Davos macht nicht zum ersten Mal Negativschlagzeilen wegen Antisemitismus. Ist eine Lösung in Sicht? Der Tourismus-Chef und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund haben andere Ansichten.
Das ist passiert
Ein Aushang beim Bergrestaurant Pischa in Davos warf hohe Wellen: Wegen «diverser trauriger Vorfälle, darunter auch der Diebstahl eines Schlittens», dürften Jüdinnen und Juden keine Schlitten mehr mieten. Gegenüber 20 Minuten erklärte das Bergrestaurant Pischa: «Wir wollen den täglichen Ärger nicht mehr und entscheiden uns darum, dass wir von unserem Recht Gebrauch machen, zu entscheiden, wer unser Eigentum mieten kann und wer nicht.»
Das sind die Folgen
Mittlerweile ermittelt die Polizei wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass. Die Bergbahnen Pischa und die Davos Klosters Bergbahnen AG distanzieren sich klar vom Aushang. Beim besagten Betrieb handele es sich um eine extern verpachtete Lokalität, der Aushang sei einzig und allein auf das Handeln des Pächters zurückzuführen.
Tourismusdirektor: «Problem hat zwei Seiten»
Auch Reto Branschi, Tourismusdirektor der Destination Davos Klosters, distanzierte sich gegenüber 20 Minuten vom Aushang. Dieser sei unglücklich formuliert und stehe nicht für die Haltung der Destination. Auf Nachfrage sagt Branschi am Montag aber auch: «Die Schwierigkeiten mit einem kleinen Teil der orthodoxen jüdischen Gäste sind leider eine Tatsache. Das Problem hat zwei Seiten und schwelt schon seit Jahren.»
Branschi sagt weiter: «Auf beiden Seiten gibt es einige wenige, die es immer wieder anfachen. Antisemitismus und andere Diskriminierungen haben in Davos genauso keinen Platz wie das Verhalten einiger weniger, das immer wieder zu Schwierigkeiten mit lokalen Betrieben führt.»
Der Tourismusdirektor signalisiert aber Gesprächsbereitschaft: «Als Tourismusorganisation haben wir das Problem im letzten Jahr öffentlich thematisiert und eine Taskforce gegründet. Gemeinsam mit den jüdischen Vertretern wollen wir an Lösungen arbeiten.»
Das sagt der SIG
Anders sieht das der Schweizerische Israelitische Gemeindebund: «Von einer Taskforce wissen wir nichts. Bisher gab es einzig ein Gespräch unsererseits mit einer Mediationsstelle, die von der Davos Destinations-Organisation (DDO) beauftragt worden war», sagt Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG. Die DDO ist die Genossenschaft hinter der Tourismusorganisation. «Seither gab es keine weiteren Schritte oder Gespräche mit der DDO.»
Branschi brach Vermittlungsprojekt einseitig ab
Schon vor Jahren starteten die DDO und der SIG ein Vermittlungsprojekt. Die Aussagen zu dessen Erfolg sind widersprüchlich: «Nach drei Jahren mussten wir leider feststellen, dass es zu keinem Erfolg führte. Diejenigen Gäste, die sich nicht an Regeln halten und unsere Gastfreundschaft nicht wertschätzen, haben die Vermittlung schlicht ignoriert», sagt Branschi von der Tourismusorganisation.
Auch hier widerspricht Kreutner: «Das sehen wir definitiv nicht so. Unsere Erfahrungen, Berichte und viele Rückmeldungen haben uns die Wirksamkeit des Projekts gezeigt. Viele Davoserinnen und Davoser wissen mit den kulturellen Unterschieden besser umzugehen, sie verstehen auch mehr davon. Viele jüdischen Gäste konnten direkter und in ihrer Sprache erreicht werden und besser über die lokalen Gepflogenheiten informiert werden.»
Diese Lösungsansätze gibt es
Branschi sagt: «Wir sind immer zum Dialog bereit. Im Moment möchten wir unseren eingeschlagenen Weg mit der Taskforce weitergehen. Sollte dies nicht zum Ziel führen, was ich nicht glaube, wären wir selbstverständlich bereit, an einem solchen runden Tisch mitzuwirken.»
Weniger optimistisch klingt das vom SIG: «Stand heute gibt es weiterhin keine Zusammenarbeit zwischen der Davoser Tourismusorganisation und uns, da Letztere die Zusammenarbeit im Sommer gekündigt haben», sagt Kreutner. «Eine Mediation wurde zwar beauftragt, hier sind wir aber wahrlich nicht besonders weit, von weiteren Gesprächen oder einer erneuten Zusammenarbeit noch weiter.»
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