Das Dampfschiff «Neuchâtel» feiert den zehnten Jahrestag seiner Wiedereinschiffung. Das Symbol der Belle Époque, das vor über 100 Jahren gebaut wurde, braucht eine Auffrischung.
Das Schiff «Le Neuchâtel» auf Fahrt vor der St. Petersinsel.
Das Dampfschiff «Le Neuchâtel» feiert in diesem Jahr den zehnten Jahrestag seiner Wiedereinschiffung. In Erwartung eines schönen Sommers steht dieses Symbol der Belle Époque gegenwärtig in einem Neuenburger Schuppen, um dort eine Verjüngungskur zu erhalten. Dass das Schiff seit so vielen Jahren auf den drei Juraseen fährt, ist vor allem dem langfristigen Engagement von Enthusiasten zu verdanken. Die «Neuchâtel» kann auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken.
Das Schiff ist 1912 erbaut worden. Ein Jahr später landete es auf dem Bielersee, wie «L’Impartial» (eine heute nicht mehr existierende Zeitung aus den Neuenburger Bergen) in seiner Ausgabe vom 5. Juni 1913 berichtete: «Seit letztem Montag ist es nämlich möglich, mit dem Dampfschiff von Neuchâtel nach Biel und Yverdon zu fahren. Die einfache Fahrt dauert etwa zwei Stunden und ist einfach reizvoll», heisst es dort. Und weiter: «Die Fahrt mit dem Dampfschiff von Neuenburg nach Biel ist köstlich; die Passage des Neuenburgersees, der Zihl und des Bielersees mit seiner Insel ist sehr abwechslungsreich. Der Bielersee ist im Übrigen von grosser Schönheit und steht den schönsten Schweizer Seen in nichts nach», heisst es weiter.
Das Interesse hat abgenommen
Die majestätischen Schiffe fuhren bis in die 1960er-Jahre auf den Seen. Danach wurde der Betrieb eingestellt, da Dampfschiffe zu dieser Zeit in der breiten Öffentlichkeit nicht mehr viel Aufsehen erregten. In der Folge wurde das Schiff in ein Restaurant umgewandelt und blieb im Hafen von Neuchâtel liegen. Dort blieb es bis 1999, bevor es 2003 zum Verkauf angeboten wurde. Einige Enthusiasten ergriffen die Gelegenheit und kauften das Schiff.
«Wir waren einfach ein Team von Verrückten, die sich gesagt haben, jetzt oder nie», sagt der Bieler Hans Gasser, Mitbegründer des zu diesem Zweck gegründeten Vereins Trivapor. So wird das Schiff, bevor es wieder in See stechen kann, drei Jahre lang renoviert. «Wir haben dieses Boot gerettet, und wenn wir es nicht getan hätten, wäre es für immer verloren gewesen», fügt Hans Gasser hinzu.
«Ein Lebensgefühl»
Sébastien Jacobi, ein weiteres Gründungsmitglied des Vereins Tripavor, teilt den Enthusiasmus seines Kollegen: «Die ‹Neuchâtel› ist wirklich ein Wunder, eine Attraktion. Sie hat Schwung, sie bewegt sich, ihre Räder drehen sich, sie rührt das Wasser um. Das ist ein Lebensgefühl», schwärmt er.
Dank dieses Teams kann die Geschichte also weitergehen. Im Jahr 2014 wird das Schiff in den Betrieb der Schifffahrtsgesellschaft LNM aufgenommen. Die Gesellschaft willigt ein, die «Le Neuchâtel» unter einer Bedingung zu betreiben: Das Schiff darf in der Gunst des Publikums nicht abfallen.
«Am Anfang fuhr die ‹Neuchâtel› nur auf dem Neuenburger- und Murtensee. Als sie dann auch auf dem Bielersee fuhr, konnten wir die Anzahl der Passagiere, die an Bord gingen, mit den anderen Schiffen vergleichen. Hier zeigte sich die Anziehungskraft des Neuenburger Schiffs, da der Zustrom an Passagieren doch sehr hoch war», sagt François Kistler, Präsident des Vereins Trivapor.
Bald wieder zu Wasser lassen
Heute, nach zehn Jahren und fast 10 000 Stunden treuer Dienste, wird die «Neuchâtel» renoviert. Und das alte Schiff braucht viel Arbeit und Aufmerksamkeit. Seit November kümmern sich die Teams der NML um sie. Eine komplexe Aufgabe.
«Bei einem neueren Modell ist man bei manchen Details nicht so pingelig. Man kann zum Beispiel bestimmte Teile austauschen, ohne sich zu viele Fragen zu stellen. Bei der ‹Neuchâtel› ist das eine andere Geschichte», beginnt Michel Meylan, technischer Leiter der LNM-Werft in Neuchâtel. «Man versucht, Originalteile zu erhalten oder Renovierungen zu kaschieren, was nicht immer einfach ist. Die Arbeit ist heikler, vor allem im Bereich der Maschinerie. Eine Dampfmaschine hat absolut nichts mit einem Standard-Dieselmotor zu tun.»
Michel Meylan ist jedoch nicht allein, wenn es um das reibungslose Funktionieren des Bootes geht. Jeden Donnerstag kommen ein Dutzend Rentner und Freiwillige, um den Arbeitern der LNM zur Hand zu gehen. «Ich denke, für uns Freiwillige ist das eine Möglichkeit, unser Werk zu verewigen. Die ‹Neuchâtel› wird weiterleben, im Gegensatz zu der Arbeit, mit der wir unseren Lebensunterhalt verdienten oder verdienen, die nach nur wenigen Jahren verschwindet. Dieses Schiff bleibt», sagt André Bernoulli, Leiter der Freiwilligen von Trivapor. Im März soll das Schiff wieder zu Wasser gelassen werden.
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