Rassentrennung im Theater: Eine Londoner Bühne plant «Black Out Nights», bei denen Weisse nicht willkommen sind. Premierminister Rishi Sunak kritisiert das als besorgniserregend

rassentrennung im theater: eine londoner bühne plant «black out nights», bei denen weisse nicht willkommen sind. premierminister rishi sunak kritisiert das als besorgniserregend

Nur für People of Colour: Jeremy O. Harris’ Theaterstück «Slave Play» handelt von gemischtrassigen Paaren, die Phantasien aus der Sklavenzeit ausleben. Luca Bruno / AP

Das Noël Coward Theatre ist eines dieser alten, plüschigen Häuser im Londoner West End, wo sich ein Theater ans andere reiht. Normalerweise gehen von diesen Bühnen, klassischen Anlaufstellen von Wochenend-Entertainment, nicht gerade scharfe Provokationen aus. Doch jetzt hat sich das Management etwas einfallen lassen, was zum Politikum wurde.

Bei zwei Vorstellungen von Jeremy O. Harris «Slave Play» sollen weisse Besucher draussen bleiben. Zuschauer, die sich als People of Colour identifizieren, werden bevorzugt zugelassen. Die Idee dahinter: Schwarze Theaterbesucher sollten «ein Event frei vom ‹weissen Blick› erfahren und diskutieren können».

Die Ankündigung provozierte Widerspruch bis in die obersten Ränge der Politik. Premierminister Rishi Sunak verurteilte die Aktion als besorgniserregend. «Der Premierminister ist ein grosser Fan der Künste, und er glaubt, dass sie jedem offenstehen sollten», so hiess es aus Downing Street. «Es wäre ganz klar falsch und spaltend, das Publikum auf der Basis von Rassenzugehörigkeit zu begrenzen.» Die Eltern des Premierministers stammen aus dem indischen Punjab, Sunak ist selbst eine «person of colour».

«Ich sage, Schwarze haben Vortritt!»

Sunak wies darauf hin, dass Kunstorte Empfänger öffentlicher Zuschüsse seien, also von allen Steuerzahlern finanziert werden, und deshalb niemanden ausschliessen sollen. Allerdings erhalten die Londoner West-End-Theater im Vergleich zu deutschsprachigen Theatern wenig Subventionen, und sie haben ihre Preise nach der Covid-Pandemie drastisch erhöht; Theaterkarten zwischen 50 und 150 Pfund sind die Norm.

Die Ankündigung der umstrittenen, in der Presse und im Netz heftig diskutierten «Black Out Nights» ist womöglich eine clevere Werbemassnahme. Doch wer mehr People of Colour in die mehrheitlich von weissen Zuschauern besuchten britischen Theater bringen will, muss andere Mittel statt des vollkommen inakzeptablen Instruments der Rassentrennung finden. Zumal in einer Gesellschaft, die sich ohnehin immer tiefer spaltet. Da wirkt es ziemlich schwach, wenn der Autor von «Slave Play» in einem Post auf der Plattform X einräumt: «Ich sage ja nicht einmal ‹blacks only›. Ich sage, Schwarze haben den Vortritt!»

Neu ist die Idee der «Black Out Nights» nicht. Unter anderem wurde sie bei der Aufführung von «Tambo & Bones» von Dave Harris, einem amerikanischen Dramatiker, 2023 am Theatre Royal Stratford praktiziert. Ebenso wie bei «Daddy» von Jeremy O. Harris 2022 am Almeida Theatre in London. Jeremy O. Harris hatte das Konzept auch 2019 schon an den New Yorker Broadway getragen, mit dem gleichen Stück, das jetzt in London aufgeführt wird.

«Slave Play» wird als «das Stück mit den meisten Tony-Nominierungen aller Zeiten» vermarktet. Allerdings gewann es den wichtigsten amerikanischen Theaterpreis in keiner einzigen Kategorie, wie die Londoner «Times» anmerkte. Das Stück hat am 29. Juni in London Premiere, der Game-of-Thrones-Star Kit Harington spielt die Hauptrolle.

Phantasien aus der Sklavenzeit

Würde eine Kulturinstitution das Gegenteil dessen vorschlagen, was das Noël Coward Theatre tut, wenn es also an bestimmten Abenden bevorzugt Menschen einladen würde, die sich als «weiss» identifizieren: Der Sturm der Entrüstung wäre nicht auszudenken. Im umgekehrten Fall, wo weisse Zuschauer vom Besuch abgehalten werden, kommt freilich das Argument ins Spiel, bei den Bevorzugten handle es sich um gesellschaftlich Benachteiligte, die einer Schutzzone bedürften. Und es seien ja nur zwei Abende.

Die Rassentrennung, die das Theater an diesen beiden Abenden vorschlägt – ein Zwang besteht rein formell tatsächlich nicht –, ist nicht zuletzt deshalb problematisch, weil sie auch Familien entzweien wird. Viele nichtweisse Zuschauer und Zuschauerinnen in London haben weisse Partner. Sollen sie an diesem Theaterabend zu Hause bleiben? Offenbar ist gerade dies wenn nicht gewollt, so doch suggeriert. Oder es wird zumindest in Kauf genommen. In Jeremy O. Harris’ Stück geht es um gemischtrassige Paare, die Phantasien aus der Sklavenzeit ausleben.

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