Flixbus-Reisende in Zürich zwischen Betroffenheit und mulmigem Gefühl

Der schwere Busunfall bei Leipzig hat bei Passagieren und Chauffeuren am Zürcher Carparkplatz Betroffenheit ausgelöst – und bei manchen ein mulmiges Gefühl vor der Abreise.

flixbus-reisende in zürich zwischen betroffenheit und mulmigem gefühl

Flixbus-Passagiere warten am Mittwochnachmittag auf die Abreise nach München.

«Ein Desaster», meint der Flixbus-Fahrer in seiner hellgrünen Jacke und schüttelt den Kopf. Der Mann mit längeren schwarzen Haaren steht am Mittwochnachmittag auf dem Carparkplatz neben dem Zürcher HB vor dem Flixbus nach Stuttgart. «Schlimm, einfach schlimm», meint er. Dann wendet er sich ab. Mehr will der Chauffeur zum Busunglück bei Leipzig nicht sagen.

Dort war am Mittwochmorgen ein Flixbus auf dem Weg nach Zürich auf der Autobahn verunfallt, aus bisher unbekannten Gründen. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, mehr als zwanzig Personen wurden verletzt.

Der Unfall eines seiner Fahrerkollegen geht dem Flixbus-Chauffeur sichtbar nahe. Ein anderer Buschauffeur, der an diesem Nachmittag auf dem Busbahnhof in seinem Fahrzeug wartet, zeigt sich ebenfalls betroffen vom Unglück, will sich aber nicht weiter dazu äussern. «Sorry», meint er nur, und fährt die Fensterscheibe neben dem Steuer wieder hoch.

Täglich 70 Flixbusse ab Zürich

Vom Zürcher Carparkplatz fahren zur Hauptreisezeit im Sommer täglich rund 70 Flixbusse ab, wie es bei dem Unternehmen auf Anfrage heisst. Auch bei Flixbus-Reisenden, die am Mittwochnachmittag dort auf ihren Bus warten, ist das Unglück bei Leipzig ein Thema. Etwa bei jenen, die den 15-Uhr-Bus nach München nehmen.

Ja, sie habe diesmal ein mulmiges Gefühl vor der Abreise, sagt eine 33-jährige Projektmanagerin aus München. Weil der Unfall bei Leipzig noch so aktuell sei, mache sie sich schon Gedanken wegen der Sicherheit.

Aber sie wolle nicht zu sehr darüber sinnieren, sagt die Frau. Sie hoffe einfach, dass die Chauffeure jetzt besonders vorsichtig führen. Sie selber sei auch schon mal in einem Flixbus gesessen, der auf der Autobahn bei München in einen Unfall verwickelt gewesen sei. Der Unfall sei glimpflich verlaufen, auch dank der blitzschnellen Reaktion des Fahrers.

«Kann immer passieren»

Eine 72-jährige Flixbus-Reisende aus München zeigt sich ebenfalls sehr betroffen vom Unglück bei Leipzig. Aber ein mulmiges Gefühl habe sie vor ihrer jetzigen Reise nicht. «So etwas kann immer passieren, auch mit dem Auto oder mit dem Zug.» Ein Wechsel auf die Bahn sei für sie keine Option, wegen der häufigen Ausfälle und Streiks in Deutschland.

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Flixbus-Reisende warten am Mittwochnachmittag auf dem Carparkplatz.

Für andere ist die Wahl des Busses schlicht eine Kostenfrage. Für die Reise mit dem Flixbus von Zürich nach München zahle er 30 Franken, das Bahnticket koste rund 100 Franken, sagt ein 67-jähriger Münchner, der über die Gründe des Busunglücks bei Leipzig rätselt. «Die Chauffeure sind schon viel unterwegs», meint er. Doch wenn man bedenke, dass täglich Hunderte Flixbusse unterwegs seien, seien Unfälle glücklicherweise äusserst selten.

«Vom Sicherheitsgefühl her war es tipptopp»

Ein 33-jähriger Mann vom Zürcher Seeufer nimmt es gelassen. Er sei schon mehrmals die Strecke Berlin–Zürich mit Flixbus gefahren, in der Nacht. «Vom Sicherheitsgefühl her war es tipptopp», sagt er. Die Fahrer hätten klare Regeln, auch bezüglich Ruhezeiten. Die andere Frage sei natürlich, wie sehr sie wegen des Zeitdrucks «gewisse Grauzonen ausreizen». Aber noch wisse man ja nichts Genaues über die Unfallursache.

Auch bei einem 43-Jährigen aus der Stadt Zürich ist keine Verunsicherung vor der Flixbus-Reise nach München spürbar: «Statistisch gesehen ist es komplett unwahrscheinlich, dass am selben Tag gleich noch ein weiterer Flixbus verunfallt», meint der Mann. Allerdings habe er während Fahrten im Flixbus auf Autobahnen auch schon ein flaues Gefühl im Magen gehabt.

Ziemlich abgeklärt zeigt sich ein 19-jähriger Lehrling aus Basel, der ebenfalls nach München reist. «Schlimm, was da passiert ist», sagt er. Aber es ändere nichts an seiner Einstellung gegenüber Busreisen. Es gebe auch Flugzeugunfälle, ein gewisses Risiko sei bei Reisen stets dabei. Auf Flixbus-Reisen sei ihm noch nie etwas passiert – «ausser dass das Bord-WC gestunken hat».

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