AfD-Tribun Höcke zerlegt seinen Gegner von der CDU

Mario Voigt ist sein Mut, es gegen einen gerissenen Demagogen aufzunehmen, schlecht bekommen. Einzig die Moderatoren trieben Björn Höcke manchmal in die Enge.

afd-tribun höcke zerlegt seinen gegner von der cdu

AfD-Kandidat Höcke (links) und CDU-Kandidat Voigt (rechts) treffen sich zum TV-Duell.

Es war eine Premiere, die sich am Donnerstagabend auf dem kleinen Nachrichtensender «Welt TV» abspielte: das erste Live-Duell eines Spitzenpolitikers der deutschen Christdemokraten gegen eine Grösse der Alternativen für Deutschland. Mario Voigt und Björn Höcke wollen nach der Landtagswahl im Herbst beide Ministerpräsident von Thüringen werden.

Voigt, ein eher betulicher Politiker, hatte angekündigt, dass er dieses Streitgespräch dazu benutzen wolle, den vom Verfassungsschutz als Rechtsextremisten eingestuften Ideologen Höcke «inhaltlich zu stellen». Das, so kann man nach den 71 Minuten «Duell» bilanzieren, ging gründlich schief.

Der Christdemokrat hatte der rhetorischen Leidenschaft und Angriffslust Höckes nie etwas entgegenzusetzen. Immer wieder lachte Höcke seinen Widersacher süffisant aus oder fuhr ihm über den Mund. Statt die Unterschiede zwischen sich als «Demokraten» und Höcke als «Autoritärem» herauszuarbeiten, musste sich Voigt immer wieder anhören, dass es doch die CDU gewesen sei, die Deutschland in den katastrophalen Zustand gebracht habe, aus dem die AfD es nun retten müsse.

«Es ist doch Angela Merkel gewesen…»

Zum Beispiel beim ewigen Reizthema Migration: Voigt versuchte zu erklären, warum ein von Abwanderung geplagtes Bundesland wie Thüringen ohne Zuwanderung von ausländischen Fachkräften seinen Wohlstand nicht halten könne. Handkehrum bezeichnete er die «illegale Migration» als ein «Riesenproblem» und öffnete Höcke damit die Tür weit zum Konter.

Es sei doch die Christdemokratin Angela Merkel gewesen, die 2015 die Schleusen für die millionenfache Einwanderung von Muslimen nach Deutschland geöffnet habe. Voigts eigene Partei habe das Land an den Rand des Kollapses gebracht. «Und jetzt, da das Kind in den Brunnen gefallen ist, beginnen Sie, das Wasser auszuschöpfen. Das glaubt Ihnen kein Mensch mehr.»

Und so ging es quasi von Thema zu Thema. Präzise und heftig widersprechen tat Höcke meist nur das Moderationspaar Jan Philipp Burgard und Tatjana Ohm. Es gelang ihnen dabei nicht nur, den AfD-Tribun von Zeit zu Zeit in die Enge zu treiben – sie verführten ihn auch immer wieder dazu, seine völkische Gesinnung ungeschützter zu zeigen, als er das in den klassischen Medien üblicherweise zu tun bereit ist.

«Einwanderung aus dem muslimischen Kulturkreis»

So sagte Höcke offen, dass er die verbotene Nazi-Parole «Alles für Deutschland» als eine Art Gegengift zum angeblichen Selbsthass der deutschen Linken verstehe. Höcke muss sich dafür bald vor Gericht verantworten, behauptet aber, die Parole verwendet zu haben, ohne zu wissen, dass sie verboten sei. Eine «erinnerungspolitische Wende um 180 Grad» wiederum fordere er, weil Deutschland mit einer Identität, die immer noch um den Holocaust kreise, keine Zukunft gewinnen könne. «Die Deutschen müssen sich wieder mit sich selbst befreunden.»

Antisemitismus gebe es «bei der ursprünglichen deutschen Bevölkerung» kaum mehr, meinte Höcke, dieser werde mit der Migration von Muslimen vielmehr importiert. «Wir müssen die Einwanderung aus dem islamischen Kulturkreis beenden.» Diese sei eine grosse Gefahr für die deutsche Identität.

Und dann noch die «Remigration»

Auch den Kampfbegriff der «millionenfachen Remigration» machte sich Höcke offensiv zu eigen: Zum einen behauptete er, die AfD meine damit, dass Millionen von Deutschen, die ausgewandert seien, wieder zurückkehren sollten. Zum anderen, dass die «illegalen» Einwanderer «möglichst mit Anreizen» dazu bewegt werden sollten, Deutschland wieder zu verlassen. Über diese Schönfärberei musste dann selbst Voigt lachen.

Falls Höcke an diesem Abend, den Voigt zur Entlarvung nutzen wollte, entlarvt wurde, dann von sich selbst. Ob ihm das bei den Wählerinnen und Wählern in Thüringen schadet, ist ungewiss. Dass das Streitgespräch, in dem er zu wenig stritt, Voigt nützen wird, kann man sich hingegen beim besten Willen nicht vorstellen.

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