Dumme Chinesen-Sprüche im Zug lassen 6-Jährige nicht mehr los

Zwei Frauen machten im Zug rassistische Witze über Chinesen. Ein sechsjähriges Mädchen chinesischer Abstammung hörte die beiden. Die Kommentare prägen das Mädchen.

Eine Mutter chinesischer Herkunft wollte mit ihren Kindern an die Luzerner Fasnacht. Während der Zugfahrt machten zwei Frauen, die hinter der Familie standen, rassistische Sprüche, die nicht nur die Chinesin, sondern auch ihre Tochter (6) und ihr Sohn (9) hörten.

«Chinesen haben gelbe Haut, weil sie gegen den Wind pinkeln.»

Ungläubig schaute die Mutter zu den beiden Frauen. Diese sagten: «Chinesen haben gelbe Haut, weil sie gegen den Wind pinkeln» und «die Schlitzaugen der Chinesen kommen vom vielen Reis, den sie essen». Die Asiatin sagte zu ihnen: «Ich finde das überhaupt nicht lustig.»

Sechsjährige untersucht ihre Hautfarbe

Als die Familie nach Hause kam, beschäftigte die Situation die Mutter, die nun bereits seit 25 Jahren in der Schweiz wohnt, sehr. War der Anblick für den Schweizer Vater schon belastend, so schockierte ihn die Reaktion seiner Tochter noch viel mehr. Sie verstand nicht, warum ihre Haut gelb sein sollte.

Er erzählt: «Im Laufe des Abends setzte sie sich mehrmals vor den Spiegel und zog mit ihren kleinen Fingerchen an ihrer Haut, weil sie rausfinden wollte, ob sie wirklich gelbe Haut hat.»

«Sie wollte plötzlich keinen Reis mehr essen»

Das Mädchen habe immer wieder gefragt warum die Frauen gesagt hätten, dass sie gelbe Haut habe, obwohl das gar nicht stimme. Zudem: «Sie wollte plötzlich keinen Reis mehr essen.» Auch der Bruder habe sich über die Aussagen der Frauen geärgert, die Angelegenheit aber schnell wieder vergessen.

Wie der Vater erzählt, hätte die Eltern Mühe, in einer solchen Situation richtig zu reagieren. «Wie erkläre ich meinem Kind ein solches Verhalten?»

In der Situation Stellung beziehen

Fabian Ludwig, Oberarzt Luzerner Psychiatrie, ordnet ein: «Als Menschen sind wir alle anfällig für Vorurteile. Für Kinder ist es vor allem wichtig zu hören, dass man selbst dieses Verhalten nicht richtig findet.» So bekämen sie eine Orientierung, was richtig und was falsch ist. «Freude daran zu empfinden, eine Gruppe von Menschen abzuwerten, ist immer ein falsches Verhalten.»

Ludwigs findet das Verhalten der Mutter richtig. «Wenn es die Situation erlaubt, dann ist es für Kinder hilfreich, wenn die Eltern schon in der Situation selbst klar Stellung beziehen.» Man solle auch begründen, wie zum Beispiel: «Diesen Witz finde ich nicht lustig, weil es sicher weh tut, zu hören, wenn so über einen gesprochen wird», erklärt er.

«Die Mutter hat richtig gehandelt»

Giulia Reimann, stellvertretende Leiterin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR), sagt: «Um dem Kind Sicherheit zu geben, sollte man als Eltern unbedingt nach dem Erlebten mit den Kindern altersgerecht darüber sprechen.» Auch Reimann findet: «Die Mutter hat richtig gehandelt, indem sie signalisiert hat, dass diese Witze nicht lustig und nicht in Ordnung sind.»

Auf Anfrage von 20 Minuten sagt Peti Federer, Mediensprecher des Luzerner Fasnachtskomitees: «Jegliche Art von Rassismus oder Sexismus hat keinen Platz an der Luzerner Fasnacht. Solche Aussagen sind grundsätzlich nicht in Ordnung.»