Soldaten der Karen National Liberation Army ;markieren in der Nähe der thailändischen Grenze Präsenz. Athit Perawongmetha / Reuters
Sechs Monate sind seit der Herbstoffensive der Rebellen in Myanmar vergangen. Und der Putsch der Generäle, mit dem die demokratische Öffnung des Landes 2021 abgewürgt wurde, liegt bereits Jahre zurück. Jetzt scheint sich das Blatt in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land zu wenden: Die Armee, die wegen ihrer Grösse und Brutalität einst als unbesiegbar galt, erleidet eine Niederlage nach der anderen.
Laut Berichten aus der strategisch wichtigen Grenzstadt Myawaddy ist am Sonntag ein weiterer Brigadegeneral der myanmarischen Streitkräfte ums Leben gekommen. Es handelt sich um Soe Min That, der ein von Rebellen eingeschlossenes Truppenkontingent nahe der thailändischen Grenze befehligte. Er soll bei einem Drohnenangriff getötet worden sein.
Einheiten ethnischer Minderheiten und bewaffnete Bürgerwehren, die sich als People’s Defense Forces (PDF) formiert haben, weisen auf weitere Erfolge hin: Demnach gerieten am Wochenende in Myitkyina und Mandalay zwei Luftwaffenstützpunkte unter Beschuss. Während Myitkyina im nördlichen Kachin liegt, zeigt vor allem der Angriff auf Mandalay, dass die Streitkräfte sich auch im burmesischen Kernland nicht mehr sicher fühlen können.
Alles flieht nach Thailand
Bereits der Verlust des Grenzorts Laukkai, der für den Handel mit China bedeutend ist, galt vor zwei Monaten als möglicher Wendepunkt im Bürgerkrieg; das Grenzgebiet steht heute unter weitgehender Kontrolle der Rebellen der Kachin Independence Army (KIA). Auch gegen die Arakan Army im Gliedstaat Rakhine ist die Armee in die Defensive geraten. Nun steht mit Myawaddy der wichtigste Grenzübergang nach Thailand vor dem Fall. Hunderte von Regierungssoldaten haben sich dort mangels Nachschubs ergeben und sind im Gewahrsam der Karen National Liberation Army (KNLA). Andere entscheiden sich für die Flucht nach Thailand, wo sie entwaffnet werden.
Die Militärführung in Naypyidaw reagiert jeweils mit schweren Luftangriffen auf verlorene Stützpunkte. So wurden in Myawaddy in den vergangenen Tagen Tausende von Burmesen in die Flucht getrieben. Auch die Zivilisten suchen Schutz im thailändischen Grenzstädtchen Mae Sot, das nur durch den Fluss Moei von Myawaddy getrennt ist. Inzwischen hat sich die Stadt zu einem riesigen Auffanglager für Vertriebene entwickelt.
Die Entwicklungen im Nachbarland lösen in Bangkok grosses Unbehagen aus. Das humanitäre Desaster zwingt die thailändische Regierung zum Handeln. Politisch laviert sie zusehends zwischen den Fronten. Traditionell steht Thailands Regierung – und natürlich vor allen Exponenten der Royal Thai Army – auf der Seite der myanmarischen Generäle, deren Herrschaft sie seit dem Putsch auch offiziell anerkennt. Doch vor einem so eklatanten Unrechtsregime und vor Luftangriffen auf Zivilisten in Grenznähe kann sie nicht länger die Augen verschliessen. Mit den jüngsten Entwicklungen muss erstmals auch ernsthaft ein Kollaps des Regimes im westlichen Nachbarstaat in Betracht gezogen werden.
Ist das Ende der Militärregierung nah?
Die thailändische Armee hat zusätzliche Einheiten ins Grenzgebiet entsandt. In einer Stellungnahme am Montag wird darauf verwiesen, dass man ein Übergreifen der Kämpfe verhindern wolle. Man bereite humanitäre Hilfe sowie fünf Auffanglager für Zivilisten, Flüchtlinge und Verletzte vor. Auf die Frage, was mit geflüchteten Soldaten der myanmarischen Streitkräfte geschehe, hat die thailändische Regierung bis jetzt aber nicht schlüssig geantwortet. Auch über die Hintergründe eines Evakuationsflugs, mit dem sich burmesische Beamte vor zwei Wochen samt Wertsachen und Dokumenten in Mae Sot in Sicherheit gebracht haben sollen, wurde Stillschweigen gewahrt.
Noch ist unklar, ob die jüngsten Entwicklungen klare Vorzeichen für ein Scheitern von Armee und Regime sind. Aber falls Angaben der Exilregierung NUS und einiger Rebellen zutreffen, wonach die Streitkräfte bereits mehr als die Hälfte des Staatsgebiets preisgeben mussten und zudem praktisch alle Grenzen zu den Nachbarländern China, Thailand, Bangladesh und Indien von Aufständischen kontrolliert werden, steht die Junta näher vor dem Aus denn je.
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