Innsbruck-Wahl-Favoriten gelassen und optimistisch

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Innsbruck-Wahl-Favoriten gelassen und optimistisch

Die Innsbrucker Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl ist am Sonntag in vollem Gange – und das bei strahlendem Sonnenschein. Die als Favoriten auf den Einzug in die Direktwahl gehandelten Spitzenkandidaten – Grünen Bürgermeister Georg Willi, Markus Lassenberger (FPÖ), Florian Tursky (das Neue Innsbruck) und Johannes Anzengruber (JA-Jetzt Innsbruck) schritten allesamt – zumindest nach außen – gelassen und optimistisch zu den Wahlurnen.

Ein offizieller Trend hinsichtlich der Wahlbeteiligung lag am frühen Nachmittag nicht vor. Ein solcher könne vor Wahlschluss um 16.00 Uhr auch nicht bekanntgegeben werden, sagte eine Sprecherin der Stadt zur APA unter Verweis darauf, dass dazu jeder einzelne Wahlsprengel auch einzeln abgefragt werden müsse. Wie die APA indes erfuhr, gab es aus nicht wenigen Wahllokalen Berichte über eine größere Beteiligung als beim letzten Urnengang. Bei der Gemeinderatswahl 2018 war die Wahlbeteiligung auf ein Rekord-Tief seit 1945 von 50,38 Prozent gesunken. Es gilt aber weiter abzuwarten, ob diesmal tatsächlich mehr Innsbrucker – trotz prächtigem Wetter – zu den Urnen strömen.

Den Anfang im Spitzenkanidaten-Reigen hatte am Sonntag jedenfalls kurz nach Öffnung der Wahllokale um 7.30 Uhr Ex-ÖVP-Staatssekretär und “das Neue Innsbruck”-Bürgermeisterkandidat Tursky gemacht. Er entpuppte sich als Frühaufsteher und schritt mit Freundin Leandra, einer Schweizer Juristin, zur Stimmabgabe in der HTL Anichstraße im Zentrum Innsbrucks. Man wolle als “stärkste Kraft” aus dem Urnengang hervorgehen und er selbst in die Stichwahl kommen, sagte der 35-Jährige vor Journalisten. Seine Bewegung und er selbst seien im Wahlkampf “gerannt, gerannt, gerannt”, erklärte Tursky. Nun hoffe man auf einen positiven Ausgang. “Der Veränderungswille war total spürbar”, meinte der ÖVP-Politiker und Newcomer auf stadtpolitischer Ebene. Nach der Stimmabgabe wolle er noch das Grab seines vor einem Jahr verstorbenen Vaters besuchen, kündigte Tursky an – und dann noch einige andere Unternehmungen im Zuge des Wartens auf das Wahlergebnis in Angriff nehmen.

Rund eineinhalb Stunden später übernahm Bürgermeister Willi den Stimmabgabe-Stab. Er fuhr mit dem Fahrrad – begleitet von Ehefrau Katharina – zum Wahllokal in der Mittelschule Hötting. Willi zeigte sich sicher, in die Stichwahl einzuziehen: “Ich gehe davon aus”, an andere Optionen denke er nicht, bekannte er am Vormittag vor Journalisten. Zuvor hatte er sich begleitet von Ehefrau Katharina vor dem Wahllokal in der Mittelschule Hötting vom Fahrrad geschwungen. Jedoch werde es “wirklich, wirklich eng”, schätzte der Amtsinhaber und verwies auf das große Kandidatenfeld. Er könne jedenfalls auf eine “wirklich schöne Bilanz” verweisen, Kritik sei an “Verhinderer” zu richten. Auch kritisierte Willi eine “Materialschlacht” zum Wahlkampfende. Nun werde er “versuchen, den Tag in Ruhe zu genießen”, außerdem sei er bei Nachbarn zum Grillen eingeladen. Vielleicht gehe sich sogar ein Mittagsschlaf aus, lächelte der 64-Jährige.

In der Volksschule Arzl schritten daraufhin Lassenberger und Anzengruber – kurz nacheinander – zur Wahlurne. Der FPÖ-Kandidat zeigte sich bei der Stimmabgabe bereits siegesgewiss. Er rechnete fix mit dem Stichwahl-Einzug und sah die FPÖ in der Listenwahl vorne. “Am Ende des Tages bleiben Georg Willi und ich über”, sagte Lassenberger zu seinen Erwartungen bezüglich des Wahlausgangs bei der Bürgermeisterwahl. Daher sei es “vermutlich eine Richtungswahl”. Mit dem Wahlkampf zeigte er sich indes zufrieden. Es sei gelungen, sich bei bürgerlichen Wählern als “Alternative” zu präsentieren. Der FPÖ-Vizebürgermeister gab sich bei der Stimmabgabe im ländlich geprägten Stadtteil Arzl “relaxed”, nachdem er mit seiner Mutter, seinen bestem Freund sowie politischen Weggefährten zum Wahllokal spaziert war. Am Nachmittag werde die Nervosität aber wohl steigen, meinte er schmunzelnd.

Der bürgerliche Kandidat und Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Anzengruber wollte dagegen den Blick in die “Glaskugel” nicht wagen. Er erschien im sportlichen Outfit mit Frau Valentina sowie seiner Mitstreiterin und Listenzweiten Mariella Lutz, der Lebensgefährtin Lassenbergers, und freute sich auf “ein tolles Ergebnis”. Dem fixen Stichwahl-Einzug wollte er indes nicht das Wort reden, immerhin sei zuerst das Wahlvolk am Wort. Dennoch wäre es “schön”, wenn es sich ausginge. Im Fall eines Sieges wolle er jedenfalls mit allen Parteien und mit den Personen, die “Parteitaktik hintanstellen”, ins Gespräch kommen. Nun gelte es aber, das Ergebnis abzuwarten. Bis dahin werde er mit seiner Frau eine Wanderung unternehmen und am Nachmittag den Griller anwerfen.

