SNB lässt Leitzins unverändert, senkt Inflationsprognose und deutet Ende der Zinserhöhungen an

snb lässt leitzins unverändert, senkt inflationsprognose und deutet ende der zinserhöhungen an

Frisch renoviert ist das Gebäude der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Bern. Vierteljährlich erklärt sich ihre Leitung vor den Medien. Andreas Haas / Imago

Es sind nicht nur die höheren Zinsen, die wirken, sondern auch die aufgrund der eingetrübten Wirtschaftsaussichten und der geopolitischen Lage wieder gefallenen Energiepreise. Beide zusammen haben trotz hartnäckig hoher Kernteuerung dazu geführt, dass sich die Inflation auf zwölf Monate gerechnet in den verschiedenen Währungsräumen wieder der ominösen 2-Prozent-Marke angenähert hat, die von den Zentralbanken als Zielwert oder Grenze betrachtet werden. In den USA lag die annualisierte Teuerungsrate im November noch bei 3,1 Prozent, im Euro-Raum bei 2,4 Prozent und in der Schweiz ist der Anstieg der Konsumentenpreise gar auf 1,4 Prozent gefallen; im internationalen Vergleich mit harmonisierten Verbraucherpreisen gemessen sind es 1,6 Prozent. Nicht unbedingt ein zwingender Grund also, um die Leitzinsen weiter anzuheben.

Prompt hat nach dem Nullentscheid des Fed auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) als Resultat ihrer neusten Lagebeurteilung am Donnerstag verkündet, den Leitzins unverändert bei 1,75 Prozent zu belassen. Erstmals seit langem liegt der Leitzins damit wieder über der annualisierten Teuerung. Die kurzfristigen Realzinsen für sichere Anlagen kehren so gesehen in positives Territorium zurück. In der Schweiz ist diese reale Verzinsung allerdings noch deutlich geringer als gegenwärtig in den USA und auch im Euro-Raum.

Die SNB hat ihre bedingte Inflationsprognose gegenüber September leicht gesenkt und erwartet nun nicht länger, dass die Teuerung im 2024 spürbar über 2 Prozent steigen wird, sondern prognostiziert eine Jahresinflation von 1,9 Prozent. Sie rechnet damit, dass der Teuerungsdruck aus dem Ausland im kommenden Jahr weiter abnehmen wird, hält aber explizit fest, dass die Unsicherheit gross ist und sie die Inflationsentwicklung weiter genau beobachten wird, um die Geldpolitik wenn nötig anzupassen, damit die Inflation mittelfristig im Bereich von unter 2 Prozent aber möglichst grösser als Null bleibt. Dazu werde sie bei Bedarf auch weiterhin am Devisenmarkt aktiv sein.

Zinshöhe und Frankenstärke nun «angemessen»

Tatsächlich betrug die annualisierte Teuerungsrate der Inlandgüter im November 2,1 Prozent und es würde auch wegen des absehbaren Anstiegs verschiedener administrierter Preise nicht überraschen, wenn die Inflation zu Jahresbeginn wieder etwas anziehen würde, was die SNB in ihrer neusten Inflationsprognose auch erwartet. Die Märkte allerdings spekulieren bereits darauf, wann die Zentralbanken 2024 ihre Leitzinsen wieder senken werden. Thomas Jordan, der Präsident des Direktoriums, gab an der Medienkonferenz in Bern erstmals einen geldpolitischen Ausblick und erklärte, dass die SNB nach den Zinserhöhungen um insgesamt 250 Basispunkten und der Erstarkung des Frankens die monetären Bedingungen nun für angemessen hält. Die Auf- und Abwärtsrisiken für die Inflation seien etwa ausgeglichen. Die Wahrscheinlichkeit ist somit hoch, dass auch in der Schweiz der Zinsgipfel vorerst erreicht ist.

Grund für Zinssenkungen bieten könnte eine deutliche Verschlechterung der Wirtschaftslage im Ausland und Inland. Die Ökonomen der Nationalbank erachten die Wachstumsaussichten für 2024 als verhalten, mit grosser Unsicherheit und Abwärtsrisiken. Für dieses Jahr rechnen sie mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts in der Schweiz von 1,0 Prozent (vor einem Jahr hatten sie 0,5 Prozent prognostiziert). Fürs 2024 erwarten sie nun ein Wachstum zwischen 0,5 und 1,0 Prozent mit einem graduellen Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Banken erhalten etwas weniger Zinsen

Der höhere Leitzins hat dazu geführt, dass die SNB den Banken deutlich mehr Zinsen auf deren Sichtguthaben zahlen muss. Mittelfristig müsste dieser Zinsaufwand zwar geringer sein als die auf den Devisenreserven erwirtschaftete Rendite, doch weil Zinserhöhungen auch zu Kursabschlägen auf den Anleihen und tendenziell zu einer Stärkung des Frankens führen, mussten kurzfristig erhebliche Verluste verbucht werden.

Um den Zinsaufwand nicht höher zu halten, als für die Umsetzung der Geldpolitik unbedingt nötig, verzinst die Nationalbank seit Anfang Dezember die Mindestreserven nicht mehr, welche die inländischen Banken bei ihr halten müssen. Darüber hinaus hat sie den Multiplikator von 28 auf 25 gesenkt für das Vielfache der Mindestreserven, welches mit dem Leitzins verzinst wird. Über diese Grenze hinaus kommt ein Abschlag von 0,5 Prozentpunkten zur Anwendung. Dies setzt Anreize zum Handel am Interbankenmarkt, auf dem der Saron (also der durchschnittliche Zins, zu dem sich Banken über Nacht Geld ausleihen) bestimmt wird. Die SNB will diesen kurzfristigen Zinssatz nahe an ihrem Leitzins halten.

Eigenständig kann die Nationalbank die Mindestreserveerfordernis bis zu maximal 4 Prozent der kurzfristigen Verbindlichkeiten erhöhen. Derzeit verlangt sie 2,5 Prozent.

Ab 10 Uhr erklärt sich das Direktorium der SNB in Bern vor den Medien.

mehr folgt

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