Schweizer Helferin: «Ihre Schicksale gehen mir besonders ans Herz»

Ahmed und Louay wurden beide in Gaza schwer verletzt und für die Behandlung ins Ausland evakuiert. Die Zürcherin Melanie Abou Shaisha erzählt ihre Geschichten.

Zusammen mit ihrem Netzwerk «Save Gaza’s Children» hilft Melanie Abou Shaisha, die Evakuierung von schwerverletzten Kindern aus Gaza mitzuorganisieren. Der Schweizerin aus Obfelden, die mit einem Ägypter verheiratet ist und selbst einen dreijährigen Sohn hat, sind die Schicksale von Ahmed und Louay besonders ans Herz gegangen. Im Gespräch mit 20 Minuten erzählt Abou Shaisha die beiden Geschichten, die sehr unterschiedlich ausgehen.

Der fünfjährige Ahmed

Ahmed ist fünf Jahre alt und befindet sich in Begleitung seines Onkels in einem Spital in Kairo, Ägypten. «Zu Beginn des Krieges kamen seine Eltern bei einer Bombardierung in Gaza ums Leben», erzählt Abou Shaisha. Wenige Wochen später sei Ahmed selbst bei einem Angriff schwer verletzt worden und habe seine Beine verloren. «Die Bilder des kleinen Bubs, die ich auf den sozialen Medien gesehen habe, erschütterten mich», so Abou Shaisha. «Auf Fotos war Ahmed mit seinem Onkel zu sehen. Sofort setzten wir alles daran, seine Handynummer ausfindig zu machen und mit ihm in Kontakt zu treten.» Anschliessend wurde ihre Ausreise nach Ägypten in die Wege geleitet. «Wir haben für Ahmed auch Spenden gesammelt. Viele Mitglieder unserer Gruppe haben selbst Tausende Franken in die Hand genommen.»

schweizer helferin: «ihre schicksale gehen mir besonders ans herz»

Ahmed im Spital in Kairo.

Da Abou Shaisha von Beginn an eng im Kontakt mit Ahmed und seinem Onkel stand, entschloss sie sich, den Fünfjährigen in Ägypten zu besuchen. «Über die Zeit habe ich ihn einfach ins Herz geschossen.» Zusammen mit ihrem Mann, ihrem Sohn und mehreren Koffern voller Spielsachen und Süssigkeiten sei sie Anfang 2024 nach Kairo gereist. «Als wir beim Spital ankamen, wartete Ahmed bereits draussen im Rollstuhl mit seinem Onkel auf uns. Als ich ihn sah, hatte ich Tränen in den Augen.»

Ihr Sohn habe Ahmed ein Küsschen gegeben und sie habe den Bub auf ihren Schoss genommen. «Er war schüchtern, hatte aber ein Lachen im Gesicht. Über die Süssigkeiten hat er sich sehr gefreut.» Das Treffen, bei dem die ganze Zeit über Sicherheitsbeamte anwesend gewesen seien, habe eine halbe Stunde gedauert, so Abou Shaisha. «Ahmed ist sicher traumatisiert, aber gesundheitlich geht es ihm gut. Er wartet nun darauf, eine Prothese zu bekommen.»

Wie es für den Kleinen weitergeht, sei unklar. «Ahmed wird sicher mit seinem Onkel zusammenbleiben. Dieser kümmert sich rührend um ihn.» Ob die beiden jemals nach Gaza zurückkehren können, sei ungewiss. «Wir versuchen, sie in die Schweiz zu holen. Aber das ist leider fast ein Ding der Unmöglichkeit.»

Louays Geschichte

Einen anderen Ausgang nimmt die Geschichte von Louay aus dem Norden von Gaza. Der Dreijährige habe bei einem Bombenangriff Verbrennungen dritten Grades auf der ganzen unteren Körperhälfte erlitten. «Sein Vater und sein kleiner Bruder kamen dabei ums Leben. Als Louay ins Spital eingeliefert wurde, war seine Mutter nicht auffindbar.» Weil sie im Krankenhaus in Gaza davon ausgegangen seien, dass die Mutter nicht mehr lebt, sei Louay zusammen mit seiner Tante nach Ägypten in ein Spital gebracht worden. «Die Ärzte dort kamen mit Louays schweren Verletzungen nicht zurecht», so Abou Shaisha. «Mittels Spenden wollten wir dafür sorgen, dass er in ein besseres Spital verlegt wird.» Zur gleichen Zeit hätten die ägyptischen Behörden aber bereits beschlossen, ihn für die medizinische Behandlung nach Katar zu überweisen. Dort sei er zwei Tage nach seiner Ankunft gestorben.

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Louay

Kurze Zeit danach habe Louays Tante Abou Shaisha geschrieben, dass Louays Mutter noch lebe und schwanger sei. «Ich habe daraufhin Kontakt mit ihr aufgenommen und ihr Geld geschickt», so Abou Shaisha. «Ich habe mir geschworen, ein Leben lang für Louays Mutter da zu sein.»

Hinweis: Verschiedene Medien wie die BBC, Reuters oder AP berichteten über Ahmeds Geschichte. Über Louays Fall berichteten arabische Medien wie Al Jazeera. 20 Minuten konnte gewisse Details in Louays Geschichte nicht überprüfen.

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