Wie ein 16-Jähriger und ein Hochschul-Dozent (mit Köpfchen) für die Ukraine kämpfen

wie ein 16-jähriger und ein hochschul-dozent (mit köpfchen) für die ukraine kämpfen

Ukrainische Freiwillige leisten wertvolle Unterstützung bei der Verteidigung.

Der Krieg bringt nicht nur das Böse im Menschen hervor, sondern auch viel Gutes. In einer Serie lässt watson Ukrainerinnen und Ukrainer zu Wort kommen, die sich abseits der Front für ihre Heimat einsetzen.

Der Überlebenskampf der Ukraine wird nicht nur in den Schützengräben entschieden. Auch im militärischen Hinterland stemmen sich Männer und Frauen gegen die Übermacht des Feindes. Und sie helfen dem Land, indem sie Dinge organisieren, die an der Front dringend benötigt werden.

Im zweiten Teil der watson-Serie kommen der Hochschul-Dozent und 3D-Druck-Experte Artur und der 16-jährige Drohnenbauer Radomyr Tuituinnyk zu Wort.

1. Was tun sie?

Im Gegensatz zu vielen Gleichaltrigen nutzte Radomyr Tuituinnyk seine Sommerferien, um Geld für seine erste selbstgebaute Drohne zu verdienen. Und der 16-Jährige brachte sich auf eigene Faust das Zusammenbauen sogenannter Quadcopter bei – das Wissen holte er sich aus dem Internet.

Von seinem Vater, der seit den ersten Tagen der russischen Invasion gegen Russland kämpft, lernte Radomyr die Bedeutung von FPV-Drohnen und hat in drei Monaten mehr als 80 Fluggeräte zusammengebaut. Der junge Mann ist sogar näher an die militärischen Stellungen herangerückt, um mehr über die Bedürfnisse der Drohnenpiloten zu erfahren.

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Radomyr bei einem Besuch an der Front.

Der junge Mann findet deutliche Worte:

«Ich habe die Motivation, die Russen zu vernichten und ihnen Widerstand zu leisten, weil ich unter einem friedlichen Himmel leben möchte. Ich will nicht, dass die besten Söhne der Ukraine sterben. Und ich möchte, dass die Integrität der Ukraine wiederhergestellt wird, mitsamt allen besetzten Gebieten, und vor allem, dass wir in einem unabhängigen europäischen Land leben.»

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Kunststoff-Teile für Sprengsätze, die per Drohne abgeworfen werden. Das Kürzel 3CY steht für die ukrainische Armee. Rechts heisst es: «Mein Herz schlägt im Rhythmus.»

Der ukrainische Hochschuldozent Artur möchte im Hintergrund bleiben. Er habe früh das Potenzial von 3D-Druckern, das er seinen Studenten vermittelt, für sich entdeckt. Da er sich der grossen Nachfrage nach FPV-Drohnen bewusst war, überzeugte er im November 2023 die Hochschulbehörden davon, einen leistungsfähigen 3D-Drucker zu kaufen.

Seitdem haben Artur und seine Studierenden zwei weitere Drucker gekauft und sie konnten die ukrainische Armee gemäss eigenen Angaben mit Tausenden kostenlosen Drohnen-Komponenten und einzigartigen, auf die Wünsche der Soldaten zugeschnittenen Kunststoffteilen beliefern.

Für Artur und sein Team ist die Motivation klar:

«Wenn wir Dankesbotschaften, Fotos und Drohnenvideos mit feindlichen Treffern erhalten, spornt uns das an. Es weckt das Verständnis dafür, dass man den Militärs ein Werkzeug an die Hand geben kann, das ihnen den Aufenthalt an der Front erleichtert und ermöglicht, den Feind aus der Ferne auszuschalten, mit etwas weniger Risiko für das eigene Leben.»

2. Was erwarten und erhoffen sich die Ukrainer für die Zukunft?

Der 16-jährige Radomyr konzentriert sich wegen der aktuellen Bedrohungslage voll auf die Gegenwart:

«Für die Zukunft erwarte ich nichts; ich möchte die Produktion auf 1000 Drohnen pro Monat steigern, aber dafür fehlen uns die Gönner und die Mittel. Wir wollen der Armee mehr helfen und das Produktionstempo erhöhen.»

Und auch Artur antwortet sehr pragmatisch:

«Unsere Produktionskapazitäten reichen aus, um die aktuellen Anfragen des Militärs, die sich an uns wenden, zu erfüllen. Daher erwarten wir mehr Anfragen, um mit unseren Geräten einer grösseren Anzahl von Brigaden helfen zu können. Die Rechnung ist einfach: mehr Drohnen = weniger Arbeit für die Infanteristen.»

3. Was möchten die beiden der Bevölkerung in der Schweiz mitteilen?

Artur gibt sich über zwei Jahre nach Beginn der russischen Invasion keinen Illusionen hin. Und er appelliert an die westlichen Staaten, die Unterstützung dringend zu erhöhen.

«Wir können diesen Krieg noch lange ‹spielen›, aber auf Kosten unseres Lebens. In den westlichen Ländern gibt es militärische Kapazitäten, die zu einem schnelleren Ende von Putins militärischer Aggression beitragen können.»

Die Zeit der «roten Linien» sei längst vorbei, betont der Ukrainer, in seiner Heimat seien inzwischen alle möglichen Optionen für konventionelle Waffen ausgeschöpft.

«Wir brauchen heute Langstreckenraketen, Flugzeuge, Drohnen. In unserer Kindheit wurde uns ein gutes Sprichwort beigebracht: ‹Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen›. In unserem Fall könnte ‹morgen› zu spät sein.»

Der 16-jährige Radomyr pflichtet dem bei.

«Ich ersuche alle Menschen im Westen, uns zu helfen, sei dies finanziell, technisch, oder durch Reposts – jede Hilfe ist willkommen.»

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Radomyr mit selbstgebauten Quadcoptern.

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Dieser Artikel entstand in Kooperation mit der gemeinnützigen, staatsunabhängigen Organisation PR Army. Das ist ein Zusammenschluss von Kommunikationsfachleuten, PR-Spezialisten und Journalistinnen in der Ukraine. Ihr Ziel ist es, die Welt über den russischen Angriffskrieg und dessen Folgen für das überfallene Land aufzuklären.

Auf eigene Initiative schreibt die PR Army Medien im Westen an und vermittelt Interessierten den Kontakt zu ukrainischen Experten, Behörden und Augenzeugen.

In einer Serie gibt watson die Schilderungen von Zivilistinnen und Zivilisten wieder, die nicht an der Front kämpfen, sich aber entschieden haben, die Verteidigung ihrer Heimat mit eigenen Mitteln freiwillig zu unterstützen.

Hier geht’s zu Teil 1 mit der Drohnenbauerin Violetta Oliinyk

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