Mogelpackung des Monats: Granini ersetzt Hälfte des Fruchtsafts durch Zuckerwasser
Die Lebensmittelindustrie nutzt viele Möglichkeiten, um Verbrauchern weniger Ware für mehr Geld unterzujubeln. Gerne wird neuerdings an teuren Zutaten gespart. Auf die neue Rezeptur wird aber nicht deutlich hingewiesen, wie die Verbraucherzentrale bemängelt.
Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern.
In diesem Monat bekommt der “Granini Trinkgenuss Orange” des Herstellers Eckes-Granini den Titel “Mogelpackung des Monats” von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) verliehen. Das Getränk, das jahrelang als 100 Prozent Fruchtsaft verkauft wurde, enthält plötzlich nur noch 50 Prozent Orangensaft, der Rest wird nun mit Zuckerwasser aufgefüllt. Der Zuckergehalt ist von 8,8 auf 9,2 Prozent gestiegen.
Der Verkaufspreis ist hingegen gleich geblieben, sodass Verbraucher bezogen auf den Fruchtsaftanteil jetzt das Doppelte bezahlen. Auf die neue Zusammensetzung des Getränks wird von Eckes-Granini hingegen nicht transparent hingewiesen.
Laut VZHH spart die Lebensmittelindustrie neuerdings gerne an wertvollen Zutaten, um ihre Kosten zu senken. Die Masche nennt sich Skimpflation. Das englische Wort “skimp” heißt knausern oder einsparen und bedeutet nicht per se, dass der Preis für ein Produkt versteckt steigt (wie bei der Shrinkflation), sondern dass dessen Qualität sinkt. Nach Auskunft der Verbraucherschützer geht Skimpflation nicht selten mit Shrinkflation einher – also mit reduzierten Füllmengen bei gleichem Preis. So verbessern die Anbieter ihre Marge gleich doppelt.
Ja, ja, die Rohstoffpreise
Eckes-Granini verweist in einer Stellungnahme darauf, dass eine ” ( … ) Kombination aus einer geringeren Ernte bei zeitgleich steigender Nachfrage(…) zu einem starken Anstieg der Rohstoffpreise ( … )” führe. “Um die unverbindlichen Preisempfehlungen (UVP) des Granini-Sortiments in diesem Jahr stabil halten zu können, haben wir den Granini-Orangensaft (Fruchtgehalt 100 Prozent) durch einen Orangennektar (Fruchtgehalt 50 Prozent) ersetzt. Diese Anpassung ermöglicht es uns, einerseits die Verfügbarkeit trotz der momentanen Knappheitssituation zu gewährleisten und andererseits die Preise trotz erheblicher Preissteigerung der Rohware konstant zu halten.”
Doch das ist laut VZHH nur die halbe Wahrheit. Der Verkaufspreis von aktuell 2,29 Euro pro Flasche beispielsweise bei Rewe – bei halbem Fruchtsaftgehalt – ist zwar konstant geblieben, wurde aber in einem ersten Schritt bereits 2023 erhöht. Laut Preis-Apps kostete die Flasche Granini Trinkgenuss Orange Anfang 2023 noch 1,79 Euro. Bezogen auf den Fruchtsaftgehalt zahlt die Kundschaft innerhalb eines guten Jahres also 156 Prozent mehr für das Getränk.
Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern. Vorausgesetzt, sie entdecken diese auch. Die VZHH bietet die Möglichkeit, auf Produkte, mit denen Kunden derart (weniger Inhalt bei gleichem Preis) getäuscht werden, aufmerksam zu machen. Sie macht diese Produkte dann öffentlich und kürt sie zur Mogelpackung des Monats und des Jahres.
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