Der Eurovision Song Contest in Malmö ist ein Albtraum für die Sicherheitskräfte

der eurovision song contest in malmö ist ein albtraum für die sicherheitskräfte

Petra Stenkula, die Polizeichefin von Malmö, hat am letzten Mittwoch über die Sicherheitsvorkehren informiert. Johan Nilsson / Imago

Loreen machte den Traum wahr: Die schwedische Sängerin gewann vorigen Mai zum zweiten Mal den Eurovision Song Contest (ESC) und bringt den grössten Musikwettbewerb der Welt ausgerechnet 2024 nach Schweden zurück. ESC-Fans – und davon gibt es hierzulande unzählige – haben diese Jahreszahl im Kalender rot markiert, ist es 2024 doch genau 50 Jahre her seit dem historischen Sieg von Abba in Brighton. Der Triumph mit «Waterloo» verhalf nicht nur dem ikonischen Pop-Quartett zum Durchbruch, sondern war auch der Startschuss des schwedischen Musikwunders.

Drei Wochen vor Austragung des Schlagerfestivals, wie der ESC hierzulande genannt wird, herrscht jedoch nicht eitle Euphorie. Für die Sicherheitskräfte gleicht die Veranstaltung angesichts der geopolitischen Bedrohungslage und insbesondere des Gaza-Krieges eher einem Albtraum als einem Traum. Die Terrorgefahr in Schweden liegt bereits seit vorigem Sommer auf der zweithöchsten Stufe. Nach einer Reihe öffentlich zelebrierter Koranverbrennungen, die Schockwellen durch die muslimische Welt sandten, riefen islamische Terroristen zu Racheakten in dem nordischen Land auf.

Antiisraelische Stimmung prägt das Strassenbild Malmös

Als ob dies Polizei und Geheimdienste nicht genug fordern würde, stellt sie das ESC-Finale vom 7. bis 11. Mai vor eine Herkulesaufgabe: Austragungsort ist Malmö, Schwedens drittgrösste Stadt mit einem beträchtlichen muslimischen Bevölkerungsanteil. Eine Stadt, deren Einwandererghettos wie Rosengard in den vergangenen Jahrzehnten mit randalierenden Jugendlichen, brennenden Autos und Waffengewalt regelmässig für Negativschlagzeilen sorgten. Den mörderischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober feierten Pro-Palästinenser mit Jubel und Feuerwerk. Lautstarke antiisraelische Proteste und antisemitische Schlagwörter gehören seither fast zum Strassenbild Malmös.

Dass Israel am ESC teilnehmen wird, hat zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. Die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den Musikwettbewerb veranstaltet, stellte sich trotz Protesten vieler Teilnehmerländer auf den Standpunkt, dass nicht Regierungen, sondern öffentlichrechtliche Rundfunksender am ESC gegeneinander anträten. Allerdings wies die EBU mehrere israelische Songs zurück oder forderte zumindest die Entfernung politischer Botschaften aus den Liedtexten. Das Land wird nun mit dem von «October Rain» auf «Hurricane» umbenannten und inhaltlich überarbeiteten Song teilnehmen.

Proteste gegen den «Genocide Song Contest»

Die Proteste hat dies nicht gestoppt. Kürzlich war ganz Malmö mit Plakaten verklebt, die im ESC-Layout verkündeten: «Genocide Song Contest – Israel raus aus Eurovision oder Eurovision raus aus Malmö» sowie «Malmö verurteilt den Völkermord».

Die Sicherheitsvorkehrungen laufen derweil auf Hochtouren. Die 360 000 Einwohner grosse Stadt erwartet in der ESC-Woche rund 100 000 Besucherinnen und Besucher aus mehr als 80 Ländern sowie gegen 10 000 akkreditierte Künstler, Übertragungstechniker und Journalisten.

