Biden-Wahlsieg gegen Trump: US-Experte empfiehlt ihm „Roosevelt-Manöver“
Biden-Wahlsieg gegen Trump: US-Experte empfiehlt ihm „Roosevelt-Manöver“
Joe Biden und Franklin D. Roosevelt.
Sollte Joe Biden nach dem schwachen Auftritt beim TV-Duell Platz für jüngere Kandidaten machen? Ein Experte empfiehlt ihm einen Blick in die Geschichte.
Dortmund/Washington – Bei den Demokraten herrscht Redebedarf: Joe Biden ist im TV-Duell mit Donald Trump dessen Strategie voller Lügen, Anschuldigungen und plumper Polemik zum Opfer gefallen. Mit Blick auf die US-Wahl am 5. November hat der Journalist und US-Experte Elmar Theveßen eine Idee, wie die Demokraten doch noch gewinnen können. Notwendig sei ein Blick in die Geschichte – und eine Menge Überzeugungsarbeit.
Biden-Wahlsieg gegen Trump: US-Experte empfiehlt ihm „Roosevelt-Manöver“
Kurz nach dem ersten von insgesamt zwei TV-Debatten zwischen Donald Trump und Joe Biden mehren sich die Stimmen bei den Demokraten, die den 81-Jährigen zu einem Rücktritt bewegen wollen. Während auf der einen Seite Meinungsjournalisten der renommierten New York Times einen solch drastischen Schritt befürworten, stellen sich einflussreiche Vertreter der Demokraten wie der Gouverneur Kaliforniens, Gavin Newsom hinter Biden. Er sagte, er werde dem Präsidenten „nie den Rücken kehren“.
Das kann der USA-Experte Elmar Theveßen nicht verstehen. Joe Biden sei trotz der riesigen Angriffsfläche, die Trump wegen dessen schlichtweg fehlendem Wahlprogramm biete, nicht in der Lage gewesen, seinen Konkurrenten in die Schranken zu weisen. „Angesichts dieser unendlichen Leere des trumpschen Wahlprogramms ist offenkundig, dass auch jemand anders als Joe Biden den Republikaner schlagen könnte – und sogar einfacher als der greise Amtsinhaber“, sagte Theveßen gegenüber dem ZDF.
Er empfiehlt Biden einen Blick ins Geschichtsbuch. Im Jahr 1944 hatte Franklin D. Roosevelt auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten erklärt, dass er eine weitere Amtszeit wohl nicht überleben werde. Die Delegierten nominierten auf Roosevelts Bitte hin einen neuen Vizepräsidentschaftskandidaten – und zwar den späteren US-Präsidenten Harry S. Truman. Geht es nach Theveßen, dann sollte Biden sogar noch einen Schritt weiter gehen.
US-Experte empfiehlt Joe Biden, sich ein Beispiel an Franklin D. Roosevelt zu nehmen
Beim Parteitag der Demokraten im August sollte Biden gegenüber seinen Kritikern einlenken und seinen Rücktritt anbieten. Innerhalb der kommenden vier Tage sollte die Partei dann – ähnlich wie im Sommer 1944 – einen Nachfolger mitsamt neuem Vize bestimmen. So sei das Drama nicht nur zeitlich begrenzt, sondern die Partei würde auch „zur Einigkeit gezwungen“, so Theveßen (mehr Politik-News bei RUHR24).
Ein weiterer Vorteil des „Roosevelt-Manövers“: Bidens Vizekandidatin Kamala Harris werden im Duell mit Trump aufgrund ihrer linken Positionen ohnehin keine Chancen eingeräumt. Durch neue Kandidaten könne man verhindern, dass sie als logische Nachfolgerin Bidens nach dessen Rückzug nachrückt.
Wie können die Demokraten Donald Trump als US-Präsident verhindern? ZDF-Experte hat einen Plan
Zwei mögliche, deutlich jüngere Kandidaten, hat Theveßen auch schon im Blick: Da wäre einerseits die Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer (52), deren Name jüngst neben dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom als potenzielle Biden-Nachfolger fiel. Zum anderen kann sich der USA-Experte auch den afroamerikanischen Gouverneur Marylands, Wes Moore (45), vorstellen.
Sollte Biden Platz für diese jüngeren Demokraten und ein erweitertes „Roosevelt-Manöver“ tatsächlich durchziehen, könnte der 81-Jährige „geradezu altersweise wirken und dann mit den Jungen im Wahlkampf für die Fortsetzung“ seiner Politik werben, so Theveßen. Sein Vermächtnis wäre dann im Idealfall die Übergabe des Präsidentenamts an die jüngere Generation und die Freude darüber, Donald Trump als Präsident verhindert zu haben.
Wer ist Elmar Theveßen?
Elmar Theveßen ist ein deutscher Fernsehjournalist und Autor. Seit dem 1. März 2019 ist er Leiter des ZDF-Studios in Washington, D.C. Außerdem ist Theveßen Mitglied des Vereins „Atlantik-Brücke“, der 1952 mit dem Ziel gegründet, eine wirtschafts-, finanz-, bildungs- und militärpolitische Brücke zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland zu schlagen.
Vor US-Wahl 2024: Biden kündigt an, „noch härter“ kämpfen zu wollen
Biden müsse das laut Theveßen „nur wollen“. Dass sich der 81-Jährige selbst für einen modernen Franklin D. Roosevelt hält, deutete der leitende Wissenschaftler der innenpolitischen Studien am „American Enterprise Institute (AEI)“, Howard Husock, übrigens in einem Beitrag am vergangenen Mai an.
Doch mit Blick auf Bidens Selbstbewusstsein erscheint es aktuell eher unwahrscheinlich, dass er wie sein Vorbild freiwillig das Feld räumt. Bei einer Spendenveranstaltung in New Jersey am Samstag (29. Juni) zeigte sich Joe Biden wieder angriffslustig und kündigte an, von nun an „noch härter“ kämpfen zu wollen, berichtete die Deutsche Presseagentur (DPA).
Vor US-Wahl 2024: Steht Joe Biden sein Ego im Weg?
Dass der 46. US-Präsident rund vier Monate vor der Wahl das Handtuch schmeißen und Platz für jüngere, weitaus unbekanntere Kandidaten machen wird, ist aktuell also wohl eher Wunschdenken. Viel wird wohl davon abhängen, ob demokratische Schwergewichte wie Ex-Präsident Barack Obama, Nancy Pelosi oder Chuck Schumer Joe Biden von einem Rücktritt überzeugen können. Pelosi erteilte dem Vorhaben nach Angaben von MSNBC aber bereits eine Absage, auch Obama stellte sich hinter Biden.
Joe Biden (Demokraten)
Name: Joseph Robinette Biden Jr.
Alter: 81 (20. Nov. 1942)
Geburtsort: Scranton, Pennsylvania, USA
Partei: Demokratische Partei
Die Politologin Clüver Ashbrook glaubt ebenfalls nicht so recht an einen Rückzug Bidens. Das liege an Joe Bidens „Hybris“ – genau deshalb war er trotz seines hohen Alters nochmal angetreten. Außerdem sei es nun kaum noch möglich, einen andere Kandidaten zu profilieren.