Signa: Druck auf Aufsichtsräte vor deren Rücktritt

signa: druck auf aufsichtsräte vor deren rücktritt

Immer mehr Signa-Gesellschaften müssen Insolvenz anmelden. Und damit werden auch die Forderungen der Geldgeber immer größer. Einige von ihnen sind auch Bereit, vor Gericht zu ziehen.

Manche Geschäftsfelder sind auch für erfahrene und versierte Aufsichtsräte Neuland. Zum Beispiel das Zusammenspiel zwischen einem Aufsichtsrat und einem Insolvenzverwalter sowie Treuhänder, wie das gerade bei den insolventen Immobilienholdings Signa Prime Selection und Signa Development Selection der Fall ist. Nach nur fünf Tagen haben die Unternehmerin Karin Exner-Wöhrer (Salzburger Aluminium Group) und der Immobilienexperte Michael Mitterdorfer ihre Aufsichtsratsmandate bei beiden Firmen zurückgelegt. Offiziell, weil man sich wegen bestimmten Aspekten der Mandatsausübung uneins sei. 

„Es traten Auffassungsunterschiede über die Rolle und Aufgaben des Aufsichtsrats im Sanierungsverfahren auf. Diese ließen sich nicht restlos klären. Deswegen haben wir gestern die Gremien informiert, dass wir das uns verliehene Aufsichtsratsmandat in der SIGNA Development Selection AG sowie SIGNA Prime Selection AG zurücklegen,” werden Exner-Wöhrer und Michael Mitterdorfer in einer Aussendung zitiert. 

 

Wie „profil“ aus involvierten Kreisen erfuhr, soll aber auch der Druck, möglichst schnell einen neuen, bereits vorab ins Auge gefassten Vorstand zu wählen und so schnell wie möglich Immobilien zu verwerten, zum Rücktritt beigetragen haben. „profil“ konnte die Inhalte entsprechender Schreiben des Insolvenzverwalters Norbert Abel an die Signa-Aufsichtsräte einsehen. Dort ist etwa am 11. April die Rede davon, dass keine Möglichkeit bestehe, „mit der Beschlussfassung zum Vorstand noch länger zuzuwarten“. Tatsächlich wurde dann am 12. April Herwig Teufelsdorfer (ehemals im Vorstand der s Immo), zum Vorstand der Signa Prime Selection gewählt. Markus Neurauter wiederum wurde zum Vorstand der Signa Development Selection bestellt. 

Beide Vorstände waren bereits im Vorfeld von Erhard Grossnigg, der ja zwischenzeitig Sanierungsvorstand der beiden Gesellschaften war, in Absprache mit den Sanierungsverwaltern und Gläubigervertretern ausgewählt und dem neuen Aufsichtsrat vorgeschlagen worden. Geplant war,  dass der neue Aufsichtsrat unmittelbar nach seiner eigenen Bestellung nach der Hauptversammlung vergangene Woche auch die neuen Vorstände wählt.

Nun dürfte es aber Auffassungsunterschiede geben haben. Und zwar dahingehend, dass sich mache einen längeren Suchprozess und ein breiter angelegtes Hearing gewünscht hätten. Auch in Bezug auf die Vergütung und den Versicherungsschutz soll es Auffassungsunterschiede gegeben haben. 

Keine Zeit

Der Bestellung am 12. April waren Appelle des Sanierungsteams vorausgegangen, schnellstmöglich einen handlungsfähigen Vorstand zu bestellen, samt der Ankündigung, ansonsten der „Schadensminderungspflicht“ nachkommen zu müssen, die in diesem Fall gegenüber den Gläubigern gilt. Das Drängen dürfte offenbar nicht bei allen Aufsichtsräten gut angekommen sein. 

Und tatsächlich kommt der Zeitdruck nicht von ungefähr. Ein Großteil der Signa-Immobilien in Deutschland ist insolvent oder in der sogenannten Vorinsolvenz. Dazu zählen der halbfertige Elbtower in Hamburg, die Galeria-Liegenschaften oder die Alte Akademie in München. In Wien ist das Lamarr auf der Wiener Mariahilferstraße pleite. Bis Ende April müssen die Signa-Vorstände vor allem bei der Signa Prime eine Reihe deutscher Immobilien aus der Vorinsolvenz herausholen, um sie für die Gläubiger zu verwerten und einen weiteren Wertverlust zu vermeiden. „Uns ist wichtig, dass der Sanierungsfahrplan auf Schiene ist“, sagt ein Sprecher von Sanierungsverwalter Norbert Abel zu „profil“. 

Mehr möchte man weder seitens der Insolvenzverwalter noch seitens der Signa selbst zum Rücktritt der beiden Aufsichtsräte sagen. Von der übergeordneten Signa Holding, die mittlerweile ein Konkursfall ist, hieß es auf Nachfrage: „Der Masseverwalter der Signa Holding bedauert den nachvollziehbaren Entschluss.“

Exner-Wöhrer und Mitterndorfer folgten – zumindest für kurze Zeit – einigen zurückgetretenen und durchaus prominenten Signa-Aufsichtsräten nach: Ex-SPÖ-Budeskanzler Alfred Gusenbauer, Wüstenrot-Bausparkassen-Chefin und Ex-FPÖ-Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn, Ex-RBI-Chef Karl Sevelda und Ex-Bank-Austria-Generaldirektor Karl Samstag. Ob jetzt schon wieder neue Aufsichtsratsmitglieder gesucht werden, ist noch offen. Sowohl Signa Prime als auch Signa Development sind mit zwei gewählten Vorständen und je drei verbliebenen Aufsichtsräten gesellschaftsrechtlich gesehen handlungsfähig – sofern kein weiterer Rücktritt erfolgt. 

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