 bis 50 Jahren, weil der 32-Jährige eine der «grössten Finanzbetrügereien der Geschichte» zu verantworten habe. Im Vorfeld der Bekanntgabe hatte sich auch John Ray, der für die Abwicklung von FTX eingesetzte Insolvenzverwalter, eingeschaltet. Er hatte sich bemüht, die Verteidigungsstrategie von Bankman-Frieds Anwälten zu unterminieren, indem er sich direkt an den zuständigen Richter Lewis Kaplan wandte.

In einem Brief bekräftigte er seine Sicht, dass Bankman-Fried von «Hybris, Arroganz und fehlendem Respekt gegenüber den grundlegenden Normen des Gesetzes» geleitet sei. Das sei angesichts seiner privilegierten Erziehung umso weniger entschuldbar. Die Behauptung der Verteidiger, wonach Kunden, Kreditgeber und Investoren letztlich ohne Schaden davongekommen seien, sei falsch.

Auch die Steuerbehörden haben noch Forderungen

Ohne die mühsame Arbeit von Rays Team gäbe es keine nennenswerte Insolvenzmasse, aus der die Gläubiger entschädigt werden könnten. Über Monate hinweg durchforsteten der Insolvenzverwalter und seine Mitarbeiter die Trümmer von FTX, um verbliebene Vermögen ausfindig zu machen, die zum Teil für Luxuswohnungen, Privatjets und spekulative Beteiligungen ausgegeben worden waren. Dem Gericht teilten die Insolvenzverwalter im Januar mit, dass den Kunden die Verluste dank dieser Kleinstarbeit «vollständig rückerstattet» werden könnten.

Derzeit ist allerdings völlig unklar, ob und zu welchem Zeitpunkt eine Entschädigung ausgezahlt werden kann. Das hängt auch davon ab, ob die amerikanischen Steuerbehörden bereit sind, eigene Forderungen zurückzustellen. Der insolvente Krypto-Konzern soll dem Staat 24 Milliarden an nicht bezahlten Steuern schulden.

Für Bankman-Fried, der einst über ein Milliardenvermögen verfügte, ist es so oder so das endgültige Ende eines raschen und tiefen Falls. Beim Rest der Branche herrscht unterdessen mal wieder Goldgräberstimmung. Mitte März erreichte der Bitcoin ein Rekordhoch von 73 800 Dollar. Seitdem ging der Kurs zwar wieder etwas zurück, am Montag überschritt die grösste Kryptowährung jedoch erneut die Schwelle von 70 000.

Der Bitcoin hat es in die traditionelle Finanzwelt geschafft

Dazu beigetragen haben ausgerechnet Bankman-Fried und FTX. Dabei sah es zunächst nicht so aus, als würde sich die Krypto-Branche von dem herben Rückschlag erholen: Auf das Ende von FTX folgte eine Anklage gegen den Chef der grössten Konkurrentin, Binance, Ende November 2023 stimmte das Unternehmen unter anderem wegen Verstössen gegen Geldwäsche-Bestimmungen Strafzahlungen in Höhe von gesamthaft 4,3 Milliarden Dollar zu. Der CEO Changpeng Zhao trat daraufhin zurück.

Beide Fälle haben aufgezeigt, welche Machenschaften in der unregulierten Krypto-Welt bisher möglich waren. Das hat weltweit eine Debatte über eine strengere Regulierung ausgelöst. Anfang Januar dieses Jahres liess die amerikanische Börsenaufsicht SEC schliesslich sogenannte Bitcoin-ETF zu, die es Anlegern ermöglichen, über klassische Finanzinstitute in die Kryptowährung zu investieren. Anleger müssen seitdem nicht mehr über undurchsichtige Krypto-Börsen handeln, sondern können Bitcoin wie herkömmliche Fonds über ihre Bank handeln.

Die Begeisterung der Anleger kennt kein Halten mehr. In den Bitcoin-ETF des weltgrössten Vermögensverwalters, Blackrock, soll an einem einzigen Tag mehr als eine halbe Milliarde Dollar geflossen sein. Und ETF für andere Kryptowährungen sollen schon bald folgen. Zwar besteht nach wie vor wenig rechtliche Klarheit darüber, wie Risiken wie Betrug, Manipulation und Vermögensverlust zu behandeln sind. Dennoch ist der Bitcoin durch die Zulassung der ETF in die Welt der klassischen Finanzprodukte eingetreten.

