Vom Opfer zum Täter – Mann verkauft sein gestohlenes Velo

Einem Mann aus Bern wurde im März 2023 ein teures Velo gestohlen. Im darauf folgenden Herbst hat er es wieder gefunden – dies aber seiner Versicherung verschwiegen.

Im März 2023 wurde das Fahrrad eines 33-jährigen Mannes aus dem Kanton Bern gestohlen. Das Fahrrad hatte einen Wert von 2500 Franken. Er meldete den Diebstahl der Polizei und seiner Versicherung und wurde für den Fall entsprechend entschädigt. Im Herbst 2023 machte der Beschuldigte einen Spaziergang und fand durch einen Zufall sein gestohlenes Fahrrad. Er nahm es mit nach Hause, meldete seinen Fund aber bewusst nicht bei der Polizei oder der Versicherung, wie dem Strafbefehl zu entnehmen ist, der 20 Minuten vorliegt.

In einem Formular, welches der Beschuldigte nach dem Diebstahl ausgefüllt hatte, verpflichtete er sich, ein allfälliges Wiederauffinden des Fahrrads umgehend zu melden. Die erhaltene Versicherungssumme hätte somit rückerstattet werden sollen. Der Mann entschied sich dagegen  – und verkaufte das Fahrrad stattdessen für 900 Franken weiter. Die Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland hat ihn nun wegen Betrug schuldig gesprochen.

Die Geldstrafe in Höhe von 1400 Franken wurde jedoch bedingt ausgesprochen – der Mann muss sie demnach nur bezahlen, falls er in den nächsten zwei Jahren wieder gegen das Gesetz verstösst. Übernehmen muss er hingegen die Verfahrenskosten in Höhe von 650 Franken. Seine Versicherung kann ihn nun zusätzlich auf dem zivilen Weg verklagen.

Immer mehr Betrugsversuche aufgedeckt

Gemäss dem Sprecher Thilo Kleien des Schweizerischen Versicherungsverband (SVV) beruhen  durchschnittlich zehn Prozent der Schadenzahlungen auf Betrug.

Für die Erkennung von Betrug stünden Versicherern verschiedene Tools zur Verfügung, die auf Fälle aufmerksam machen, welche einer genaueren Prüfung unterzogen werden müssen. Dazu gehört etwa das Hinweis- und Informationssystem der Schweizer Versicherungsgesellschaften HIS.

«Dort können Personen, die spezifische vertrags- oder haftpflichtrechtliche Einmeldegründe erfüllen, eingetragen werden. Die Einmeldegründe umfassen unter anderem die vorsätzliche Herbeiführung des Schadenfalls, den Versicherungsbetrug oder die missbräuchliche Mehrfachversicherung», erklärt Kleine.

Bei Versicherungsbetrügen gebe es gewisse «Klassiker», die man aus Erfahrungswerten nennen kann. «Häufig kommt es beispielsweise vor, dass Stücke einer teuren Vase herumgereicht werden, damit der Schaden mehrmals gemeldet und bezahlt wird», so Kleine.