Wieso Schattenbanken immer bedrohlicher für das Finanzsystem werden

wieso schattenbanken immer bedrohlicher für das finanzsystem werden

FILE PHOTO: A construction worker casts a shadow as he works on a Taylor Wimpey housing estate in Aylesbury

Die größte Gefahr für das internationale Finanzsystem liegt weitgehend im Schatten. Das geht aus den regelmäßigen Warnungen vor den Gefahren für die Stabilität, die von wenig regulierten Finanzdienstleistern, sogenannten Schattenbanken, ausgeht. Nicht nur die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) forderte mehrmals, diese Nichtbanken stärker an die aufsichtsrechtliche Leine zu nehmen. Auch Aufseher und Spitzenbanker wie Colm Kelleher, Verwaltungsratschef der Schweizer Großbank UBS, sind besorgt: “Ich denke, die nächste Krise, wenn sie ausbricht, wird in diesem Sektor entstehen”, sagte er vergangene Woche.

Dabei handelt es sich um Finanzunternehmen, die zwar ähnliche Geschäfte wie Banken tätigen, aber weniger streng reguliert sind. Dazu zählen etwa Hedgefonds oder Private-Equity-Gesellschaften – oder auch private Kreditfonds. Deren Volumen hat sich seit der Finanzkrise durch die lange Tiefzinsphase nämlich enorm aufgebläht, nämlich von weltweit etwa 235 Milliarden auf nunmehr geschätzte 1,6 Billionen Dollar. Kein Wunder, schließlich spielten die Anbieter für ihre Geldgeber hohe Erträge ein. Laut dem Analysehaus Preqin lag deren durchschnittliche Rendite bei mehr als neun Prozent.

Vor starkem Wachstum

Daher wundert es nicht, dass der Markt Preqin zufolge im zweistelligen Prozentbereich wachsen und 2028 ein Volumen von 2,8 Billionen Dollar erreichen soll. Bisher wird das Geschäft hauptsächlich mit dem Kapital von institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen gespeist. Künftig werde sich die Branche aber auch vermehrt an Kleinanleger wenden.

Um die hohen Renditen einzufahren, müssen die Kreditfonds im Gegenzug auch höhere Risiken eingehen. Etwa bei der Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), deren Bonität nicht von Ratingagenturen geprüft werde, heißt es aus der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Zudem steigern einige Anbieter die Renditen dadurch, dass sie ihre Kreditfonds selbst auch mit Schulden finanzieren. Eine gefährliche Gemengelage für diesen kaum regulierten und intransparenten Bereich des Finanzsystems. Allerdings ist dieser mit dem Rest des Finanzmarkts stark verflochten, dass die Risiken auch auf diesen ausstrahlen.

Private Kreditfonds könnten Risiken für Verbraucherschutz, Marktintegrität sowie die Finanzstabilität bergen, erklärt die Bafin auf Anfrage des Handelsblatts. “Das daraus resultierende systemische Risiko wird durch die Hebelung von einigen privaten Kreditfonds noch erhöht”, heißt es weiter. Zudem kritisiert die Aufsicht die zu geringe Transparenz der Fonds – unter anderem wegen geringer Berichterstattungspflichten.

“Zweifellos anfällig”

“Die historisch niedrigen Zinsen haben zu einem erheblichen Fremdkapitalanteil in den Bilanzen der Unternehmen in den Industrieländern geführt”, sagt Christian Stracke, der das Anleihen-Research beim Vermögensverwalter Pimco leitet. Wegen der gestiegenen Zinsen ist gemäß der Bafin damit zu rechnen, dass künftig mehr Kredite von Schattenbanken ausfallen werden. Der Bereich sei “zweifellos anfällig”, ergänzt Stracke.

Das systemische Risiko steigt laut einer Analyse der Ratingagentur Moody’s, da riesige Vermögensverwalter wie Blackrock und Fidelity sowie Private-Equity-Firmen immer mehr Kapital in diesen Bereich lenken. Die hohen Zinsen würden nun die Widerstandsfähigkeit der privaten Kreditmärkte testen. “Wie diese Märkte ihren ersten zyklischen Abschwung bewältigen, wird auch Auswirkungen auf die Kreditausfälle der Unternehmen und möglicherweise auf die breitere Wirtschaft haben”, gibt Moody’s zu bedenken. (Alexander Hahn, 21.11.2023)

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