Die politische Debatte um die Rhonekorrektion ist zurück

die politische debatte um die rhonekorrektion ist zurück

Wegen des Hochwassers wurde vergangenen Sonntag ein Teil der ;A 9 bei Siders gesperrt. Jean-Christophe Bott / Keystone

Unverhältnismässig sei das Hochwasserschutzprojekt, und viel zu kostspielig: So lautete das Verdikt einer Projektanalyse von Ende Mai zur geplanten dritten Rhonekorrektion. In Auftrag gegeben hatte die Analyse der Walliser Staatsrat im Jahr 2022. Diesen negativen Befund nahm er zum Anlass, das Projekt zu redimensionieren – ein Entscheid, der für viele sehr überraschend kam.

Wenige Wochen später erlebt das Wallis ein Jahrhunderthochwasser. Eine Person stirbt, ganze Quartiere stehen unter Wasser. Zahlreiche Einsatzkräfte aus verschiedenen Kantonen und selbst die Schweizer Armee sind im Einsatz. Eine erste Schätzung geht von Schäden in Höhe von 200 Millionen Franken aus.

«Das verheerende Ereignis zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht», sagt Emmanuel Revaz, Fraktionschef der Grünen im Grossen Rat. Es sei jetzt der falsche Moment, um auf die Bremse zu treten. Er fordert vom Staatsrat, dass dieser umgehend Massnahmen für Sicherheit und Umweltschutz umsetzen soll.

Druck auf Regierung

Die Walliser Regierung steht unter Druck, allen voran ihr Präsident und Umweltverantwortlicher Franz Ruppen. Der SVP-Politiker setzte sich als damaliger Grossrat vehement gegen die dritte Rhonekorrektion ein, als Parteipräsident der Oberwalliser SVP forderte er 2014 gar einen kompletten Abbruch des Projekts.

Im Namen des Staatsrats hatte er Ende Mai die Resultate der Studie präsentiert. «Es ist normal, dass grosse Projekte regelmässig evaluiert werden. Die Rahmenbedingungen können sich ändern», sagte Ruppen damals gegenüber den Medien.

Initiiert wurde das Projekt der dritten Rhonekorrektion – das grösste Hochwasserschutzprojekt der Schweiz – vor 24 Jahren, nach der grossen Überschwemmung im Jahr 2000.

Während mehrerer Jahre klärten die Kantone Wallis und Waadt ab, wie man die Rhone sicherer machen und Hochwasser vorbeugen könnte. Dutzende Experten waren involviert, auch zahlreiche Bundesämter.

Man kam zu dem Schluss, dass 162 Kilometer Flusslauf angepasst werden sollten, um der Rhone mehr Raum zu geben und so Siedlungen, Landwirtschaft und Industrie vor Hochwasser zu schützen. Weitere Massnahmen wie etwa die Verstärkung von Dämmen oder punktuelle Absenkungen des Flussbetts wurden ebenfalls geplant. Der Bund trägt das Budget von 3,6 Milliarden Franken zu knapp zwei Dritteln mit, den Rest bezahlen die Kantone Wallis und Waadt.

Spannungen blieben bestehen

Erste Massnahmen, insbesondere in Visp, wurden in der Zwischenzeit bereits umgesetzt. Doch die Bauzeit für das ganze Projekt dauert mehrere Jahrzehnte. Weil sich die Situation in den letzten Jahren verändert habe, brauche es nun eine Anpassung, verkündete die Regierung. Doch nicht die Regierung selbst, sondern der Grosse Rat hatte die Studie angestossen – aufgrund eines Postulats der Partei von Revaz.

«Wir haben die Regierung aufgefordert, eine einheitliche und klare Vision zur Rhonekorrektion zu präsentieren», sagt der grüne Grossrat. Dies sei nötig geworden, weil es in den letzten Jahren zu zahlreichen Blockaden und Konflikten innerhalb der involvierten Ämter der Kantonsverwaltung gekommen sei. Ein Problem sei etwa die Landwirtschaft: 300 Hektaren an Landwirtschaftsflächen werden für die Ausweitung der Rhone benötigt – die Bauern wehren sich.

«Dabei hatten wir eigentlich einen Konsens», sagt Revaz. Er bedauert die Spannungen. «Wir wollten eine klare Vision vom Staatsrat, nicht eine Infragestellung des ganzen Projekts – darauf läuft der Bericht aber hinaus. Jetzt sind wir wieder auf Feld 1, was die politische Debatte angeht.»

Tatsächlich scheinen wieder die gleichen Diskussionen aufzuflammen, die es schon am Anfang gab: So will etwa die SVP auf einige Umwelt- und Biodiversitätsmassnahmen verzichten: «Je grösser das Projekt ist, desto länger dauern die Umsetzungen der Massnahmen – für uns geht es in erster Linie um die Sicherheit der Menschen», sagt Grégory Logean, Fraktionschef der SVP im Grossen Rat.

Selbst im Bundesparlament ist der Konflikt angekommen: Die grünen Nationalräte Christophe Clivaz aus dem Wallis und Raphaël Mahaim aus der Waadt sowie die FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro (und frühere Umweltministerin des Kantons Waadt) hatten im Mai den Bundesrat gefragt, wie er sich zu dieser Kehrtwende positioniere.

