«Es braucht Bilder und es braucht Farbe im Leben», sagte Roger Pfund. Ein Nachruf auf den Schweizer Künstler und Banknotengrafiker

«es braucht bilder und es braucht farbe im leben», sagte roger pfund. ein nachruf auf den schweizer künstler und banknotengrafiker

In seinem Atelier arbeitete ;Roger Pfund an seiner Kunst. In seinem Grafikbüro entwarf er Banknoten, Kreditkarten und den Schweizer Reisepass. Karl-Heinz Hug / Keystone

In Frankreich arbeitete er mit fettem Strich und voller Farbe, in der Schweiz entwarf er minuziöse Grafiken. Roger Pfund war Franzose und Schweizer, Maler und Grafiker, er arbeitete mit der blossen Hand und mit dem Millimeterstab. Für die Malerei fuhr er in sein Atelier in Savoie, umgeben von Zypressen, Olivenbäumen und Palmen. In seinem Genfer Büro entwarf er Banknoten, Debitkarten und den Schweizer Pass. Am Samstag ist Roger Pfund im Alter von achtzig Jahren gestorben.

Er versuche Farbe ins Leben zu bringen, sagte Pfund einst in einem Videoporträt, während er mit seinen Fingern ein sattes Rot auf dem Papier verschmierte. Dass diese grossen und kräftigen Hände auch hauchdünne Linien, Muster und mathematische Farbverläufe meisterten, vermutete man zuerst nicht.

«Eine Note ist ein Botschafter»

Roger Pfund wurde 1943 als Sohn eines Schweizers und einer Französin in Bern geboren. Er wuchs zweisprachig auf. Als Jugendlicher widmete er sich der Musik, spielte Kontrabass in einem Jazz-Trio, nebenher malte er. Nach der Matura besuchte Pfund die Kunstgewerbeschule, anschliessend ging er bei dem Schweizer Grafiker Kurt Wirth in die Lehre. Er gründete ein Atelier und begann mit Elisabeth Pfund zusammenzuarbeiten, seiner späteren Ehefrau, einer ausgebildeten Balletttänzerin und Grafikerin.

Pfunds Arbeit mit Geldscheinen begann in den 1970er Jahren. Geldscheine waren für ihn keine blossen Finanzpapiere. «Eine Note ist ein Botschafter», sagte er einst in einem SRF-Interview. Gemeinsam mit Elisabeth Pfund nahm er am Banknotenwettbewerb der Schweiz teil. Er war Ende zwanzig, sie Anfang dreissig. Ihr Entwurf belegte den zweiten Platz als Reserve-Serie. Ihre Noten wären eingesetzt worden, wenn es zu einer massenhaften Fälschung gekommen wäre. Zwar schaffte es ihr Entwurf nicht in den Umlauf, dafür wurden ihre Scheine in der Documenta 5 in Kassel ausgestellt.

Über 200 Porträts von Proust

Pfund ging nach Genf und setzte seine Arbeit als Grafiker fort. Nebenher arbeitete er in seinem französischen Atelier an eigenen Werken. Die Kunst gebe ihm die Energie für alles andere, sagte Pfund einst. In Savoie arbeitete er an Collagen, Porträts und Malerei. Pfund begeisterte sich für Ikonen wie Maria Callas, Rimbaud oder Marcel Proust. Er war ein Künstler der Serien, Proust porträtierte er über 200 Mal. Oft arbeitete er mit Fotografien, die er übermalte. «J’aime les superpositions des choses», sagte er in einem RTS-Interview. Er liebe die Überlagerung der Dinge.

Pfund sagte: «Es braucht Bilder und es braucht Farbe im Leben.» Auch er selbst scheint das ernst genommen zu haben. Auf Fotografien sieht man ihn in pinkfarbenen Hemden und mit orangen Seidenschals, stets eine Zigarette zwischen den Fingern.

Der rote Pass

1994 gewann Pfunds Entwurf für die französischen Francs-Scheine. Nun hielten die Franzosen beim Bezahlen den kleinen Prinzen in den Händen. Auch die den Elefanten verschlingende Boa aus Saint-Exupérys Buch «Le Petit Prince» findet sich auf dem 50-Francs-Schein. Über siebzehn Jahre soll Pfund an der Frankreich-Serie gearbeitet haben. Gemeinsam mit seinem Team recherchierte er über 317 historische Persönlichkeiten, die er auf den Scheinen abbilden wollte.

«es braucht bilder und es braucht farbe im leben», sagte roger pfund. ein nachruf auf den schweizer künstler und banknotengrafiker

Roger Pfunds Entwurf für die ;50-Francs-Note zeigt Saint-Exupérys «petit prince». Manuel Augusto Moreno / Moment RF / Getty

2002 musste der kleine Prinz dem Euro weichen. Auch Roger Pfund nahm an dem Euro-Wettbewerb der Europäischen Zentralbank teil. Er gewann. Aus unbekannten Gründen konnte er den Auftrag allerdings nicht ausführen. Roger Pfunds Entwurf für die Euro-Noten ist heiter, voller Farbe und freier Formen. Auf X fragte sich kürzlich ein Nutzer, ob die Währungsunion mit diesen Geldscheinen nicht vielleicht einen völlig anderen Weg eingeschlagen hätte.

Im Atelier Pfund wurden argentinische Banknoten, Geldscheine für die Komoren und Malaysia und eine Debitkarte für die Credit Suisse entworfen. 2003 folgte der elegante rote Schweizer Pass. Roger Pfund gewann internationale Preise. 2008 wurde sein Werk auf vier Geschossen des Today Art Museum in Peking gezeigt. Zu sehen war das ganze Sammelsurium seines Schaffens: Plakate, Luxusuhren, Bücher, Kreditkarten und Gemälde. 2013 folgte eine Ausstellung in Genf, 2015 wurde sein Werk in Wiesbaden gezeigt.

«es braucht bilder und es braucht farbe im leben», sagte roger pfund. ein nachruf auf den schweizer künstler und banknotengrafiker

Benno Nager (Projektleiter Ausweisschriften), Roger Pfund (Grafiker), Ruth Metzler (Justizministerin) und Jean-Luc Vez (Direktor des Bundesamts für Polizei) präsentierten im März 2002 den neuen Schweizer Pass. Jürg Müller / Keystone

Die 10-Dollar-Note

Nach dem grossen Erfolg begann es im Büro zu bröckeln. 2016 musste Pfund das Atelier wegen Überschuldung schliessen. In der Hochphase hatte Pfund zwanzig Mitarbeitende angestellt. Zuletzt waren es nur noch sieben, unter ihnen sein Sohn. Nachdem das Atelier aufgelöst worden war, gab Pfund bekannt, dass er sich seiner Kunst widmen wolle. Mit vereinzelten Auftragsarbeiten könne er sich über Wasser halten. Seine Frau war bereits 2006 verstorben.

Angeblich trug Pfund stets einen 10-Dollar-Schein mit sich, um ihn ab und an aus dem Portemonnaie zu ziehen, als Negativbeispiel. «Das perfekte Beispiel dafür, was man nicht tun sollte», sagte er dann. Sicherheitstechnisch war der Schein für Roger Pfund ein Witz: Man könne ihn mit Leichtigkeit kopieren. Ein anderes Mal beschwerte sich Pfund über die Druckqualität seiner Francs-Scheine. Einzig in der Schweiz werde korrekt gedruckt.

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