SPÖ-Spitzenkandidatin Elisabeth Mayr – ihr werden nur Außenseiterchancen attestiert – gab am späten Vormittag ihre Stimme in der Innsbrucker Innenstadt ab – alleine unterwegs und bereits sportlich im Wanderoutfit. “Ich bin sehr zuversichtlich, die Rückmeldungen der Innsbruckerinnen und Innsbrucker waren nämlich sehr positiv”, sagte sie zu Medienvertretern. Sie sei jedenfalls “eine konstruktive Kraft, die Brücken bauen kann”. Aufgrund der positiven Stimmung in der Bevölkerung und eben dieser Eigenschaften hoffe sie sehr darauf, “dass möglichst viele Innsbruckerinnen und Innsbrucker das Kreuzerl bei mir als Bürgermeisterin machen”. Zudem wünsche sie sich, dass “die SPÖ im Gemeinderat stärker wird”. Unabhängig vom heutigen Wahlausgang habe sie aber ein konkretes Ziel: “Ich werde nach meiner Stimmabgabe gleich in Richtung Berg zur Umbrüggler Alm wandern.”

NEOS-Spitzenkandidatin Julia Seidl wählte indes – wie Lassenberger und Anzengruber – in Arzl. Sie blicke auf einen erfolgreichen Wahlkampf zurück, sagte sie zur APA. Die Gemeinderätin zeigte sich optimistisch, dass die NEOS die Vier-Prozent-Hürde überspringen und damit den Einzug in den Gemeinderat schaffen werden. Für die Stichwahl machte sie sich keine Hoffnungen, das werde sich “nicht ausgehen”. Im Anschluss wartete eine NEOS-Vorstandssitzung auf sie, anschließend werde sie den Nachmittag mit ihrer Familie verbringen. Auch alle andere Kandidaten hatten am frühen Nachmittag bereits ihre Stimme abgegeben.

100.564 wahlberechtigte Personen waren aufgerufen, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen – davon 20.788 EU-Bürger. Sie wählen den 40-köpfigen Gemeinderat und den Stadtchef direkt. 13 Listen rittern um die Wählergunst, jede von ihnen schickt auch einen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen. Das vorläufige Endergebnis (inklusive der Briefwahlstimmen) sollte zwischen 18.00 Uhr und 19.00 Uhr vorliegen. Sprengelresultate werden davor nicht veröffentlicht, Hochrechnung gibt es bei der Innsbrucker Kommunalwahl wie gewohnt keine.

Eine Bürgermeister-Stichwahl am 28. April gilt als sehr wahrscheinlich, da nicht damit zu rechnen ist, dass einer der Anwärter auf den Bürgermeistersessel bereits im ersten Durchgang die erforderliche absolute Stimmenmehrheit erreicht. Der seit dem Jahr 2018 amtierende Willi muss – nach einer chaotischen Amtszeit mit viel Streit – um den Stichwahl-Einzug zittern. Wirklich valide Umfragedaten gab es bis zuletzt nicht.

Spannung verspricht auch die Listenwahl, bei der die Grünen im Jahr 2018 mit 24,16 Prozent bzw. zehn Mandaten in Front gelegen waren. Dahinter rangierte die FPÖ mit 18,56 Prozent und acht Mandaten, die Liste “Für Innsbruck” mit 16,15 Prozent (sieben Mandaten) und die ÖVP mit 12,17 Prozent (fünf Mandaten). Die beiden letzteren sowie der Seniorenbund treten diesmal zusammen an – nämlich als bürgerliches Bündnis “das Neue Innsbruck”. Zehn Gruppierungen waren zuletzt im Gemeinderat vertreten, der Stadtsenat bestand aus sieben Personen. Eine Koalition gab es in Innsbruck seit dem Jahr 2021 nicht mehr, nachdem Willis Viererbündnis auseinandergebrochen war.

Apropos Koalition: Diese Frage blieb bisher ebenso offen wie unbeantwortet. Sie wird wohl vor allem nach der Stichwahl richtig Fahrt aufnehmen, aber auch Vorentscheidungen in den beiden Wochen zuvor sind nicht ausgeschlossen. Gerechnet wurde bei entsprechender Mehrheit mit einer Mitte-Rechts-Koalition, Bürgermeister Willi kündigte hingegen für den Fall seiner Wiederwahl und eines grünen Erfolges an, ein Mitte-Links-Bündnis anzustreben.

Gehörig anstrengen bzw. zittern müssen diesmal die kleineren Parteien. Denn erstmals gilt bei einer Wahl in der Tiroler Landeshauptstadt eine Vier-Prozent-Hürde für den Einzug in den Gemeinderat. Entsprechend spannend wird es zu beobachten sein, wer diese Latte überspringen kann und wer nicht – und wie viele der 13 wahlwerbenden Listen letztlich “übrigbleiben” werden. Ein spezieller Fokus wird dabei – speziell nach dem Erfolg in Salzburg – auf die KPÖ gerichtet sein. In Innsbruck waren die Kommunisten schon jahrzehntelang nicht mehr im Gemeinderat vertreten. Diesmal versuchen sie es – unter größerer medialer Aufmerksamkeit – erneut. Vereinzelten Umfragen zufolge sind die Chancen auf einen Einzug intakt.

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