Am 27. März sind nach einem Flixbus-Unfall in der Nähe von Leipzig vier Menschen gestorben.
Flixbus transportiert jährlich Millionen von Menschen – 2023 waren es rund 81 Millionen Passagiere. Die meisten von ihnen kommen sicher an ihrer Zieldestination an, denn Busse sind im Vergleich zu Autos das sicherere Strassenverkehrsmittel.
Am Mittwoch kam es jedoch zu einem tödlichen Unfall. Vier Menschen starben. Am Donnerstagnachmittag gab die Polizei bekannt, drei der Todesopfer identifiziert zu haben. Dabei soll es sich um eine 47-jährige Polin, eine 20-jährige Indonesierin mit Wohnsitz in Berlin, sowie eine 19-Jährige aus Bayern handeln. Eine weitere verstorbene Frau konnte bisher nicht zweifelsfrei identifiziert werden.
Der Unfall ist kein Einzelfall. In der Vergangenheit gab es immer wieder FlixbusUnfälle mit Verletzten oder Toten.
Unfälle der vergangenen Jahre
Auch in diesem Jahr ereigneten sich bereits verschiedene Unfälle, in die Flixbus involviert war. Gerade vor drei Tagen, am 25. März, prallte ein Flixbus auf der Fahrt von Mailand nach Rom gegen eine Leitplanke. Viele der jungen Insassen mussten aus dem zerstörten Inneren gerettet werden, der 19-jährige Vindou K. aus dem Kongo verstarb noch am Unfallort. Sechs weitere Passagiere wurden verletzt.
Im vergangenen Jahr ereigneten sich laut verschiedenen Medienberichten im Flixbusnetz insgesamt neun tödliche Unfälle. Etwa im Juni 2023 kam in Italien in der Nähe Neapels ein Flixbus von der Strasse ab, 14 Reisende wurden verletzt, ein Passagier verlor sein Leben. Im September desselben Jahres kam ein Flixbus in Oberösterreich von der Strasse ab und stürzte um. Über 45 Fahrgäste wurden verletzt und eine 19-jährige Österreicherin verstarb.
2019 kam es in Leipzig – nur 14 Kilometer von der Stelle des aktuellen Zwischenfalls – ebenfalls zu einem Unfall. Ein Bus kippte um, von den 74 Insassen wurden viele schwer verletzt. Eine Frau verstarb an der Unfallstelle.
2017 kollidierte in Brandenburg ein Flixbus mit einem Auto und schob es 500 Meter vor sich her. Drei Personen wurden damals verletzt, gestorben ist niemand. Der Busfahrer hatte später zugegeben, vor dem Unfall Medikamente eingenommen zu haben.
So will Flixbus zukünftig Unfälle vermeiden
watson hat bei Flixbus nachgefragt, wie in Zukunft solche Unfälle vermieden werden sollen. Flixbus antwortet: «Die Sicherheit unserer Reisenden und Fahrer hat zu jeder Zeit höchste Priorität. Wir haben daher ein umfassendes Sicherheitskonzept für jeden FlixBus etabliert.»
So würde Flixbus die Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer regelmässig auf geltende Sozialvorschriften in allen eingesetzten Bussen überprüfen. Zudem würde ein Nachtlinienkonzept verfolgen, das in Bezug auf Lenkzeiten und Fahrpersonalablösungen bei Nachtfahrten «deutlich» über die gesetzlichen Vorgaben hinaus gehe – etwa durch einen zusätzlichen Fahrer auf den meisten Nachtfahrten.
Andere Vorwürfe gegen Flixbus
Doch Flixbus war nebst diversen Unfälle auch in andere Skandale verwickelt.
Scharfe Kritik bei Eintritt in Schweizer Markt
Die Schweiz hat strengere Bestimmungen für den Busverkehr als Deutschland. Der Eintritt des deutschen Unternehmens Flixbus in den Schweizer Markt im Jahr 2016 sorgte deshalb für Unmut. Flixbus wurde vorgeworfen, gegen Vorschriften zu verstossen, welche die Beförderung von Passagieren auf rein schweizerischen Strecken verbieten, watson berichtete damals.
Zudem beschuldigte die schweizerische Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV Flixbus Ende 2016 des Sozial- und Lohndumpings. Die Gewerkschaft kritisierte, dass Flixbus ausländische Fahrer beschäftige, die nur rund halb so viel verdienen würden wie in der Schweiz üblich.
Zu aggressive Preispolitik in Deutschland
Im Jahr 2016 geriet Flixbus auch in Deutschland in die Kritik, weil dem Unternehmen eine aggressive Preispolitik auf Kosten seiner Subunternehmer und ihrer Angestellten vorgeworfen wurde. Durch die niedrigen Löhne würden die Subunternehmer unter Druck geraten, was dazu führen könnte, dass sie entweder vom Markt verdrängt würden oder die Wartung der Fahrzeuge nicht mehr angemessen gewährleisten könnten.
Dies wiederum könnte die Sicherheit der Passagiere gefährden. Untersuchungen des Landesministeriums für Arbeit und Soziales in Nordrhein-Westfalen bestätigten das Vorhandensein einiger «schwarzer Schafe» unter den Subunternehmern. Dennoch wiesen die meisten Betriebe eine geringe Mängelquote auf, und die Lenk- und Ruhezeiten wurden grösstenteils eingehalten. (jub)
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