Albert Röstis Antwort: Dem Kanton Wallis stehe es frei, eine solche Überprüfung zu machen. Die Finanzierung des Bundes sei jedoch an die Einhaltung des vereinbarten Projekts gebunden.

die politische debatte um die rhonekorrektion ist zurück

Experten der EPFL haben die geplante Rhonekorrektion mit einem Modell getestet. Laurent Gillieron / Keystone

Inzwischen wurde bekannt: 2023 hatte der Bund 1,8 Milliarden Franken bereits sistiert. Im Wallis ist man nun ratlos, wie es weitergeht. «Wir warten darauf, was der Staatsrat vorschlagen wird», sagt Sonia Tauss-Cornut, Fraktionschefin der Walliser FDP. «Es wäre aber falsch, die Analyse und den Entscheid des Staatsrats mit den Ereignissen vom Wochenende zu vermischen.»

Nathan Bender, Fraktionschef der Mitte, fordert die Regierung auf, das Parlament besser einzubinden: «Wir wollen, dass der Grosse Rat zum revidierten Projekt der dritten Rhonekorrektion Stellung nehmen kann – nicht nur auf finanzieller Ebene.» Ein entsprechendes dringendes Postulat wurde im Mai angenommen.

OTHER NEWS

5 hrs ago

Ferienbeginn in Teilen der Schweiz: So sieht die Staulage aktuell aus

5 hrs ago

Deutsche Regierung schafft Durchbruch beim Budget-Streit

5 hrs ago

Kauft Hamilton ein MotoGP-Team?

5 hrs ago

Chipanlagenbauer Aixtron senkt Jahresprognose

5 hrs ago

«1000 Personen involviert»: Bühne für Taylor Swift wird aufgebaut

5 hrs ago

Unglaublich: Seit Monaten kein trockenes Weekend mehr

5 hrs ago

Die Schweizer Bevölkerung fragt im Spital weniger Luxus nach

5 hrs ago

«Vernichtung», «Debakel», «Erdrutsch» – so spottet die britische Presse

5 hrs ago

Bearman verrät seine Startnummer und spezielles Hamilton-Video

5 hrs ago

Was im Duell der Giganten für die Deutschen spricht – und was für Spanien

6 hrs ago

Truss abgestraft, Farage erstmals gewählt – Wahl endet für prominente Briten dramatisch

6 hrs ago

«Wusiala» gegen «Wamal» – Deutschland gegen Spanien ist auch ein Duell der Jungen

6 hrs ago

Sie hat eine Stimme, die an Adele und Amy erinnert

6 hrs ago

Konzert von Taylor Swift: Areal ums Letzigrund wird grossräumig abgesperrt

6 hrs ago

Saks-Eigentümer übernimmt Neiman Marcus mit Hilfe von Amazon

6 hrs ago

Aufruf zum Widerstand

6 hrs ago

«Würde Manu nicht tauschen»: Wie Akanji zum Nati-Abwehrchef gereift ist

7 hrs ago

Vor Formel-1-Rennen: Brad Pitt dreht in Silverstone für Rennfahrerfilm

7 hrs ago

Ab Freitag verkehren wieder Kursschiffe auf dem Lago Maggiore

7 hrs ago

Alien-Alarm in den USA: Polizei stoppt Ufo auf Autobahn

7 hrs ago

Zum Glück schaute Mirella die Parkbusse genau an

8 hrs ago

Film „A Killer Romance“: Diese ewige Liebe bringt mich um

8 hrs ago

Salamander-förmiger Räuber: Sumpf-Kreatur aus der Urzeit in Namibia entdeckt

8 hrs ago

Argentinien nach Sieg im Penaltyschiessen im Halbfinal

8 hrs ago

Bei schwacher Leistung der Bank einen Schluss­strich ziehen

8 hrs ago

So wichtig ist der Captain für das Nationalteam

8 hrs ago

Suizidkapsel kommt in der Schweiz bald erstmals zum Einsatz

8 hrs ago

Aussenpolitik mit der Kettensäge

9 hrs ago

Wenn die Dorfstrasse zur Festmeile wird

9 hrs ago

ERKLÄRT - Explodierende Hotelzimmerpreise, eine riesige Sperrzone und über 90 000 verkaufte Tickets – Taylor Swift versetzt Zürich in den Ausnahmezustand

9 hrs ago

«Er hat mich arbeiten lassen»: Djokovic bezwingt College-Spieler mit Mühe

9 hrs ago

Orsato leitet zum zweiten Mal ein Schweizer Spiel

9 hrs ago

Sie fürchten Trumps Rache: Traut sich wirklich keiner, das Trump-Biopic in die Kinos zu bringen?

9 hrs ago

Sumpf-Kreatur aus der Urzeit in Namibia entdeckt

9 hrs ago

Schweizer Equipe zählt in Aachen diesmal zu den Verlierern

9 hrs ago

San-Bernardino-Route nach raschem Wiederaufbau wieder befahrbar

9 hrs ago

«2024 wird ein Schicksalsjahr für Schweizer Kartoffeln»

9 hrs ago

Grossbritannien hat gewählt: Rishi Sunak gesteht Niederlage ein – die Labour-Partei erringt eine deutliche Mehrheit

9 hrs ago

Toni Kroos will sein Karriereende hinauszögern

9 hrs ago

Vermögensverwalter Bert Flossbach und Kurt von Storch: «Die Welt ist unsicher, und die Krisenwährung Gold eignet sich dazu, das Vermögen zu sichern»