Hört Christian Streich (58) auf? Während sportlich gesehen keine Gründe für ein Ende der Ära erkennbar sind, gibt es vor der Verkündung am Montag Hinweise auf eine Pause des Freiburger Erfolgstrainers.
Wird am Montag die Entscheidung über seine Zukunft mitteilen: Christian Streich.
Verkündung am Montag
Ein Heimspiel gegen den designierten neuen deutschen Meister verdient erhöhte Aufmerksamkeit. Normalerweise. Und das 2:3 gegen Bayer 04 Leverkusen war auch ein über weite Strecken mitreißender Schlagabtausch auf gehobenem Niveau. Beim SC Freiburg gibt es dieser Tage aber ein Thema, das alles überlagert: die Zukunft von Trainer Christian Streich.
Bleibt das Freiburger Urgestein und Bundesliga-Original über den Sommer hinaus bei seinem Herzensverein, den er dank hervorragender Arbeit mit seinem Trainerstab, vor allem in puncto Spielerentwicklung und Menschenführung sowie den Sportchefs Jochen Saier und Klemens Hartenbach vom Abstiegskandidaten zum Europacup-Teilnehmer entwickelt hat? Oder hört er nach dann zwölfeinhalb Jahren zum Ende dieser Spielzeit auf?
Streich hat schon seit mehreren Jahren im Februar/März seinen Vertrag um nur jeweils eine weitere Spielzeit verlängert. Entscheidende Kriterien dabei: Hat Streich noch genug Energie für seine intensive Arbeitsweise? Und haben die Entscheider um Saier noch die Überzeugung für den gemeinsamen Weg? Letzteres darf man als gegeben ansehen. Es ist ein banges Warten für fast alle, die es mit dem Sport-Club halten. Nicht nur die überwältigende Mehrheit der Fans. Auch die unterschiedlichsten Spieler haben zuletzt die große Hoffnung auf Streichs Verbleib betont.
Von außen betrachtet gibt es wenige Gründe für ein Ende der Ära im Sommer, auch wenn der SC nach den Top-Saisons 2021/22 (Liga-Sechster, Pokalfinale) und 2022/23 (Liga-Fünfter, Pokal-Halbfinale, Achtelfinale Europa League) diesmal wahrscheinlich schlechter abschneiden wird.
Streich und Co. haben mit der Beförderung von Eigengewächs Noah Atubolu zum Stammkeeper, der sich stabilisiert hat, gegen Leverkusen aber nach längerer Zeit mal wieder patzte, und der Förderung weiterer Talente gerade erst einen leichten Umbruch eingeleitet und auch noch die Chance, als Siebter eventuell den Europacup-Hattrick zu schaffen. Zudem hat sich das Streich-Team trotz größerer Verletzungsprobleme zum zweiten Mal in Serie in die Top-16-Runde der Europa League vorgearbeitet.
Ein eindrucksvoller Erfolg, auch wenn das Aus am Donnerstag durch die 0:5-Klatsche bei West Ham United nach einem 1:0-Hinspielsieg bitter schmeckte. Einzelne Ergebnisse hätten keinen Einfluss auf so eine “weitreichende Entscheidung”, stellte Streich in London klar. Für langjährige Beobachter ergeben sich jedoch Hinweise darauf, dass der auch an anderen Themen abseits seiner großen Passion Fußball interessierte Streich aus persönlichen Gründen eine Pause einlegen könnte. Sein Energiehaushalt und potenziell mehr Zeit für Familie, Freunde und Reisen könnten dabei ein Rolle spielen.
Günter muss sich korrigieren: Nur ein Versprecher?
“Jeder weiß, dass wir gerne mit ihm zusammenarbeiten. Jeder weiß, dass er ein herausragender Trainer ist und wir haben natürlich die Hoffnung, dass er weitermacht”, sagte Christian Günter am Sonntag. Zuvor hatte der Kapitän aber betont: “Es gebührt der Respekt, dass sich von uns niemand äußert und es absolut seine Entscheidung ist.” Zudem korrigierte Günter einmal seine Zeitform: “Es war, oder ist eine Freude unter ihm zu trainieren.” Nur ein unglücklicher Versprecher?
Am Montag werde Klarheit herrschen – mehr wollte Streich am Sonntag zu dem Thema nicht sagen. Ende 2023 hatte Streich im kicker-Interview betont: “Der Trainerberuf hat mich ein Stück weit deformiert. Das noch zehn Jahre zu machen, das schaffe und will ich nicht. Dann schaue ich, was ich noch Sinnvolles tun kann.”
Im selben Interview machte er zwar auch deutlich, wie sehr er den Fußball liebt, sagte zum damals noch gänzlich undefinierten Ende seiner Cheftrainerzeit beim SC aber außerdem: “Wenn ich außerhalb des Fußballs noch eine Betätigung finden könnte, wäre ich sehr glücklich.”
Gut möglich, dass er sich ab Sommer auf diesem Feld erstmals ausprobieren kann. Interessant ist nämlich auch diese Beobachtung: Vergangenes Jahr veröffentlichte der SC Streichs Entscheidung zur Vertragsverlängerung, um die es im Vorfeld weit weniger öffentlichen Wirbel gegeben hatte, am 14. März. Es war ein Dienstag, zwei Tage vor dem Rückspiel des Europa-League-Achtelfinales gegen Juventus Turin, in dem der SC nach einer 0:1-Hinspielniederlage noch alle Chancen aufs Weiterkommen hatte.
Diesmal verzichteten die Freiburger bewusst auf eine Bekanntgabe im Zeitraum der Achtelfinalduelle mit West Ham. Um der Entscheidung und dem zu erwartenden Nachhall in der Länderspielphase genug Raum zu geben?
Das wäre angemessen, sollte Streich wirklich seinen Abschied zum Saisonende ankündigen. Dann hätte er in jedem Fall ein Szenario, wie er sich schon im Mai 2016, kurz nach dem geglückten direkten Wiederaufstieg, im kicker-Interview ausgemalt hat: “Ich lebe hier, es ist meine Heimat geworden. Daher würde ich mir wünschen, dass ich irgendwann Danke sagen kann und die anderen auch sagen: Wir fanden es nicht so schlecht. Wenn man diesen Moment finden könnte, wäre es ein Traum. Fast genauso ein großer wie der Aufstieg jetzt. Das wäre auch toll für den Klub, eine Bewahrung von Kultur und Identität.”
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