Mehr Entschädigung dank Bitcoin-Boom?

Die jüngsten Höhenflüge des Bitcoins könnten sich auch auf die Entschädigungszahlungen an die FTX-Kunden auswirken. Zunächst ging man davon aus, dass der Dollarwert der Kundeneinlagen zum Zeitpunkt des Konkurses ausgezahlt würde. Doch die Krypto-Vermögen haben sich seit dem Konkurs von FTX im Wert vervielfacht, im November 2022 war der Bitcoin «nur» rund 16 000 Dollar wert.

Gemäss dem Fachblatt «Banking Risk and Regulation» wird darum die Möglichkeit geprüft, einen sogenannten Post-Petitions-Zins anzuwenden. Dieser gibt Kreditgebern das Recht, eine zusätzliche Zahlung für die potenziellen Anlagegewinne, die ihnen entgangen sind, zu erhalten.

Nicht nur der Wertanstieg des Bitcoins spielt den geprellten Kunden in die Hände. Auch der Teilverkauf einer Beteiligung von FTX am KI-Startup Anthropic könnte netto einige hundert Millionen Dollar einbringen, was die Insolvenzmasse zusätzlich vergrössern dürfte. Sowohl beim Thema KI als auch beim Bitcoin ist der Hype noch lange nicht vorbei – Sam Bankman-Fried wird davon allerdings nicht mehr profitieren.

News Related

OTHER NEWS

Live-Panne bei „The Masked Singer“: Kandidat versehentlich enttarnt

Der Kiwi ist ein Teilnehmer von „The Masked Singer“ – doch bei seiner Performance am 26. November 2023 ging etwas schief. Die Maske verrutschte und der Promi darunter wurde enttarnt. ... Read more »

Fünf Tote nach Unwetter in Region Odessa - Die Nacht im Überblick

Infolge eines schweren Unwetters sind in der südukrainischen Region Odessa mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Weitere 19 Anwohner seien durch den Sturm verletzt worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr ... Read more »

Die Verkäuferin, die den Dieb in die Flucht trieb

Ein Räuber versuchte sein Glück in einer Bäckerei, nicht ahnend, dass er leer ausgehen würde. Die Verkäuferin trieb den Täter nämlich mit einem lauten Schrei in die Flucht. Nun hat die ... Read more »

In Beaver Creek begann die «Odi-Mania»: Odermatt hat sogar King Roger den Rang abgelaufen

Vier Jahre nach seinem ersten grossen Triumph in Beaver Creek hat Marco Odermatt als Skirennfahrer alles gewonnen. Und gemäss einer Studie hat der Buochser im letzten Frühling sogar «King» Roger ... Read more »

Die Katze von Taylor Swift ist das drittreichste Haustier der Welt mit einem Vermögen von 474 Millionen R$.

Veröffentlichung Olivia Benson, die Katze von Taylor Swift, hat nicht nur das Herz der Sängerin erobert, sondern zeichnet sich auch als eines der reichsten Haustiere der Welt aus, mit einem ... Read more »

Kurz zuvor sagte er noch «Ja, ich will»: Bräutigam erschiesst an Hochzeit Braut und drei Gäste

Bei einer Hochzeit in Thailand werden die Braut und drei Gäste erschossen. Der Täter: Bräutigam Chatorung S. Er richtete sich nach dem Blutbad selbst. Bräutigam erschiesst an Hochzeit Braut und ... Read more »

Bundesratswahl am 13. Dezember: FDP fürchtet Geheimplan gegen Cassis

Die FDP befürchtet bei den Bundesratswahlen ein politisches Manöver gegen ihren Magistraten Ignazio Cassis. Dabei würde der Partei ein Bundesratssitz weggenommen und dafür der Kanzlerposten zugeschanzt. FDP fürchtet Geheimplan gegen ... Read more »
Top List in the World