Bekannt ist der Touring-Club Schweiz für seine Pannenhilfe. Doch der Verein breitet sich zunehmend in fremden Sparten aus – und hat damit schon schlechte Erfahrungen gemacht.
Ein Patrouilleur des TCS sichert eine Lastendrohne, die unplanmässig landen musste.
Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der Touring-Club Schweiz (TCS) den Einstieg in ein neues Geschäftsfeld angekündigt: Der Verein, der vor allem für seine Pannenhilfe bekannt ist, wird künftig medizinische Drohnenlieferungen absichern. Dazu arbeitet er mit dem Jungunternehmen Delivery Glider AG mit Sitz in Sevelen im Kanton St. Gallen zusammen. Seine Produkte verkauft es unter dem Markennamen Jedsy.
Delivery Glider hat eine Technologie entwickelt, mit der eine Lastendrohne punktgenau unter einem Fenster andocken kann. Das ermöglicht den direkten Transport von medizinischen Proben aller Art auf dem schnellen Luftweg, etwa vom Spital ins Labor für Analysen. Weil die Drohnen nicht auf Dächern oder offenen Plätzen landen müssen, können die Luftfahrzeuge innerhalb von wenigen Sekunden beladen und entladen werden.
Erste Routen für Lieferungen von medizinischen Laborproben werden bereits in der Ostschweiz geflogen. Als weiterer Partner ist die Dr.-Risch-Gruppe mit an Bord, eine Betreiberin von medizinischen Labors.
Innovation aus der Ostschweiz: Die Lastendrohnen des Jungunternehmens Delivery Glider können direkt am Fenster landen.
Zum geplanten landesweiten Ausbau benötigt das Start-up jedoch eine Absicherung. Diese Rolle übernimmt der TCS. Im seltenen Fall einer ungeplanten Drohnenlandung wird nämlich die TCS-Patrouille kontaktiert – dies kann vorkommen, wenn die unbenannten Flugobjekte den regulären Flugverkehr beeinträchtigen.
Die Landungen finden auf vorgegebenen und geschützten Ausweichplätzen statt. Die Patrouilleure bergen die Drohne und bringen bei Bedarf die medizinische Nutzlast ins nächste Labor.
TCS-Generaldirektor Jürg Wittwer bezeichnet die Zusammenarbeit mit Delivery Glider als Ergänzung zu den bisherigen Dienstleistungen. Er verweist dabei auf die schweizweit grösste Schule für Drohnenpiloten, welche der TCS unterhält.
Der «Luftkrieg» mit der Rega
Trotzdem lässt der Ausflug des Vereins mit seinen 1,6 Millionen Mitgliedern ins Geschäft mit Lastendrohnen aufhorchen: Mit dem Erschliessen neuer Tätigkeitsfelder ist der TCS in der Vergangenheit nämlich schon gescheitert. 2013 steigt der TCS in den Markt mit Helikopter-Rettungsflügen ein. Das löste einen «Luftkrieg» mit dem Platzhirsch Rega aus.
So machte der TCS der Rettungsflugwacht in den Kantonen Aargau und Zürich Rettungsflüge und damit Marktanteile streitig. Die Rega warf dem TCS «Rosinenpickerei» vor. Dieser wolle sich nicht an den Kosten für die landesweite Bereitschaftszentrale beteiligen, kritisierte sie. Der TCS hingegen betrachtete das Angebot als Ergänzung zur Rega.
Ende 2015 folgt der Rückzieher. Der TCS gibt bekannt, das Geschäft mit den Rettungsflügen aufzugeben. Man habe mit mehr Repatriierungen gerechnet, begründetet die Organisation damals ihren Entscheid. Es sei nie die Absicht gewesen, ins Rettungsgeschäft einzusteigen. Im Vordergrund sei das Angebot gestanden, TCS-Mitglieder aus dem nahen Ausland mit dem Helikopter zurückzuführen. Die Nachfrage sei aber nicht ausreichend gewesen.
«Drohnen sind Teil der zukünftigen Mobilität»
Wie will der TCS also dieses Mal verhindern, dass er mit der neuen Dienstleistung wieder eine Pleite einfährt? Ein Sprecher hält dazu fest, dass der TCS mit der Absicherung von Drohnenflügen nicht in ein neues Geschäftsfeld eingestiegen sei. Vielmehr gehe es darum, das bestehende Angebot zu erweitern. «Für den TCS macht dieses Engagement Sinn, da Drohnen Teil der zukünftigen Mobilität sind», sagt der Sprecher.
Darüber hinaus gebe es bereits Schnittstellen zum medizinischen Bereich. Der TCS-Sprecher verweist dabei auf medizinische Beratung und Rückführungen aus dem Ausland für Mitglieder, welche über eine Reise- und Heimschaffungsversicherung verfügen – auch bekannt als ETI-Schutzbrief.
TCS baut medizinische Angebote aus
Tatsächlich ist der TCS daran, diskret seine medizinischen Services auszubauen. Es begann im März 2021, als der TCS im Kanton Genf die Swiss Ambulance Rescue übernahm. Im selben Jahr kaufte der TCS zwei weitere Firmen dazu: Alpha Medic aus dem Kanton Zug und Unité de Secours Régional aus der Westschweiz. Daraus entstand die neue Firma TCS Swiss Ambulance Rescue, die grösste private Notfallorganisation der Schweiz.
Als Minderheitsaktionär beteiligt ist die börsenkotierte Freiburger Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria SA, welche in Privatkliniken und Luxushotels investiert.
Der TCS ist in der Schweiz zur grössten privaten Betreiberin von Rettungsdiensten geworden.
Mitte Februar 2024 folgte die nächste Expansion: TCS Swiss Ambulance Rescue gab den Kauf des Rettungsdienstes Intermedic mit Sitz in Berikon im Kanton Aargau bekannt. Zusammen mit Intermedic ist das Unternehmen nun in den sechs Kantonen Zürich, Aargau, Luzern, Zug, Waadt und Genf vertreten.
Es leistet jährlich über 30’000 Einsätze. 180 spezialisierte Mitarbeiter sind von 14 Stützpunkten aus und mit etwa 50 Fahrzeugen im Einsatz – rund um die Uhr.
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