Am Mittwoch luden Polizei, Stadtverwaltung, Arenabetreiber und die schwedische Rundfunkanstalt zu einer Medienkonferenz ein, an der sie versicherten, die Lage trotz Gewaltakten, Sabotage und Bedrohungen im Griff zu haben. Petra Stenkula, die Chefin der Polizei von Malmö, sagte, nach monatelanger robuster Planung befinde man sich in der Schlussphase, um ein sicheres Arrangement zu garantieren. Dazu gehören neben dem Finalabend und zwei Vorausscheidungen auch sechs öffentliche Hauptproben.

Laut Stenkula werden sehr viele Polizisten präsent sein, die aus Sicherheitsgründen teilweise automatische Waffen tragen würden. Neben Polizisten aus ganz Schweden werden auch Kollegen aus Dänemark und Norwegen beistehen; wie viele, gab man nicht bekannt. Besonders gewarnt wird die Bevölkerung vor Desinformationskampagnen; vor allem islamistische Gruppierungen dürften die Grossveranstaltung zum Anlass nehmen, um Lügen und Propaganda zu verbreiten.

Um das Festivalgebiet herum ist der Verkehr schon jetzt begrenzt, Parkplätze und Teile des Flugplatzes werden nächste Woche gesperrt, und an den Show-Tagen gibt es rigorose Kontrollen, Taschen dürfen nicht in die Arena mitgenommen werden.

Die schwedische Rundfunkanstalt SVT ist nur für die Sicherheit in der und um die Arena herum zuständig. An den übrigen Orten muss die Stadt Malmö für Sicherheit und Ordnung sorgen. Das dazu vorgesehene Budget von umgerechnet 2,5 Millionen Franken ist bereits aufgebraucht. Dass die Stadt ein privates Sicherheitsunternehmen beauftragt hat, ist nicht unproblematisch. Gemäss einem Bericht der Zeitung «Svenska Dagbladet» sollen Angestellte der Firma in den vergangenen Monaten an antiisraelischen Demonstrationen teilgenommen haben und Terrorsympathien hegen; knapp sei die Zeit auch, um Sicherheitskontrollen bei den rund 600 Volontären durchzuführen.

der eurovision song contest in malmö ist ein albtraum für die sicherheitskräfte

Die Malmö-Arena wird für den European Song Contest vorbereitet. ; Johan Nilsson / Imago

Während der Festivalwoche sind in Malmö ein Dutzend Demonstrationen gegen Israels Teilnahme am ESC geplant. Einer der Veranstalter, die Palästina-Gruppe, hofft, dass 20 000 Personen aus ganz Europa an den Protesten teilnehmen werden. Locken soll auch ein alternatives Musikfestival namens «Falastinvision», das gleichzeitig wie der Eurovisions-Final stattfindet. Bei der Polizei ist zudem ein Gesuch für eine Koranverbrennung am 3. Mai eingegangen, das nun geprüft wird. Die Polizeichefin Stenkula will nicht ausschliessen, dass diese bewilligt werden könnte. Nach einer solchen Aktion im September war es zu Krawallen gekommen, bei denen die Ordnungskräfte von Jugendlichen mit einer halben Tonne Steinen beworfen wurden; wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.

Dass derzeit fast mehr über Proteste und Sicherheitsrisiken als über Glamour und Glitter diskutiert wird, hat Kritik am Austragungsort ausgelöst. Ebba Adielsson, verantwortliche Produzentin beim schwedischen Fernsehen, lobte Malmö als Stadt mit der besten Arena und Infrastruktur sowie einem vielfältigen Kulturleben; zudem hat die Stadt den ESC 2013 erfolgreich organisiert. Es gibt aber auch eine zweite Erklärung: der Mangel an Alternativen zu Malmö. Stockholms Avicii Arena, wo der ESC 2016 stattfand, wird derzeit renoviert, und das zweite grosse Lokal der Hauptstadt rüstet sich im Mai für die Pop-Ikone Taylor Swift, die dort kurz nach dem ESC drei Konzerte geben wird.

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