Ein Jahr in Putins Ketten - US-Journalist kämpft gegen russische Spionagevorwürfe

Archiv: Moskau, Russland – 26. MÄRZ: Wall Street Journal Reporter Evan Gershkovich, angeklagt wegen Spionage, erscheint vor dem Moskauer Stadtgericht. Gershkovich bleibt bis zum 30. Juni 2024 in Haft. (Foto: Moskauer Stadtgericht Pressestelle/Anadolu über Getty Images) Anadolu via Getty Images

Der US-Journalist Gershkovich sitzt bereits seit einem Jahr in russischer Haft. Bringt ein Gefangenenaustausch nun die Freiheit?

Der amerikanische Journalist Evan Gershkovich, der für das „Wall Street Journal“ arbeitet, ist bereits seit einem Jahr in einem russischen Gefängnis. Wie die Nachrichtenagentur „AP“ berichtet, wurde er während einer beruflichen Reise in die Stadt Jekaterinburg im Uralgebirge verhaftet. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB wirft ihm vor, im Auftrag der USA Staatsgeheimnisse gesammelt zu haben, legt jedoch keine Beweise dafür vor. Der Spionage-Vorwurf wird von Gershkovich selbst, dem „Wall Street Journal“ und der US-Regierung bestritten.

Kein Ende in Sicht für Gershkovichs Haft in Russland

Obwohl Gershkovich in den kurzen Gerichtsauftritten oft lächelnd gesehen wird, berichten Freunde und Familie, dass er es schwer findet, einer Wand von auf ihn gerichteten Kameras gegenüberzustehen. Doch auch die jüngste Anhörung bot keine neuen Erkenntnisse zu seinem Fall: Er wurde angewiesen, mindestens bis zum 30. Juni im Gefängnis zu bleiben – die fünfte Verlängerung seiner Haft.

Die US-Botschafterin Lynne Tracy, die am Dienstag erneut bei seiner letzten Anhörung anwesend war, sagte, die Vorwürfe gegen Gershkovich seien „Fiktion“ und Russland nutze „amerikanische Bürger als Schachfiguren, um politische Ziele zu erreichen“. Seit der Invasion in der Ukraine haben die russischen Behörden mehrere US-Bürger und andere Bürger aus dem Westen festgenommen, was diese Idee zu stützen scheint.

Freilassung für Gershkovich durch Gefangenenaustausch?

Dem Bericht zufolge hat Putin geäußert, dass eine Einigung zur Freilassung von Gershkovich erreicht werden kann. Er deutete an, ihn gegen einen russischen Staatsbürger in Deutschland auszutauschen, der der Beschreibung von Wadim Krasikow entspricht. Dieser verbüßt eine lebenslange Haftstrafe für die Tötung eines georgischen Bürgers tschetschenischer Abstammung im Jahr 2019 in Berlin.