Adieu, Gasherd: Die Stadt Zürich legt ihre Gasnetze nach und nach still – was das für Hausbesitzer bedeutet

adieu, gasherd: die stadt zürich legt ihre gasnetze nach und nach still – was das für hausbesitzer bedeutet

Gasherde werden in Zürich bald einen musealen Charakter haben: Die Stadt legt nach und nach Gasverteilnetze still. Frank Rumpenhorst / DPA

In der preisgekrönten amerikanischen Serie «The Bear» – sie spielt mehrheitlich in einer fiktiven Profiküche – ging eine Szene aus der zweiten Staffel viral. Darin bereitet die junge Köchin Sydney der hungrigen Restaurantmanagerin Natalie in wenigen Minuten ein Omelett zu, und es schmeckt so grossartig, dass Natalie zufrieden seufzt: «Ich könnte heulen.»

Gekocht hat Sydney – natürlich – auf einem Gasherd. Für viele Spitzenköche kann es nichts anderes geben, und in den USA wird in jedem dritten Haushalt mit Gas gekocht. In der Schweiz sind Gasherde weniger verbreitet, doch auch hierzulande schwören viele Profis darauf.

Zumindest in der Stadt Zürich wird der Gasherd allerdings bald einen musealen Charakter erhalten. Der Grund: Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Zürich will die Stadt bis zum Jahr 2040 die Gasverteilnetze weitgehend stilllegen. Das bedeutet das Ende für Gasheizungen und Gasherde.

Die Basis für diesen Entschluss bildet die Wärmeversorgungsverordnung oder – etwas weniger sperrig formuliert – das Stadtzürcher Energiegesetz. Dieses besagt, dass bis in zwanzig Jahren für Heizungen und Warmwasser ausschliesslich klimafreundliche Energie zur Verfügung stehen soll. Im kantonalen Energiegesetz ist überdies festgehalten, dass fossile Heizungen am Ende ihrer Lebensdauer durch eine umweltfreundliche Alternative ersetzt werden müssen.

Entschädigungen für nicht amortisierte Geräte

Zürich baut also seine Wärmeversorgung um und setzt dabei vor allem auf Fernwärme. Als lokale Energiequellen dienen etwa Seewasser oder gereinigtes Abwasser. In einzelnen Gebieten hat die Ablösung der Gasverteilnetze schon früh begonnen. Zürich Nord beispielsweise ist gut mit umweltfreundlicher Energie aus Abwärme des Kehrichtheizkraftwerks Hagenholz versorgt. In dem Quartier soll die Umstellung auf Fernwärme bis Ende Jahr abgeschlossen sein.

Ziel ist es, dereinst 60 Prozent des städtischen Siedlungsgebiets mit sogenannten thermischen Netzen zu erschliessen. Am Mittwoch hat die Stadt bekanntgegeben, dass rund um den Wipkingerplatz ein Wärmeverbund geplant ist, der mit Flusswasser der Limmat und Holzpellets gespeist werden soll. In welchen Gebieten welche Energiequelle künftig verfügbar ist, ist online auf der Energiekarte Energis ersichtlich.

Am Mittwoch hat die Stadt nun bekanntgegeben, dass auch der nördliche Teil von Altstetten und Tiefenbrunnen künftig mehrheitlich mit Fernwärme versorgt werden sollen. Dazu wird das Gasverteilnetz in den Quartieren zwischen den Jahren 2030 und 2034 in Etappen stillgelegt. Die Umstellung soll jährlich bis zu 10 000 Tonnen CO2-Emissionen einsparen. Heute gibt es in besagten Gebieten noch etwa 340 Gasanschlüsse, was einem Drittel der Gebäude entspricht.

Was also bedeutet das für Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer? Sie seien angehalten, sich rechtzeitig um einen Ersatz ihrer Gasheizung zu kümmern, sagte Stadtrat Michael Baumer vor den Medien. Mieter müssen demnach nicht aktiv werden.

Einen Anschlusszwang gibt es nicht: Wer kein Interesse an Fernwärme hat, kann etwa eine Wärmepumpe im Haus einbauen lassen.

Um den Wechsel zu erleichtern, hat die Stadt Entschädigungen für nicht amortisierte Gasheizungen und Gasherde beschlossen. Zudem winken Fördergelder für Eigentümer, die sich vorzeitig um einen Ersatz kümmern. «Wir wollen Härtefälle vermeiden», sagt Baumer. Eine Möglichkeit, weiter auf eine Gasheizung zu bestehen, gebe es nicht. «Gas ist nicht Teil der Grundversorgung.» Gibt eine Gasheizung in einem Haus den Geist auf, noch bevor Fernwärme zur Verfügung steht, soll eine temporäre fossile Heizung eingebaut werden können.

Erlaubt ist nur noch umweltfreundliches Gas

Klar ist aber auch: Fernwärme ist vor allem in dicht besiedelten Gebieten sinnvoll. Und es gibt Liegenschaften, in denen auch keine Wärmepumpen möglich sind. Diese sollen nach wie vor mit Gas geheizt werden können – allerdings nur mit solchem aus erneuerbaren Quellen.

Einzelne Gasverteilnetze werden deshalb bestehen bleiben, wie die städtische Energiebeauftragte Silvia Banfi Frost sagte. Auch, um Spitzenlasten bei der Fernwärme abdecken zu können. Im gesamten Stadtgebiet auf umweltfreundliches Gas umzusteigen, wäre nicht möglich, sagt Banfi Frost. Das wäre zu teuer und die benötigte Menge schlicht zu gross.

Die Stadt Zürich verspricht sich viel von der Umstellung auf Fernwärme. Man werde unabhängiger von Energieimporten, setze auf lokale Energie und könne gleichzeitig viel zur Dekarbonisierung beitragen, sagte Stadtrat Baumer.

Der Wechsel hat aber auch seinen Preis: Rund zwei Milliarden Franken wird der Ausbau der Fernwärmenetze voraussichtlich kosten. Dafür müssten aber nicht die Steuerzahler aufkommen, sagte Baumer. Finanziert wird der Ausbau mit Mitteln der Fernwärmenetz-Betreiber. Auf Stadtgebiet wird dies künftig das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich sein.

Über kurz oder lang wird es in Zürich also keine Gasherde mehr geben. Viele Profiköche haben sich mittlerweile ohnehin umorientiert: Induktionsherde tun ebenfalls gute Dienste und sind erst noch sicherer. Sie haben einfach weniger Charme.

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