Chef verteidigt Stellenanzeige: Sauna-Pflicht für Angestellte
Als Einstellungskriterium nennt ein Arbeitgeber eine ungewöhnliche Bedingung.
Bewerbungsverfahren sind heute so gamifiziert wie auch der Rest der Welt. Das Vorstellungsgespräch ist meist nur die Spitze des Eisbergs, denn zuvor gibt es bunt gestaltete Einstellungstests und Tools, mit denen der eigene Lebenslauf sich gestalten lässt, wie eine Werbeanzeige.
Auch vonseiten der Arbeitgeber:innen ist der gesamte Prozess mittlerweile optimiert und setzt bei den meisten Firmen ausschließlich auf Online-Recruiting. Um tatsächlich zu überzeugen, muss zudem mit besonderen Benefits wie Obstkörben, fancy Kaffeemaschinen oder Sportangeboten geworben werden.
Dass aber eben nicht jedes Angebot gut bei potenziellen Arbeitnehmer:innen ankommt, muss nun ein Firmenchef aus Polen am eigenen Leibe erfahren.
Spiele-Entwickler nennt Sauna-Pflicht als Einstellungskriterium
In einer Stellenanzeige, die das Unternehmen "Spectrum Studios" auch auf LinkedIn postete, wurde zunächst das Konzept eines zu betreuenden Games beschrieben. Die polnische Firma plant demnach ein neues Spiel, bei dem eine Saunameisterin als Hauptcharakter im Fokus stehen soll. Hierfür wird ein oder eine Art-Director gesucht.
Mit dieser Anzeige sucht das Unternehmen neue Mitarbeitende.
Was folgt, sind zunächst formelle Anforderung für eine entsprechende Stelle, unter anderem Fähigkeiten in der Grafik-Engine Unreal Engine. Am Ende der Liste steht dann aber ein Punkt, den so wohl weder Spielentwickler:innen noch andere Arbeitnehmer:innen bisher gesehen haben.
Denn wer sich auf den Job bewerben will, muss neben bestimmter Einstellungskriterien auch eine ganz besondere Bereitschaft mitbringen: "Teilnahme an Sauna-Sessions (nicht verhandelbar, das gesamte Team muss unser Konzept verstehen)".
Als wäre dieser Satz nicht ungewöhnlich und kritisierbar genug, kümmerte sich der Kreativdirektor Jacek Piórkowski dann aber auch noch um persönliches Recruiting und schrieb eine potenzielle Kandidatin mehrfach auf LinkedIn an.
Empörung auf Social Media über Sauna-Stellenanzeige
Da er sie in einer ausgiebigen Konversation immer wieder zu überzeugen versuchte, legte die junge Frau den gesamten Chat auf Social Media offen. Die deplatzierte Stellenanzeige ging viral.
Für die Entwicklung eines Online-Games sollen Mitarbeitende in die Sauna.
In der Konversation macht die Frau deutlich, dass man für die Spieleentwicklung nicht jedes einzelne Erlebnis selbst gehabt haben müsse. Für diese Einstellung erhält sie auf Social Media viel Rückhalt.
"Theoretisch kann man es auch ohne machen, aber ich finde es toll, dass sie ihre Saunaerfahrung nutzen können, um tolle Szenen zu schreiben", antwortet daraufhin Piórkowski und beschreibt anschließend die entsprechende Arbeitsweise seiner "narrrative girls" in der Firma. Sauna-Gänge sind im Rahmen der Entwicklungsphase der Stellenanzeige zufolge auch kostenlos.
Auf Social Media sorgt die Stellenanzeige und der Recruiting-Chat auch wegen dieser Kommentare für reichlich Aufsehen. "Nicht jeder Arbeitgeber schreibt direkt bei der Stellenausschreibung rein, dass sexuelle Belästigung normaler Ton ist", schreibt etwa ein Nutzer auf Reddit sarkastisch.
Chef entschuldigt sich für Sauna-Formulierung auf LinkedIn
Da die Sauna-Pflicht mittlerweile auch Wellen über die polnische Grenze hinaus geschlagen hat, sah sich Piórkowski aber offenbar doch zu einem Statement gezwungen. Wiederum auf LinkedIn postete er ein Video, in dem er sich an einer Entschuldigung versucht.
"Meine Wortwahl war nicht gut. Ich habe nicht erklärt, warum Saunieren für mich so wichtig und praktisch unerlässlich ist", heißt es darin. An die junge Frau richtet er eine Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
Meldung
An seiner Einstellung zu der Sauna-Pflicht an sich hat sich aber offenbar nichts geändert. "Ich suche Menschen, die sich ebenso für die Kultur des Saunierens begeistern und offen sind für Erfahrungen, die Teil dieser Kultur sind", erklärte er in dem Video auf LinkedIn.
Nicht immer müsse man dabei nackt sein, heißt es in einem anderen Thread. Für gewisse "Erfahrungen" könne dies aber doch vonnöten sein.
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